Guten Morgen, heute ist Freitag, der 11. Januar 2011 !
- Geheimniskrämerei: Axel Weber lässt die Öffentlichkeit über seine Rücktrittsgründe weiterhin im Unklaren
- Sitzfestkleberei: Mubaraks Rücktrittsverweigerung macht die Anleger nervös
- Taschenspielerei: US Dollar und Schweizer Franken profitieren bereits von ihrem Safe Haven Status
Eine Testanordnung könnte so aussehen: man nimmt bedrucktes Toilettenpapier, auf der Außenseite (= Raumwedler) ein lachendes Gesicht, und auf der Innenseite (= Wandbaumler) ein trauriges Gesicht. Oder auf der Außenseite Axel Weber und auf der Innenseite Angela Merkel – was bezüglich des jeweiligen Gesichtsausdrucks jedoch auf’s Gleiche hinauslaufen würde. Axel Weber hatte vorgestern seinen Rückzug vom Amt des Bundesbankpräsidenten bekannt gegeben. Damit ist er auch als kommender EZB-Präsident aus dem Rennen. Ich hatte an dieser Stelle bereits meinem Bedauern über diese Entscheidung Ausdruck verliehen. Was aber schön ist an dieser an eine "Gute Zeiten – Schlechte Zeiten"-Episode erinnernden Dramatik: Webers Entscheidung kommt vollkommen unerwartet und sie ist auch 36 Stunden nach Bekanntwerden noch nicht begründet worden. Das gibt der Journaille ausreichend Zeit, zu spekulieren, wer hier wem warum eins auswischen will. Aber vielleicht ist die Lösung ja ganz einfach. Vielleicht ist Axel Weber ja einfach nur daran verzweifelt, dass das Reinigungspersonal in der Bundesbankvorstandsetage ihm, dem überzeugten Raumwedler, die Klorolle immer als Wandbaumler angedient haben.
Die Vorder- und die Rückseite unserer Test-Tissue-Rolle treffen sich heute Nachmittag zum Informationsaustausch. Dies ist möglich, da Weber seine Teilnahme beim heute stattfindenden deutsch-französischem Wirtschaftsratstreffen abgesagt hat. Ein gemeinsames Auftreten von Weber und Finanzminister Schäuble hätte man "nicht besonders glücklich" gefunden, hieß es dazu aus Kreisen des Finanzministeriums. Irgendwie würde ich mir ja wünschen, dass Merkel und Weber auch über ihr heutiges Gespräch Stillschweigen vereinbaren. Dann geht das muntere Rätselraten in der Öffentlichkeit in die nächste Runde. Ausgeschlossen wird bislang lediglich, dass der Nachfolger Webers an der Spitze der Bundesbank ein gewisser Thilo Sarrazin werden könnte…
Während der eine abtritt, ohne dass er es soll, klebt ein anderer an seinem Stuhl, obwohl ihn täglich Hunderttausende darum bitten, selbigen zu räumen. Ägyptens Präsident Husni Mubarak verweigerte sich gestern Abend dem Wunsch des ägyptischen Volkes. Dies wird heute auch an den internationalen Finanzmärkten das Thema Nr. 1 sein. Droht nach der scheinbaren Beruhigung der letzten Tage jetzt doch noch eine Eskalation in dem nordafrikanischen Land? An einem ansonsten relativ ereignisarmen Börsentag dürften sich die Anleger heute eher von ihrer vorsichtigen Seite zeigen. Nach den Kursgewinnen der vergangenen Wochen bedeutet dies ein nicht unerhebliches Rückschlagsrisiko. USD und CHF zeigen sich heute früh bereits von ihrer festen Seite. Die Aktienfutures stehen mit rund einem halben Prozent im roten Bereich und der Bund Future öffnete 20 Stellen fester. Fundamentaldaten spielen heute keine Rolle. Rolle?
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Dies ist ein humoristischer Marktkommentar und keine Anlageberatung. Die Einschätzungen des Autors beruhen auf Informationen, die auf öffentlich zugänglichen, als verlässlich eingeschätzten Informationsquellen basieren. Weitere Informationen finden Sie im Disclaimer.
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Fixed Income Strategist
Director
MRE4FI
UniCredit Research
kornelius.purps@unicreditgroup.de
Corporate & Investment Banking
UniCredit Bank AG
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