In Banken mit teils starren Hierarchien hängt alles von der Meinung der Vorgesetzten ab. Doch wenn jede kleine Entscheidung und jede Idee vom Chef abgesegnet werden muss, drehen sich die Zahnräder nur langsamer. Dabei wandelt sich das Umfeld der Banken immer schneller und irgendwann kommt der Punkt, an dem der Erfolg hauptsächlich von Veränderungen abhängt.
Warum nicht nur das Ziel festlegen und ein Team aus Experten und Generalisten daran arbeiten lassen? Selbstorganisation und Kreativität sind die wichtigen Stichworte. Denn wenn in einem Team jedes Mitglied gleich viel Verantwortung am Erfolg oder Scheitern hat, wird oft ungeahntes Potenzial frei. Auch die Finanzbranche hat das erkannt, denn mittlerweile haben, laut der Studie „Agile Methoden bei Banken und Versicherungen“ von PPI, sieben von zehn Banken ihre IT-Entwicklungsprojekte auf agile Methoden umgestellt.
Eine beliebte Variante der agilen Methoden ist Scrum. Sie ist der Spitzenreiter, denn 37 Prozent der Banken organisieren ihre IT-Entwicklungsprojekte nach ihr. Andere Methoden sind Kanban und Design Thinking.
Das ist Scrum
Scrum ist eine Form des agilen Projektmanagements. Es werden Teams gebildet, die eine klare Zielvorgabe und einen Arbeitszeitraum bekommen. Dann arbeiten fünf bis acht Teammitglieder an dem Projekt und sind alle gleichmäßig für den Erfolg verantwortlich. Sie organisieren die Arbeit selbst und es gibt keine klare Rollenaufteilung. In sogenannten Sprints werden die Aufgaben erledigt und nach Ende der Frist werden die Erkenntnisse genutzt, um für den nächsten Sprint zu lernen. Einen Teamleiter gibt es nicht, sodass sich die Verantwortung auf alle Teammitglieder verteilt.
Welche Rollen gibt es?
Die Rollen im Scrum-Geflecht sind auf den Product Owner, das Entwicklungsteam und den Scrum Master aufgeteilt. Die Aufgaben des Product Owners sind die Zielsetzung und die Priorisierung dieser Ziele. Er hält Rücksprache mit den Stakeholdern, die ihn beraten, und dem Entwicklungsteam und trägt die Anforderungen in eine Liste, das Backlog, ein.
Der Scrum Master ist für den Rahmen des Entwicklungsteams verantwortlich. Er gehört zwar selbst nicht mit zum Entwicklungsteam, erstellt aber die Regeln und überprüft deren Einhaltung. Sein Hauptziel ist es, den reibungslosen Ablauf zu gewährleisten und Störungen zu beseitigen.
Das Entwicklungsteam arbeitet die Prioritätenliste ab und trägt die Verantwortung für das Erreichen der geplanten Ziele. Das Team ist interdisziplinär zusammengestellt, sodass jeder an allen Bereichen mitwirken kann und sich nicht nur auf den eigenen Teil des Projekts konzentriert. Der Fokus liegt auf der Gesamtleistung des Teams.
Der Ablauf mit Scrum
Während einer Arbeitsphase, dem Sprint, wird das gesamte Aufgabenpaket in kleinere Aufgaben (Tasks) unterteilt und jeden Tag werden die Arbeitspakete bearbeitet. Wurde eine Aufgabe nicht beendet, wird das in den Sprint-Backlog eingetragen und sie kann an einem anderen Tag wiederaufgenommen werden. In einem Meeting, das auf 15 Minuten beschränkt ist, tauschen sich die Teammitglieder aus, wer woran als letztes gearbeitet hat und wie weit derjenige gekommen ist. Ist die Frist für den Sprint abgelaufen, präsentiert das Team die Fortschritte und das Produkt. Im Anschluss werden Verbesserungen besprochen und in einem weiteren Sprint als Ziele festgelegt. Dann beginnt der Prozess erneut.
Probleme mit agilen Methoden
Vor der Einführung von Scrum sollte geprüft werden, ob das Konzept zur Unternehmenskultur passt. Ist es im Unternehmen durchsetzbar und wie schnell kann man die Veränderungen umsetzen? Zudem gibt es keine Garantie, dass die Methode Erfolge bringt. Dafür müssen Team, Umgebung und Zielsetzung zusammenpassen. Nur wenn gewonnene Erkenntnisse zur Verbesserung genutzt werden, können Prozesse optimiert werden. Vor allem die Auswahl des Teams ist entscheidend. Wer nicht von seiner bisherigen Position abrücken kann oder will, ist für ein Scrum-Team in der Regel ungeeignet.
Scrum bietet viele neue Möglichkeiten: effizientes, kreatives Arbeiten mit viel Selbstverantwortung. Daraus können Erfolgswunder entstehen, aber auch Zuständigkeiten-Chaos. Der Erfolg der agilen Methode hängt davon ab, wie sie genutzt wird.
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