2015 – von Blockupy bis Kulturwandel

Für die Bank- und Finanzbranche war 2015 ein unruhiges Jahr. Zwar blieb man von einer großen Krise verschont, aber trotzdem gab es einige Brandherde zu löschen. Die Ausschreitungen in Frankfurt haben dabei genauso negative Presse verursacht, wie die in Gerichtssälen omnipräsenten Vorstände der Deutschen Bank. Ein  Kommentar.


Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank ist vielen Menschen ein Dorn im Auge. Soweit so gut. Doch Mario Draghi hält es noch lange nicht für angebracht, mit der Geldflutung der Märkte aufzuhören. Im März dieses Jahres hatten die Unruhen dann ihren absoluten Höhepunkt erreicht. Eine eigentlich als friedliche Kundgebung geplante Veranstaltung der Protestbewegung „Blockupy“ eskalierte in der Frankfurter Innenstadt und was folgte, waren Bilder, die teilweise an einen Bürgerkrieg erinnerten. Insbesondere Polizisten sahen sich enormer Gefahr ausgesetzt und bekamen die Wut der Bürger zu spüren. Auch wenn die Thematik schon schneller als erwartet von den Titelseiten der Zeitungen verschwunden war – sei es durch die Spekulationen um einen möglichen Grexit oder die aktuelle Flüchtlingskrise – hat die „inhaltliche“ Auseinandersetzung mit den Entscheidungen der Entscheider neue Dimensionen angenommen. Das zeigt auch der Austausch der Menschen in den sozialen Netzwerken: Schon längst nicht mehr nimmt der Ottonormalverbraucher einfach alles hin. Bis jetzt hat der Deutsche nur verbal gemeckert. Nun geht er auf die Straße. Ob das den Damen und Herren im Elfenbeinturm einen Grund zur Selbstreflexion gibt, wage ich zu bezweifeln.

Die Deutsche Bank dürfte man in einem kurzen Jahresrückblick dieser Art eigentlich gar nicht erwähnen, denn zu schnell kommt man beim größten deutschen Geldhaus von Hölzchen auf Stöckchen. Die juristischen Auseinandersetzungen haben auch in diesem Jahr so manchen Bürger – egal, ob Banker oder nicht – mit dem Kopf schütteln lassen. Der angestrebte Kulturwandel lässt sich in jedem Fall nicht so einfach vollziehen, wenn ehemalige und nur noch auf absehbare Zeit aktive Vorstände eine Dauerkarte auf der Anklagebank haben. 2,5 Milliarden Euro Schaden im Rahmen des Libor-Skandals (Leitzinsmanipulation), die nicht enden wollende Kirch-Affäre oder der Vorwurf der Geldwäsche – die Liste ist wahrlich lang, doch gibt es ebenso Profiteure: Bildarchive, welche die Lizenzen für Fotos der beiden Deutsche-Bank-Türme in Frankfurt unter einer verhangenen Wolkendecke besitzen, können sich über fehlenden Umsatz nicht beklagen. Denn zu oft müssen Redakteure von einschlägigen Blättern auf diese zurückgreifen.

Es bleibt spannend, was der Branche im Jahr 2016 droht. Den Blick in die Kristallkugel wagen viele Leute, doch oftmals handelt es sich hier um reine Spekulation, der sich die Redaktion dieser Zeitung nicht anschließen will. Vielmehr hoffen wir, dass groß angekündigte Veränderungen – etwa ein Kulturwandel – wirklich in die Tat umgesetzt werden. Und dazu zählt nicht etwa der Verkauf einer Tochter wie der Postbank.

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