Seit einigen Wochen stehen Verhandlungen über eine mögliche Übernahme der Commerzbank an. Mehrere Banken äußern ihr Interesse, während sich die Regierung zurückhält.
Die Commerzbank ist die zweitgrößte deutsche Bank und einziger überregionaler Konkurrent zur Deutschen Bank. Aber sie läuft seit der Finanzkrise eher schlecht als recht. Sie kann sich nicht aufrappeln. Mit seinen hohen Beteiligungen versucht der Bund, die Bank aus der Misere zu ziehen. Doch er scheitert. Fünf Jahre nach der Krise kränkelt die Bank vor sich hin. Nun scheint für die schwarz-gelbe Koalition eine Fusion die einzige Lösung zu sein. So teilte das Finanzministerium mit, dass es das Ziel der Bundesregierung sei, die im Zuge der Finanzmarktkrise gewährten Stabilisierungsmaßnahmen so eng wie möglich zeitlich zu begrenzen. Laut Berichten von Focus hat der Finanzminister Wolfgang Schäuble mit Axel Weber, dem Verwaltungsratspräsidenten der Schweizer Großbank UBS, telefoniert und über eine Übernahme des 17-Prozent-Anteils der Bundesbank an der Commerzbank gesprochen. Bislang sind es jedoch nur Gerüchte, offizielle Bestätigungen liegen nicht vor.
Bisher flossen 18,2 Milliarden Euro in die Rettung der Bank. 16,4 Milliarden Euro entfielen auf stille Einlagen, die die Commerzbank inzwischen zurückgezahlt hat. Der Stabilisierungsfonds übernahm zusätzlich für 1,8 Milliarden Euro, 25 Prozent an der Bank. Die Beteiligung ist in Verlauf der letzten Jahre auf 17 Prozent geschrumpft und könnte nun an die UBS übergeben werden. Doch auch dies kämpft mit den Nachwirkungen der Krise. Die USB verfolgt eine radikale Sparpolitik. Sie will bis 2015 die Kosten um 5,4 Milliarden Euro senken und dazu 10.000 Arbeitsplätze streichen. Ferner muss sie einen Weg finden, das Vertrauen der Investoren und Kunden zurückzugewinnen. Ob dies mit der Übernahme einer schlecht laufenden Bank gelingen kann, ist fraglich. Denn auch die Commerzbank saniert radikal. Bis 2016 sollen 5.200 Stellen gestrichen werden. Finanzkreisen zufolge sollen auch die obersten Führungsetagen davon betroffen sein. Vorstandschef der Commerzbank, Martin Blessing steht unter enormen Erfolgsdruck. Die Bundesregierung sieht ihn seiner Position nicht gewachsen. In Berichten heißt es, ihm fehlt die Fortune, seine Ideen wirken uninspiriert. Wird er seinen Job nach September auch weiterhin ausführen?
Besser funktionierte die staatliche Rettung und Sanierung in den USA. Auch dort hinterließ die Finanzkrise tiefgreifende Spuren und traf insbesondere Fannie Mae und Freddie Mac. Die Hypothekenbanken wurden als staatliche Banken gegründet und später privatisiert. Beide Institute sind die größten Hypothekenbanken der Welt. In der Finanzkrise 2008 wurden die Häuser faktisch zahlungsunfähig, wie der Chef der Federal Reserve Bank of St. Louis, William Poole feststellte. Der Bankrott wurde durch Verstaatlichung verhindert. Die US-Regierung kündigte damals an, Fannie Mae und Freddie Mac mit Krediten in Milliardenhöhe zu unterstützen. Insgesamt flossen 187 Milliarden Dollar in das Rettungspaket der Banken. Seitdem haben sich die beiden wieder erholt und Milliardengewinne geschrieben. Die Dividenden von rund 132 Milliarden Euro wurden wieder an das Finanzministerium zurückgezahlt. Der Ausgang war für alle prächtig.
In Deutschland hingegen wirbt die Bundesregierung regelrecht für die Übernahme der Commerzbank. Schließlich gelten Banken hier als Ladenhüter. Seit den verschärften Kapitalvorschriften nach Basel III müssen Banken ihre Risiken reduzieren und Eigenkapital aufstocken. Beteiligungen an anderen Banken benötigen darüber hinaus hohe Eigenkapitalauflagen, die gerade Banken, die Kosten senken und Stellen streichen, nicht haben. Die Bundesregierung handelt taktisch falsch, wenn sie kurz vor der Wahl ihre Beteiligung an der Commerzbank aufgibt. Eine Fusion zeigt schließlich, dass die Politik mit dem Hilfspaket gescheitert ist.
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