Mark Twain ist vor allem als Schriftsteller bekannt. Der Amerikaner hatte auch eine philosophische Ader und so findet man seine Zitate auf so manchen Postkarten, Aufklebern oder in Zitatsammlungen. Auch zum Thema Banken und Finanzbranche findet man eine treffende Aussage des Literaturnobelpreis-Trägers. Twain sagte: „Ein Bankier ist ein Mensch, der seinen Schirm verleiht, wenn die Sonne scheint, und ihn sofort zurückhaben will, wenn es zu regnen beginnt.“ Spricht da Verbitterung aufgrund einer schlechten persönlichen Erfahrung oder spricht der Mann einfach die Wahrheit? Schauen wir uns mal um bei den großen Denkern der Historie. Welchen Ruf haben Banken bei Ihnen?
Berthold Brecht sagte: „Der Bankraub ist eine Initiative von Dilettanten. Wahre Profis gründen eine Bank.“ Nicht gerade positiv äußerte sich auch der Autor und Journalist Manfred Hinrich über die Finanzbranche: „Banken sind Festungen, aus denen rund um die Uhr geschossen wird.“
Okay, zugegeben, das sind alles Schriftsteller. Vielleicht haben die „armen“ Poeten (wie sie Carl Spitzweg einst darstellte) einfach keine gute Beziehung zu Geldhäusern. Doch es zeigt sich: Die Literaten stehen nicht alleine da. Auch große Staatsmänner halten nicht viel von den Kreditinstituten. „Banken sind gefährlicher als stehende Armeen“, sagte etwa Thomas Jefferson.
Wie sieht es in der Bevölkerung aus? Hat man die Nachrichten – besonders in letzter Zeit – verfolgt, sind Kreditinstitute, Aufsichtsbehörden oder Finanzdienstleister in manchen Skandal verwickelt oder haben negative Schlagzeilen geschrieben. Zu Wirecard ist ja schon so ziemlich alles gesagt.
Erstes Fazit: Banken haben nicht gerade den besten Ruf.
Banken – Eine (Un)Erfolgsgeschichte?
Vom angesehenen Berufsstand zu Bad Banks – ist das die Banken-Geschichte? Den Tiefpunkt der jüngeren Geschichte bildete wahrscheinlich die Finanzkrise 2008. Die Investmentbank Lehman Brothers hat Insolvenz angemeldet und eine „Rettungsaktion“ folgte auf die nächste: Die Börsenwerte stürzten weltweit ins Bodenlose, AIG wurde von der US-Notenbank und Fortis von den Regierungen der Benelux-Länder gerettet. In Deutschland wurde am 13. Oktober 2008 ein Banken-Rettungsschirm über 500 Milliarden Euro genehmigt – eines der bis dato hierzulande teuersten Gesetze. Die „Hypo Real Estate“ kostete den deutschen Staat weitere 102 Milliarden Euro. Viele Industrieländer schlitterten in Rezessionen. Kurzum: Aus der Bankenkrise wurde eine weltweite Wirtschaftskrise.
Und 2020? Das neuartige Virus, das Ende 2019 in Wuhan ausbrach, ist eben das: ein Virus. Die Corona-Krise ist in ihrem Ursprung eine biologisch-medizinische und keine Wirtschaftskrise. In ihrem Ursprung. Denn die Pandemie hat natürlich großen Einfluss auf die Weltwirtschaft. Aber die Corona-Geschichte liest sich doch anders als die der Finanzkrise 2008.
2020 haben die Banken die Chance, zu zeigen, welche Bedeutung sie für die Gesellschaft haben. Die KfW hat in Zusammenarbeit mit den Hausbanken tausende Hilfskredite für Unternehmen ausgegeben. Banken haben die Möglichkeit, diesmal „die Guten“ zu sein.
Corona-Krise: Was folgt für die Banken?
Haben sie sie genutzt? Auch wenn zu Anfang und nach der Veröffentlichung einiger Quartals- und Halbjahresbilanzen die Befürchtung laut wurde, dass die Banken mal wieder „gerettet“ werden müssten, hat das Virus im Finanzsektor bereits viel bewegt.
Kreditinstitute sind intensiv dabei, ihre digitalen Kanäle auf Vordermann zu bringen und so auf verändertes Kundenverhalten einzugehen. Das ist gut für die Beziehung Kunde – Bank. Darüber hinaus haben sich viele Banken und Versicherungen sozial und gesellschaftlich engagiert, extern und intern. Das Engagement von DEVK-Mitarbeitern für Kollegen mit Kindern beschreibt auch Gottfried Rüßmann, Vorstandsvorsitzender der DEVK, im Gespräch mit der BANKINGNEWS.
Vor allem wurde aber deutlich: „Die Krise zeigt einmal mehr, wie wichtig die Menschen sind.“ So bringt es Dr. Friedrich G. Zuther vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) auf den Punkt. Er sagt im Interview mit der BANKINGNEWS auch: „Ohne die Flexibilität der Bank-Mitarbeiter, die ja auch Bäcker und Metzger bei umfangreichen KfW-Anträgen anleiten, wäre das alles nicht machbar. Das hätten wir niemals mit Technik allein hinbekommen.“
Also die Digitalisierung vorantreiben, aber keine reine Technisierung der Branche anstreben. Denn: „Die Digitalisierung zielt immer auf die Produkte, und der Kunde soll es selber machen. Da geht die Beratung verloren.“ Der IT- und Organisationsexperte Zuther sagt weiter: „Ich glaube aber, dass darin der Mehrwert für den Kunden steckt, weil das Produkt an sich gar nicht komplex ist, der Kundenbedarf aber schon. Und genau da hat der Berater einen Mehrwert für den Kunden. Das ist in den letzten Jahren nicht überall gesehen worden. Ich hoffe, dass wir da wieder hinkommen.“
Beratung wird sich verändern, so viel ist klar. Kunden wollen nicht mehr für jede Kleinigkeit in die Filiale kommen und auch die Filialstrukturen werden sich durch die Pandemie nachhaltig verändern. Umstrukturierung und Transformation müssen sein, aber dann richtig. Richtig heißt mit und für den Kunden. Dann kann man hoffentlich bald sagen: „Ist der Ruf erst ruiniert, wird er wieder restauriert.“
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