Die Niedrigzinsphase ist für kleinere Genossenschaftsbanken wie die GLS Bank eine große Herausforderung. Diese Niedrigzinsphase wird durch eine massive Überliquidität an den Finanzmärkten erzeugt, die durch die aktuellen Anleihenkäufe der EZB noch verstärkt wird.
Die niedrigen Zinsen haben im Übrigen eine Flucht von Anlegern in Aktien, Gold, landwirtschaftliche Flächen oder Immobilien zur Folge. Dies ist eine „versteckte Inflation“ in diesen Segmenten, was zum Beispiel zu extrem verteuertem Wohnraum und damit zu sozialen Problemen führt. Gleichzeitig wird ein enormer Finanzierungsbedarf in den Bereichen Soziales, Kultur, Ökologie, Forschung und Entwicklung nicht gedeckt, obwohl es gerade diese Finanzierungen sind, die wirkungsvoll zu einem Abbau der Überliquidität führen können.
„Versteckte Inflation“
Die Niedrigzinsphase ist eine Gefahr für die Banken, denn die Zinsmarge schrumpft. Die Banken verlieren ihre Fähigkeit, die Wirtschaft mit Krediten zu versorgen. Das ist das genaue Gegenteil dessen, was die EZB eigentlich erreichen wollte. Die aktuelle Entwicklung kommt also ehern den Finanzmärkten zugute als den Banken. Die Verkehrung des Systems geht also weiter: Nicht die (sozial-ökologische) Realwirtschaft wird gestärkt, sondern die Finanzmärkte. Wir setzen uns daher gemeinsam mit Akteuren wie die Global Alliance for Banking on Values dafür ein, dass sich das Finanzsystem an sich ändert und auf seine eigentliche Kernaufgabe zurückbesinnt: Die Finanzierung menschlicher Grundbedürfnisse.
Thomas Jorberg, Vorstand GLS Bank
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