Eine Frage des Mindset

Alle Mitarbeiter auf die Reise der digitalen Transformation mitnehmen? Und begeistern? Begeistern kann sich ein Mensch nur von sich aus. Anlässe dafür können wir schaffen. Allerdings haben wir das erst nach einer Weile gelernt.


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„Wir brauchen die richtige Haltung, das richtige Mindset!“ Gängige Aussage im Bullshit-Bingo der New-Work-Bewegung. Und mittlerweile nicht nur auf den Kongressbühnen des Landes, sondern auch in Unternehmen laut zu hören. Doch was genau steckt hinter dem „richtigen Mindset“? Zumindest mal genau diese Frage. Denn damit fängt Lernen an. Die Antwort sollte jedes Unternehmen für sich finden. Doch die Blaupause steht nicht im Strategiepapier.

Bei uns stand nur das hehre Ziel, alle rund 25.000 Mitarbeiter der Postbank für die „digitale Transformation zu befähigen und zu begeistern“. Das war und ist Ziel der vierten Säule der Digitalisierungsstrategie – neben den drei Säulen Effizienz, Wachstum und Technologie. Doch wie organisiert man einen solchen kulturellen Wandel im Unternehmen? Was bedeutet eine „Digital Culture“ für uns? Wie bricht man Silos in den Köpfen, in Strukturen und der Kommunikation auf? Wie begeistert man Mitarbeiter? Wie funktioniert Ver(haltens)änderung tatsächlich? Und müssen wir eigentlich alle mitnehmen?

Menschen, die etwas bewegen wollen

Erstes Learning auf unserer Reise war, dass wir nicht die Einzigen im Unternehmen sind, die sich Gedanken zu den Handlungsfeldern Lernen, Führen, Verhalten oder Infrastruktur machen. Unsere Stärke sollte also nicht in der „Neu-Interpretation“ liegen, sondern im Verbinden von vorhandenem Wissen und im Vernetzen. Im Zusammenschließen aller notwendigen und vorhandenen Ressourcen – nicht primär der budgetären Ressourcen, vielmehr von Wissen und Menschen, die etwas bewegen wollen. Mit diesen Partnerschaften lassen sich Botschaften und Formate eines kulturellen Wandels auf Wirksamkeit und Anwendbarkeit testen. Und es erhöht den „blast radius“ einer digitalen Kultur in unser Unternehmen hinein.

Weiteres Learning bei diesem Projekt: Am besten ist man immer mit klarer Haltung. Das bedeutet, sich selbst und seine Aufgaben radikal zu hinterfragen, den vielzitierten „Purpose“ etwa oder das „Why“ zu verstehen und auch verständlich weitergeben zu können. Wir sind nicht allein für die digitale Transformation zuständig oder nur für das „Digitalisierungs-Mindset“, sondern müssen vielmehr die Notwendigkeit einer digitalen Kultur und deren Vorteile aufzeigen. Wir müssen den passenden Rahmen schaffen: aufklären, erlebbar machen, unterstützen und vernetzen. Den richtigen Mix aus digitalen und analogen Formaten, die auf Einstellung, Wissen und sogar Spaß einzahlen. Das alles fördert das Verständnis, die Nachvollziehbarkeit, eine mögliche Identifikation – ja vielleicht sogar Begeisterung.

Kulturarbeit ist harte Strategiearbeit

Zugegeben, eine solche „Grassroot-Bewegung“ hört sich anstrengend und zeitintensiv an. Ist es auch. Doch es ist immer noch besser, als gar nichts zu tun. Oder auf Commitment und Entscheidungen zu warten. Kulturarbeit ist, man glaubt es kaum, tatsächlich harte Strategiearbeit. Auch wenn es nicht immer Spaß macht und anstrengend ist. Alles eine Frage des richtigen Mindset.