Die Zeit vor dem Euro: Viele werden sich noch an sie erinnern. Wollte man ins Ausland, musste man vorher mühsam Geld in eine andere Währung wechseln und sich genau überlegen, wie viel man braucht. Wenn man dann am Ziel angekommen war, ging das Umrechnen los: Was würde das in D-Mark kosten? Und ist das dann nicht viel zu teuer?
Auch für Unternehmen und Handelstreibende im Allgemeinen hat eine länderübergreifende Währung Vorteile. So wurde der Euro im Großen und Ganzen durchaus begrüßt, als er 2002 eingeführt wurde.
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Die Lateinische Münzunion
Und da das mit einer einheitlichen Währung so eine praktische Sache ist, versuchte man Mitte des 19. Jahrhunderts etwas Ähnliches. Die sogenannte Lateinische Münzunion wurde am 23. Dezember 1865 ins Leben gerufen. Ihre Gründung wurde offiziell nach einer monatelangen Konferenz im französischen Außenministerium bekannt gegeben. Dort kamen Vertreter von Frankreich, Belgien, Italien und der Schweiz zusammen.
Die erste europäische Währungsunion hatte im Grunde die gleichen Ziele wie die heutige: Sie sollte wirtschaftliche Tätigkeiten vereinfachen, Währungsspekulanten den Wind aus den Segeln nehmen und den Mitgliedern Zugang zu internationalen Finanzmärkten verschaffen.
Innerhalb der Lateinischen Münzunion hatten die Münzen der Mitgliedstaaten jederzeit den Wechselkurs 1:1 und die Umlauffähigkeit der Gold- und Silbermünzen war per Vertrag festgelegt. Ebenso war sichergestellt, dass die Zentralbanken der Mitgliedsländer die Münzen der anderen in der Union umtauschen müssen. Dabei wurde ein Land nur von seinen Edemetallreserven am Pressen von weiteren Münzen gehindert. Das sollte später auch zu Streckungsversuchen der Reserven führen.
Neben den vier Gründungsmitgliedern sahen andere Länder die Vorteile der Lateinischen Münzunion. Griechenland, Spanien, Rumänien, Bulgarien, Serbien und Österreich-Ungarn kamen schnell hinzu. Weder Großbritannien noch Deutschland waren beteiligt.
Eine gemeinsame Währung: Eine Idee mit Zukunft
Schnell trat aber auch etwas anderes zutage: das Problem der Einigkeit. Wie es bei größeren Gruppen häufig so ist, wollten einzelne Staaten der Union möglichst nicht auf ihre Eigenständigkeit verzichten. Zentralbanken und Entscheidungen zur Geldmenge blieben in den einzelnen Mitgliedsländern.
Außerdem gefährdete das Aufkommen von Papiergeld die Lateinische Münzunion. Hiervon konnten die Mitglieder unbegrenzt viel drucken. So machte es etwa das stark verschuldete Italien 1863. Inflation war die Folge. Aufgrund der Tatsache, dass das italienische Münzgeld in die anderen Staaten der Union floss, folgte – bedingt durch den festgelegten Wechselkurs – weitere Inflation in anderen Ländern.
Etwa zur gleichen Zeit wie Italien war auch Griechenland praktisch bankrott und druckte dennoch weiterhin vermehrt Geld. Die Münzunion wurde instabil. 1908 wurde das Land daher aus dem Verbund rausgeworfen, zwei Jahre später aber wieder aufgenommen, da der griechische Staat die Verschuldung in den Griff bekam.
Das eigentliche Problem war damit aber nicht gelöst. Die Mitgliedstaaten waren wirtschaftlich in sehr verschiedenen Situationen und wollten trotz gemeinsamer Währung möglichst autark agieren. Ein nahezu unmögliches Unterfangen. So wurden Anfang des 20. Jahrhunderts Forderungen laut, dass die Münzunion sich auflösen sollte.
Dennoch bestand die Lateinische Münzunion über 60 Jahre lang. Der Hauptgrund war wirtschaftlicher Natur. Denn eine Auflösung wäre sehr kostspielig gewesen und hätte die verschuldeten Mitgliedstaaten finanziell weiter gefährdet. Endgültig aufgelöst wurde die Lateinische Münzunion im Jahr 1927.
Auch wenn die Idee einer gemeinschaftlichen Währung gut ist, sollten sich die Euro-Mitgliedsstaaten nicht alles zum Vorbild nehmen, was die der Lateinischen Münzunion vorgelebt haben.
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