Das Krisen-Jahr 2020: Wendepunkt oder laues Lüftchen bei der Deutschen Bank?

Trotz Corona-Krise verbucht die Deutsche Bank 2020 einen Gewinn im ersten Quartal. Hatte die Restrukturierung des Geldhauses dieses Mal tatsächlich Erfolg?


Trotz Corona-Krise konnte die Deutsche Bank gute Zahlen schreiben. Ist das jetzt der Wendepunkt?

Die Deutsche Bank sieht im Investmentbanking den großen Treiber für die nähere Zukunft. Da kam die Corona-Krise zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Aber ausgerechnet während der Krise überraschte die Bank im ersten Quartal 2020 mit erstaunlich guten Zahlen. Sage und schreibe 66 Millionen Euro verdiente das Geldhaus nach Steuern. Vorstandschef Christian Sewing zeigte sich entsprechend erfreut: „Wir sind sehr zufrieden, dass die Ergebnisse für das erste Quartal unsere Fortschritte beim Umbau unserer Bank, die operative Stärke unseres Geschäfts und unsere Widerstandskraft bestätigt.“

Schon 2008 kam die Deutsche Bank ohne Staatshilfen durch die Finanzkrise, die Probleme kamen aber hinterher. 2007 noch auf dem Gipfel des Erfolgs, unter Ackermann gab es einen Gewinn von rund sechs Milliarden Euro und einem Aktien-Rekordhoch von rund 102 Euro,  2008 kam dann die Finanzkrise. Aber der Deutschen Bank konnte das offenbar nicht viel anhaben, Staatshilfen waren keine Option und 2009 wurden schon wieder knapp fünf Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet.

Doch danach folgte die Zeit der Aufarbeitung. Es stellte sich heraus, dass fast überall, wo es nicht mit rechten Dingen zuging, die Deutsche Bank ihre Finger mit im Spiel hatte. Und so gut wie alle Skandale fanden im Verantwortungsbereich von Anshu Jain statt. Richtig, genau der Anshu Jain, der kurz darauf Josef Ackermann an der Spitze der Bank beerben sollte. Als Gegenpol zum forschen Investmentbanker Jain kam Jürgen Fitschen mit in die geteilte Spitze. Doch alle Bemühungen wieder zu den großen Häusern der Branche aufzuschließen, schlugen fehl. Die Deutsche Bank musste viele Milliarden für Strafen und Rechtsstreitigkeiten aufwenden.

2015 trat Jain zurück und John Cryan sollte die Bank wieder auf Vordermann bringen. Unter ihm gab es den höchsten Jahresverlust in der Geschichte der Deutschen Bank: 6,8 Milliarden Euro. 2018 wurde Cryan schließlich vorgeworfen, die Sanierung zu verschleppen und Christian Sewing wurde Vorstandschef.

Nach dem größten Umbau, den die Bank jemals erlebt hat, schrieb sie 2019 einen Verlust von 5,3 Milliarden Euro. Trotzdem zeigte sich Sewing „zufrieden“ mit dem Ergebnis und versprach einen positiven Ausblick. Analysten sahen das etwas anders, viele rechneten auch für das erste Quartal mit einem Verlust. Der überraschende Gewinn, den die Deutsche Bank einfahren konnte, zeigt einen Wendepunkt. Geht es jetzt wieder nach oben oder ist er nur ein laues Lüftchen und der sehr stark in das Jahr startenden deutschen Wirtschaft geschuldet? Die Corona-Krise wird zumindest in Teilen zeigen, ob sich die Bank wirklich gut geordnet hat oder ob der Schein nicht doch trügt.

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