Gold ist bei Anlegern gefragt wie kaum zuvor, der Goldpreis steigt von Rekord zu Rekord. Dr. Ulrich Stephan, Global Chief Investment Officer Privat- und Geschäftskunden der Deutschen Bank, erklärt die Ursachen – und rät von massiven Goldkäufen ab.
Der Goldpreis steigt von Rekord zu Rekord. Ist dieser hohe Preis noch gerechtfertigt?
Stephan: In US-Dollar ist der Goldpreis seit Anfang 2010 um rund 45% auf über 1.700 Dollar je Feinunze gestiegen. Dennoch könnte der Goldpreis in den nächsten Monaten weiter steigen, denn trotz der politischen Einigung über die US-Schuldengrenze bleibt die Unsicherheit in den Märkten. Die Schwäche des US-Dollar macht vielen Anlegern Sorgen und die Schuldenkrise im Euro-Raum belastet zusätzlich. Die Investoren fliehen aus Anlagen, die sie für risikoreich halten, und suchen nach vermeintlicher Sicherheit. Gold wird von vielen Menschen als Hort der Sicherheit angesehen – als ultimative Krisenwährung sozusagen.
Wer kauft das ganze Gold?
Stephan: Über die Hälfte der weltweiten Konsumentennachfrage kommt aus Indien und China und die Nachfrage aus diesen Ländern nimmt weiter zu. Nach Angaben des World Gold Council ist allein in China die Goldnachfrage 2010 um 32 Prozent auf über 700 Tonnen gestiegen. Fast zwei Drittel davon entfielen auf Goldschmuck. Außerdem treten seit 2010 die Notenbanken wieder als Nettokäufer von Gold auf, um ihre Reserven breiter zu streuen. Damit verknappen sie das Angebot weiter. Zuletzt hat Mexikos Notenbank den Ankauf von 100 Tonnen Gold gemeldet, auch Südkorea hat 25 Tonnen erworben.
Ist Gold wirklich so sicher, wie viele Anleger annehmen?
Stephan: Trotz steigender Notierungen darf man nicht verdrängen, dass Goldanlagen auch Risiken beinhalten. Auch der Goldpreis ist volatil und von vielen Einflussfaktoren abhängig. Außerdem sind Gewinne nur über höhere Preise zu erzielen – anders als bei Aktien und Anleihen, die über Dividenden oder Zinsen die Chance auf regelmäßige Erträge bieten.
Empfehlen Sie Privatanlegern den Kauf von Gold?
Stephan: Das hängt stark vom individuellen Risikoprofil ab. Solange die Märkte verunsichert bleiben, kann Gold im eigenen Depot risikomindernd wirken. Dennoch sollten Anleger jetzt nicht der Versuchung nachgeben, große Teile ihres Vermögens in Gold umzuschichten. Denn wenn die Krisenstimmung nachlässt, kann der Goldpreis auch wieder kräftig zurückgehen. Ich empfehle Gold nur als Beimischung im Depot.
Was sollten Anleger tun, die jetzt in Gold investieren wollen?
Stephan: Sie können physisches Gold in Münzen- oder Barrenform erwerben und an einem sicheren Ort aufbewahren. Das ist allerdings aufwendig und kostet Geld – entweder zahlen Sie für den Platz im Banktresor oder für die Versicherung, wenn Sie das Gold zu Hause deponieren. Praktischer sind börsengehandelte Rohstoff-Wertpapiere, die sogenannten Exchange Traded Commodities, kurz ETCs. Diese Papiere sind mit physischem Gold hinterlegt und auf diese Weise besichert. Außerdem können ETCs eine Währungsabsicherung umfassen. Damit sind Sie als Anleger geschützt, falls sich der US-Dollar weiter abschwächen sollte.
Profitieren vom steigenden Goldpreis nicht auch die Hersteller? Lohnt sich zum Beispiel ein Investment in Aktien von Minenbetreibern?
Stephan: Goldminenaktien können von einem höheren Goldpreis profitieren. Sie sind aber zugleich den allgemeinen Schwankungen am Aktienmarkt ausgesetzt und eignen sich deshalb nur begrenzt zur Risikostreuung. Im Zweifelsfall empfehle ich hier eine professionell gemanagte Fondsanlage.
Eignet sich Silber zur weiteren Risikostreuung?
Stephan: Nur bedingt. Zwar zeigt Silber als Edelmetall eine gewisse Wertbeständigkeit, allerdings ist der industriell genutzte Anteil der weltweiten Silberförderung relativ hoch. Darüber hinaus besteht historisch ein recht enger Zusammenhang zwischen dem Gold- und dem Silberpreis. Die Möglichkeit, Risiken im Depot mit Silber zu begrenzen, hält sich daher in Grenzen.
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