In den 1970er- und 80er-Jahren finanzierten die meisten Banken – auch – Atomkraft, Panzer, Raketen oder den Ausbau von Flughäfen. Das brachte Klima-Aktivisten, die durch ihre Bankkonten solche Projekte indirekt förderten, auf die Idee, eine alternative Ökobank zu eröffnen. So gründete sich 1984 der Verein „Freunde und Förderer der Ökobank“ mit 16 Mitgliedern. Der Verein war für die Sammlung des Gründungskapitals und die Entwicklung eines Bankkonzepts zuständig. Natürlich sollte er auch die Zulassung der Bank erreichen.
Obwohl es zu Beginn Probleme bei der Einlagensicherung gab, konnte die Ökobank im März 1988 in das Register eingetragen werden. Grundlegend dabei war die Erlaubnis des Bundesaufsichtsamts für das Kreditwesen (BAKred). Im Mai 1988 öffnete die Ökobank in Frankfurt am Main ihre Türen. In Deutschland war sie die erste ihrer Art.
Die „Turnschuhbanker“ und ihre Ökobank
Das Motto der neuen Alternativbank: „Nehmt den Banken das Geld weg“. Anders als andere Kreditinstitute sollte die genossenschaftliche Ökobank als „grüne“ Bank also Umweltprojekte finanzieren und vorantreiben. Favorisierte Projekte bekamen bessere Konditionen.
Die Bank führte bis auf wenige Ausnahmen alle klassischen Bankgeschäfte durch. Geplant war auch, einen anderen Wirtschaftskreislauf ins Rollen zu bringen. Mit den Einlagen sollten die Ziele erreicht werden, die die Gründer im Kopf hatten – die auch durchaus politisch motiviert waren.
Denn die Ökobank erwuchs aus dem Umfeld von Grünen, SPD, Kirchen und Gewerkschaften. Alle hatten sie den Verein „Freunde und Förderer der Ökobank“ bei den Gründungsbemühungen der Bank unterstützt.
Die Bankbranche hielt von den, auch als „Turnschuhbanker“ bezeichneten, Ökobankern nicht viel. Doch der Erfolg gab ihnen Recht: Innerhalb von drei Jahren hatte die Alternativbank ein Bilanzvolumen von 120 Millionen DM. Darüber hinaus 43 Mitarbeiter (die Hälfte Frauen) und 32.000 Kunden mit 50.000 Konten. Kurzum: Die Frankfurter Bank war in kurzer Zeit zur größten Alternativbank Europas geworden.
Doch 1999 und 2000 passierten Fehler im Management des Finanzinstituts. Die Ökobank musste 2001 ihr Bankgeschäft aufgeben. Der Grund waren Millionenverluste. 2003 übernahm die GLS Bank einen Teil des Bankgeschäfts. Als OEKOGENO blieb die Genossenschaft erhalten. Ihr Sitz ist in Freiburg. Allerdings ist es ihr untersagt, Bankgeschäfte zu betreiben.
Vorbild Ökobank? Wie nachhaltig sind Banken heute?
Wie sieht es heute aus? Es wirkt manchmal so, als hätten Banken „vergessen“, welche maßgebliche Rolle sie im Kampf gegen den Klimawandel spielen (können). Oder sind sie sich ihrer ökologischen Verantwortung nicht (immer) bewusst?
„Banken werden von der Europäischen Kommission als maßgeblicher Faktor im Kampf gegen den Klimawandel betrachtet. Beim Aufbau einer ökologischen Zukunft nehmen vor allem nachhaltige Geldanlagen einen relevanten Stellenwert ein“, schreibt Dirk-Michael Mitter, Head of Group Brand & Communication Germany, Head of CSR Germany bei der
BNP Paribas, in seinem Beitrag „Nachhaltigkeit ist mehr als nur ‚grünes Geld’“ (BANKINGNEWS-Ausgabe 276). Mitter betont den akuten Handlungsbedarf bei den Bemühungen um die Einhaltung von Umwelt- und Klimazielen.
Tatsächlich steht der Erde das Wasser buchstäblich bis zum Hals. „Knapp zwei Erden verbrauchen wir Menschen derzeit, 2050 werden es bei derzeitigem Ressourcenverbrauch mindestens drei sein“, meldet etwa die gemeinnützige Stiftungs-GmbH RESET. Laut Umweltbundesamt wurden 2019 bereits am 29. Juli so viele Ressourcen verbraucht, wie die Erde in einem Jahr erneuern kann. Ein Jahr zuvor war der sogenannte Earth Overshoot Day noch drei Tage später. So sollte es nicht weitergehen.
Banken spielen große Rolle für die Zukunft
Dieser Ansicht ist auch Mitter und sagt: „Der Finanzsektor ist daher gefordert, bei diesem Thema eine Treiberrolle einzunehmen.“ Deshalb habe die BNP Paribas „bereits vor einigen Jahren mit der Etablierung sogenannter Sector Policies entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen. Dies sind klare Kriterien, die bei Finanzierungs- und Investmentvorhaben in besonders sensiblen Branchen Berücksichtigung finden.“ Und: „Mit diesen Sector Policies unterstreicht die Bank ihre Verantwortung für eine nachhaltige Wirtschaft.“
Auch im Zwischenbericht des Sustainable-Finance-Beirats der Bundesregierung wird der Finanzsektor beim Thema Nachhaltigkeit zur Verantwortung gezogen. „Vor den ökologischen und sozialen Herausforderungen der Klimakrise und der Erderhitzung ist die Transformation der produzierenden Wirtschaft elementarer Lösungsbeitrag. Der Finanzmarkt ist ein wichtiger Hebel in diesem Prozess. Er muss die Wirtschaft leiten und unterstützen“, sagt Matthias Kopp, Leiter Sustainable Finance vom WWF Deutschland und Mitglied des Beirats der Regierung für Sustainable Finance, zum Zwischenbericht. Hierzu hat die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) vor Kurzem eine ausführliche Stellungnahme veröffentlicht.
Banking goes green
Viele Banken kommen dieser Verantwortung bereits nach. Auf das Thema Nachhaltigkeit in seinem Haus angesprochen, sagt Andreas Glaser, CFO der Santander Consumer Bank AG: „Wir haben uns dazu comitted und werden dem nachgehen, weil es nachgefragt wird und wir uns auch verantwortlich fühlen. Wir sind eine Bank mit 200.000 Mitarbeitern weltweit und einer unglaublichen Finanzkraft – wir können etwas bewegen.“ Und er fragt: „Wenn wir es nicht vorantreiben, wer dann?“ (BANKINGNEWS Print-Ausgabe 277). So wurde die Banco Santander im Dow Jones Sustainability Index 2019 als nachhaltigste Bank der Welt ausgezeichnet.
Auch die Evangelische Bank möchte „Nachhaltigkeit aktiv annehmen“. Berenike Wiener, dort Head of CSR & Sustainable Finance, schreibt in ihrem Beitrag in der BANKINGNEWS-Ausgabe 277: „Für die Evangelische Bank war die unternehmerische Verantwortung schon immer mehr als eine, die nur auf Bilanzkennzahlen ausgerichtet ist.“
Banken: Ökologisch und verantwortungsvoll handeln
Und Berenike Wiener gibt auch eine Prognose für die Zukunft: „Die Bedeutung ökologischer und sozialer Fragestellungen im Finanzwesen wird weiter zunehmen: Zählten für die BaFin bereits im Jahr 2019 ‚Nachhaltigkeitsaspekte im Bereich Asset Management‘ zu den Aufsichtsschwerpunkten, legt sie im Jahr 2020 einen Fokus auf ‚Nachhaltige Geschäftsmodelle‘ und eine ‚Nachhaltige Finanzwirtschaft‘“.
Diesen regulatorischen und aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen nähere man sich in der Evangelischen Bank „optimistisch und ehrgeizig zugleich“.
Natürlich sind in diesem Kontext auch „grüne“ Banken wie die Umweltbank und die bereits erwähnte GLS zu nennen. Viele Banken werden also grün.
Abgesehen davon, dass Kreditinstitute damit einen wichtigen Beitrag zur Zukunft leisten, gibt es ein weiteres Plus (nicht, dass es bei diesen Themen eines zusätzlichen „Vorteils“ bedürfe): Nachhaltigkeit kommt gut an. Besonders bei den jüngeren Generationen X, Y, Z steht das Thema Umweltschutz weit oben auf der mentalen Agenda. Und diese Menschen sind nun mal die Zukunft – auch des Bankings.
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