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BANKINGNEWS: Herr Weste, was macht Ihr Unternehmen genau?
Weste: PLUSCARD bietet für Issuer Kreditkarten-Processing und damit verbundene Dienstleistungen an. Unsere Hauptkundengruppe sind Sparkassen und Landesbanken, ergänzt um Privatbanken. Unsere Processing-Plattform PSX ist ein echtzeitfähiges, skalierbares und modulares System. Die Prozesse sind funktionell und schlank, sodass wir Erwartungen und Anforderungen der Sparkassen-Finanzgruppe stets kurzfristig und wirtschaftlich erfüllen können. Kurz gesagt: Das Unternehmen PLUSCARD bietet eine zukunftsfähige Issuing-Processing-Gesamtlösung im Eigentum und unter Kontrolle der Sparkassen-Gruppe.
Die Corona-Krise hat bei Ihnen bestimmt einiges auf den Kopf gestellt, oder?
Ja, aber wir haben dazu viele Maßnahmen entwickelt und bereits umgesetzt. Es wurden zum Beispiel unternehmenskritische Abteilungen aufgeteilt und auf verschiedene Standorte von PLUSCARD verteilt. Besonderes Augenmerk lag auf dem Service für unsere Kunden. Hier wurde, für den hoffentlich nie eintretenden Fall der Fälle von Standortschließungen oder ähnlichen Szenarien, komplett neu gedacht. So können heute zahlreiche Mitarbeiter aus dem Call-Center von zu Hause aus arbeiten. Aber auch in anderen Abteilungen wurden mobile Arbeitsplätze geschaffen. Ich bin sehr froh, dass diese Maßnahmen frühzeitig ergriffen wurden und wir eine stabile Lösung für unsere Prozesse gefunden haben.
Arbeiten von zu Hause – Fluch oder Segen für Sie?
Weder noch, der Büroalltag hat sich einfach geändert. Die meisten Daten und Akten sind heute ohnehin digital gespeichert und lassen sich im Büro genauso einfach abrufen wie von zu Hause aus. Die Corona-Krise hat die digitalen Prozesse noch einmal einen Schritt nach vorne gebracht. Man muss Meetings, AR-Sitzungen und Geschäftstermine nicht immer Face-to-Face durchführen, sondern kann auch bequem auf Videokonferenzen und Calls umsteigen. Das geht zwar nicht in allen Fällen, aber ein großer Teil lässt sich dadurch schon abbilden. Auch bei der Arbeit von zu Hause müssen unsere Sicherheitsrichtlinien eingehalten werden. Das beginnt schon beim Einloggen. Hier greift die Sicherheitstechnik der Zwei-Faktor-Authentifizierung. Für mich ist das Arbeiten von zu Hause wirklich ein Schritt in die richtige Richtung. Obwohl ich froh bin, wenn ich wieder meine Kunden besuchen und Meetings mit Kollegen in unseren Büros durchführen kann.
Wie kann bei der Arbeit von zu Hause Ihr Processing-Dienstleistungsangebot gewährleistet werden?
Wir haben es innerhalb weniger Wochen geschafft, eine Infrastruktur für einen fähigen Telefonservice aufzubauen, in der mehr als 200 unserer Agents von zu Hause aus arbeiten. So können wir den Kreditkarteninhabern rund um die Uhr zur Seite stehen. Auch das Fraudmanagement funktioniert tadellos über unsere Bürogrenzen hinweg. Alle Mitarbeiter haben trotz der Krise einen Weg gefunden unsere Leitlinien, wie beispielsweise Service über dem Standard, weiterhin aufrechtzuerhalten. Darauf sind wir stolz.
Das Virus verändert auch das Bezahlverhalten. Inwiefern ist das in Ihrem Haus zu spüren?
In vielen Ländern ist das bargeldlose Bezahlen an der Kasse selbst bei Kleinstbeträgen Standard. Auch hierzulande hat die Kreditkartenzahlung laut EHI im vergangenen Jahr schließlich die Bargeldzahlung überholt. Jetzt, da die Kunden explizit um Kartenzahlungen gebeten werden, schreitet die Entwicklung natürlich rasanter voran. PLUSCARD als Prozessor spürt diese Entwicklung durch ein erhöhtes Anrufvolumen direkt. Unsere Plattform und die Mitarbeiter sind darauf vorbereitet. Wir sind für die Zukunft gut gerüstet.
Was wird das „New Normal“ beim Payment?
Klar ist, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise davon abhängig sind, wie lange es dauert, die Krankheit einzudämmen. Aktuell reduzierte Konsumausgaben, rückläufiger internationaler Handel und die verlangsamte Weltwirtschaft, haben erhebliche Auswirkungen auf die Zahlungsverkehrsbranche. Die Umsätze bei grenzüberschreitenden Zahlungen sind laut Mastercard und Visa schon seit Ende Februar abgesackt, vor allem für Reisen und bei Flügen. Erwartet wird aber, dass die Transaktionen bis Ende des Jahres wieder ansteigen. Langfristig gesehen wird es wahrscheinlich eine nachhaltige Steigerung des E-Commerce durch positive Erfahrungen in der Krise geben. Visa beispielsweise hat bereits vor Jahren den Anfang gemacht und es Issuern ermöglicht, das Limit für Transaktionen ohne PIN auf bis zu 50 Euro festzulegen. Wegen der Corona-Krise haben Mastercard und Girocard in diesem Jahr nachgezogen. Ich denke, die Kartenzahlung geht als Gewinner aus der Krise hervor. Denn obwohl die Wirtschaft stockt, ist die Anzahl der Kreditkarten-Zahlungen in der Krise gestiegen und wird sich wohl auch in Zukunft als führende Zahlungsmethode durchsetzen können – selbst in bargeldaffinen Märkten.
Interview: Thomas Friedenberger
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