ING-Diba schafft ab, was die Berliner schon abgeschafft haben: Den Überziehungszins.
Endlich mal wieder positive Schlagzeilen aus der Welt der Banken. Seit Jahren sind die Überziehungszinsen nicht nur Kunden, sondern auch Verbraucherschützern ein Dorn im Auge. Und bitte seien Sie mal ehrlich, das Argument, dass man damit den Kunden vor der Überschuldung bewahre, ist arg konstruiert.
Wenn die größte regionale Volksbank den Überziehungszins abschafft, interessiert dies scheinbar keine einzige Zeitung. Wenn die ING-Diba mit diesem Thema die PR-Trommel rührt, steht es überall. Tatsache ist, dass die Berliner Volksbank schon im letzten Jahr auf einen erhöhten Dispozins für die geduldete Überziehung verzichtete. Den Vorreiter-Bonus muss die ING-Diba leider wieder abgeben. Zumal es auch noch weitere Sparkassen und Volksbanken geben soll, die ähnliche Preismodelle anbieten. Eine Recherche bei knapp über 2.000 Banken in Deutschland ist indes etwas aufwendig.
„Der Überziehungszins war für uns einfach nicht mehr zeitgemäß“, so Carsten Jung, Vorstand der Berliner Volksbank. Eine Bank, die Wert auf Kundenbindung und Service legt, hat zum einen technische Möglichkeiten Kunden vor einer Überziehung zu bewahren, zum anderen sollte die Bank schon vor dem Erreichen der Dispogrenze auf den Kunden zugehen, um nach Finanzierungsalternativen zu suchen. „Ein Dispositionskredit soll den kurzfristen Engpass, nicht die langfristige Investition finanzieren“, so Jung.
In Berlin hat man im Anschluss an das Projekt Dispozins auch die Kontomodelle für Privatkunden saniert. Der Kunde kann nun selber entscheiden, ob er ein Konto ohne Gebühren bevorzugt oder ein Kontomodell wählt, bei dem nicht nur die Kreditkarte, sondern auch ein drei Prozent Rabatt auf den Dispozins inklusive ist. Dann liegt auch in Berlin der Dispozins bei derzeit knapp über acht Prozent.
Gebührenpflichtige Konten und der Anreiz bei einer Genossenschaftsbank Mitglied zu werden, sind für die Berliner Volksbank keineswegs ein Kundenabbauprojekt. 27.000 neue Mitglieder im abgelaufenen Jahr und eine Abwanderungsquote von unter einem Prozent sprechen für sich.
Bleibt zu hoffen, dass wir mehr solcher Meldungen veröffentlichen können. Getreu dem Motto, tue Gutes und rede darüber.