William III. von Oranien-Nassau und seine Frau Mary II. waren ab 1689 König und Königin von England, Schottland und Irland sowie zwei der ursprünglichen Aktionäre der Bank of England. Der Amtsantritt des Königspaares fiel in eine Zeit finanzieller Anspannung im Königreich. Eine Bank schien eine nötige und sinnvolle Institution. So wurde die Bank of England am 27. Juli 1694 als private Bank gegründet, die als Bankier der Regierung fungieren sollte. In erster Linie wurde sie gegründet, um Kriegsanstrengungen gegen die Franzosen zu finanzieren.
William und Mary gewährten 1694 die Charta, in der erklärt wurde, dass die neue Bank der Förderung des öffentlichen Wohls und dem Nutzen des Volkes dienen soll. Am 1. August 1694 nahm die Bank of England ihre Geschäftstätigkeit auf. Bevor sie 1734 an ihren heutigen Standort in der Londoner Threadneedle Street umsiedelte, befand sich das Geldhaus übergangsweise in der Mercers Hall in Cheapside. Damals arbeiteten 17 Angestellte und zwei Pförtner für die Institution.
Als Erster an ihrer Spitze stand zu dieser Zeit Sir John Houblon. Während der ersten Jahre seiner Zeit im Amt des Bankleiters standen die Forderungen der Regierung und das Problem einer neuen Münzprägung im Vordergrund. Der erste Präsident wurde in den Jahren 1994 bis 2014 auf einer Banknote geehrt, nämlich auf dem 50-Pfund-Schein.
Bank of England: Von der ersten finanziellen Krise bis … zur nächsten
Gerade einmal ein Vierteljahrhundert alt, erlebte die Bank of England bereits die erste finanzielle Krise. Denn Großbritannien war zu dieser Zeit im Krieg mit Spanien und die 1711 gegründete Mississippi-Kompanie tauschte Darlehen mit der Regierung gegen Handelsrechte in den von Spanien kontrollierten Gebieten im heutigen Südamerika. So gefährdete sie den Status der Bank of England als Bankier der Regierung und Eigentümer der Staatsschulden. Doch 1720 platzte die Südsee-Blase dann.
Aber die nächste Krise ließ nicht lange auf sich warten: 1797 erklärte Frankreich Großbritannien den Krieg. Eine französische Streitmacht kam auf das britische Festland und das sorgte dafür, dass die Bevölkerung zur Bank of England stürmte, um ihre Banknoten in Gold umzutauschen. Von ursprünglich 16 Millionen Pfund blieben noch zwei Millionen Pfund im Goldbestand des Kreditinstituts.
So kam es, dass die Bank während der Restriktion (1797 – 1821) vorübergehend den Umtausch von Banknoten in Gold einstellte. Aus dieser Zeit stammt auch die berühmte Karikatur, die der Bank of England ihren Spitznamen „Old Lady of Threadneedle Street“ einbrachte.
„Old Lady of Threadneedle Street”: Eine britische Institution
Im Lauf der Zeit folgten weitere schwere Zeiten, wie die Overend-Gurney-Krise mit einer zahlungsunfähigen Bank und natürlich die beiden Weltkriege. Das Geldhaus hat aber auch einige Meilensteine vorzuweisen. Dazu zählen etwa die Eröffnung der ersten Filiale im Jahr 1826 oder der „Bank Charter Act“ von 1844, durch welche die Bank eine Reihe neuer Befugnisse bekam und die Ausgabe von Banknoten im Vereinigten Königreich formalisiert wurde. Die Banknoten der Bank of England waren handgeschrieben, oft in Höhe des vom Kunden eingezahlten Betrags, bis man 1725 teilweise mit der Ausgabe von gedruckten Banknoten begann.
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Folgenreich war auch die Verstaatlichung der Bank im Jahr 1946. Damit war sie im Besitz der Regierung, in deren Interesse sie vorher bereits gehandelt hat, und nicht mehr in der Hand privater Aktionäre.
Als die Bank 1994 ihren 300. Geburtstag mit einem Symposium über die Zukunft des Zentralbankwesens feierte, zu dem 130 Zentralbankgouverneure eingeladen waren, war sie längst zu einer festen Institution in Großbritannien und im System der europäischen Zentralbanken geworden.
Brexit: Was passiert mit der Bank of England?
Hört man heute „Großbritannien“ denkt man unweigerlich an den Brexit. Ein mediales Dauer- (und Aufregerthema) – bis die Corona-Pandemie gefühlt alle anderen Nachrichten zur Randnotiz werden ließ. Doch beim Ausstieg Großbritanniens aus der EU ist nicht alles geregelt. Bis zum 31. Dezember 2020 besteht noch Schonfrist, in der über die langfristigen Beziehungen zwischen dem Vereinten Königreich und der Europäischen Union verhandelt wird. Fest steht: Ab dem 1. Januar 2021 wird Großbritannien nicht mehr Teil der EU sein. Was heißt das für die Bank of England? Sie wird aus dem Europäischen System der Zentralbanken ausscheiden. Im Januar 2020 gab die Europäische Zentralbank bekannt, dass sich ihr gezeichnete Kapital dadurch nicht verändern wird. Es beliefe sich nach wie vor auf 10,8 Milliarden Euro.
Der derzeitige Anteil am gezeichneten Kapital, den die Bank of England hält (14,3 Prozent), wird auf die nationalen Zentralbanken des Euro-Währungsgebiets und die entsprechenden verbleibenden Institutionen außerhalb des Euroraums aufgeteilt werden. Von den 14,3 Prozent sind 3,75 Prozent eingezahlt. Gemäß des Austrittabkommens zahlt die EZB diesen Betrag an Großbritannien zurück. Entsprechend werden die Anteile der anderen Zentralbanken am gezeichneten EZB-Kapital auf Basis des Anteil des jeweiligen Mitgliedsstaats an der Gesamtbevölkerung und am Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Europäischen Union nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU angepasst.
Der Leiter der Bank of England, Andrew Bailey, betonte in einer Telefonkonferenz mit den größten Banken in Großbritannien im Juni 2020, dass sie ihre Pläne für einen No-Deal-Brexit vorantreiben müssen. Großbritannien möchte eine verbindliche Zusage zum Zugang zu den Finanzmärkten seitens der EU, um eine plötzliche Isolierung der Finanzindustrie des Landes zu verhindern.
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