Nervenaufreibendes Jahr

Ein Jahr voller Probleme endet. Jahresendrallye, Jahresauftaktrallye, Rallye wohin man schaut. Welche Überraschungen bringt das kommende Jahr… Wenn man über vierzig Jahre in Deutschland lebt und ungefähr fünf davon in den Zügen der Deutschen Bahn und weitere fünf auf der Autobahn verbracht hat, dann meint man eigentlich, alles irgendwie schon mal gesehen oder wenigstens gehört…


Ein Jahr voller Probleme endet. Jahresendrallye, Jahresauftaktrallye, Rallye wohin man schaut. Welche Überraschungen bringt das kommende Jahr…

Wenn man über vierzig Jahre in Deutschland lebt und ungefähr fünf davon in den Zügen der Deutschen Bahn und weitere fünf auf der Autobahn verbracht hat, dann meint man eigentlich, alles irgendwie schon mal gesehen oder wenigstens gehört zu haben. Besondere Prominenz erlangen Orte mit Bahnhof (Probstzella, ich schau heute mal wieder vorbei…) oder mit Autobahn-Anschlusstelle (Bad Brückenau-Wildflecken, Bad Kissingen-Oberthulba). Neu war mir jetzt allerdings der Bahnhof Treysa – das hatte ich zuvor noch nie gehört. Von dort kann man mit dem „Rotkäppchen-Bus“ nach Ziegenhain fahren – vielleicht genau die richtige Abwechslung am Ende eines wieder mal Nerven aufreibenden Börsenjahres. Aber noch sind wir nicht ganz durch. Bevor ich mich morgen in die Weihnachtspause verabschiede, will ich mal Zwischenbilanz ziehen:

Konjunktur: Ab aktuellen Rand zeigen die Stimmungsumfragen leicht nach oben, wohingegen die harten Fakten (Industrieproduktion) noch von einem schwachem vierten Quartal künden. Im Spätsommer war es genau umgekehrt. Man hat das Gefühl, als wechsele die Wirtschaft alle sechs Monate ihr Vorzeichen. Prognose: Für 2013 besteht eine Art Konsensmeinung, dass es mit der Konjunktur graduell bergauf gehen wird. Das kurzfristige Hin und Her dürfte dabei jedoch für die eine oder andere Überraschung sorgen.

Europa: Dort gibt es mehr Baustellen als auf der A9 zwischen Lederhose und Beelitz-Heilstätten. Griechenland und Zypern stehen aktuell auf der Agenda. Aus Spanien wartet man weiterhin auf einen Stützungsantrag. In Sachen Bankenunion haben die Finanzminister in der vergangenen Nacht angeblich Fortschritte erzielt. Das Jahr 2013 beginnt mit Wahlen in Italien, Niedersachsen sowie in Alsbach-Hähnlein. Prognose: Es wird kein Tag ohne neue Nachrichten aus Europa vergehen…

Zentralbanken: Die US Notenbank hat gestern QE4 angekündigt, ein weiteres Programm zur Stimulierung der Konjunktur. Ab Anfang 2013 wird die Fed pro Monat 45 Mrd. Treasuries kaufen (zusätzlich zu den ohnehin durchgeführten 40 Mrd. Hypothekenanleihen-Käufen). Der Leitzins soll jetzt nicht mehr „bis Mitte 2015“ nahe Null gehalten werden, sondern „solange die Arbeitslosenquote über 6,5% liegt, die Inflation in ein bis zwei Jahren nicht oberhalb von 2½% gesehen wird und die langfristigen Inflationserwartungen gut verankert sind“. Innerhalb des EZB-Rates wird die Option einer weiteren Zinssenkung durchdiskutiert. Prognose: Die Politik der EZB wird im Jahr 2013 spannender als jene der Fed.

Märkte: Vieles deutet darauf hin, dass auf die Jahresendrallye 2012 eine Jahresanfangsrallye 2013 folgen wird. Prognose: Aktien-Strategen sind moderat optimistisch, Bund-Strategen sind moderat pessimistisch, Anleihen aus den Peripheriestaaten, von Unternehmen und Banken dürften wohl recht gut performen, der Euro sollte sich im Trend leicht befestigen.

Mögliche Überraschungen im kommenden Jahr: Die Bundrenditen fallen auf weniger als 1%, die Piraten gewinnen die Bundestagswahl, der FC Bayern wird nicht Deutscher Meister, Oberthulba erhält einen ICE-Anschluss und Treysa richtet einen EU-Gipfel aus. Heute gibt es aber erst noch einen EU-Gipfel in Brüssel (Themen: Griechenland, Zypern, Banken-Union, Langfriststrategie), Einzelhandelszahlen aus den USA und um 20 Uhr den wöchentlichen Preisskat in Ziegenhain…

Foto von Liv Friis-Larsen – www.istockphoto.de