Die aktuellen Überlegungen der Sparkassen-Gruppe, eine eigene Direktbank zu gründen oder zu kaufen, zeigen vor allem eines ganz deutlich: Sie verkennen ihr eigentliches Erfolgs-Gen.
Viele Unternehmensberater predigen seit vielen Jahren die Umsetzung einer Multikanal-Strategie. Übrigens für die jüngeren Leser sei hier angemerkt: Sie lautet seit ein paar Jahren „Omnikanal-Banking“, aber sie ist im Prinzip auch nur alter Wein in neuen Schläuchen. Die Mainzer Volksbank hat den Weg schon 1996 für sich entdeckt und mit der Marke MVBdirekt versucht, auch junge Kunden für sich zu gewinnen. Haben Sie es bemerkt? 1996! Bankgeschäfte über alle – damals verfügbaren – Kanäle erledigen, aber nicht zu einer Direktbank wechseln zu müssen, so der Slogan, mit dem öffentliche Busse durchs beschauliche Mainz pendelten.
Eine Direktbank für die Sparkassen? Und am liebsten mit der DKB starten? Genau der Bank, die den Sparkassen-Fürsten ohnehin seit Jahren ein Dorn im Auge ist? Verhilft sie doch lediglich ihrer Mutter, der BayernLB, zu zuletzt einem Drittel des Erfolgs. Und dann noch der Frankfurter Sparkasse die eigene 1822direkt „enteignen“, die sich auch schon seit Jahren nicht an das verabredete Regionalprinzip hält.
Der aktuelle Anteilseigner der DKB ist nicht gerade ein Erfolgstreiber, wie Insider berichten. Ein Stichwort dazu lautet: Einstellungstopp. Eine neu fusionierte Super-Sparkassen-Direktbank wird alles andere als einen kräftigen Schub erfahren, wenn 384 Sparkassen mitreden sollen. Das wird aber wahrscheinlich ohnehin nicht passieren, denn wenn der Verband in der Vergangenheit Geschäftsmodelle mit all seinen Mitgliedern an den Start bringen wollte, haben selten alle Institute mitgemacht.
Beim aktuellen Wirbel um die Sparkassen-Direktbank ist der Blick manches Betrachters gleich wieder vernebelt. Man erinnert sich: Wie war das eigentlich nochmal mit yomo? Eine Smartphone-Bank für junge Leute aus dem Lager der Sparkassen. Hat ja eingeschlagen wie eine Bombe…
Amazon eröffnet Retail-Offline-Shops, myToys ebenfalls und mymuesli gibt es auch im Supermarkt. Der Erfolgsfaktor: Online und Offline intelligent, digital und kundenorientiert verschmelzen. Die Assets der Sparkassen sind ihre Filialen, die persönliche Beratung und immer noch eine starke Kundenbindung.
Diese DNA sollte nicht mit einer eigenen Direktbank aufgegeben werden, die sich in keinster Weise von Wettbewerbern unterscheidet. Sie sollte stattdessen erweitert werden durch ein exzellentes Digitalangebot – und bei Bedarf kann der Kunde weiterhin auf die oftmals gut ausgebaute Infrastruktur der Sparkassen zurückgreifen. Damit kann eben keine der bestehenden Direktbanken aufwarten. Ob die DNA der Sparkassen jemals eine große Direktbank hervorbringt – da bleiben Zweifel.