Zankapfel Dispozinsen

Seit Jahren wird die Bankbranche für überhöhte Dispozinsen kritisiert. Jetzt kommt Bewegung in die Branche. Über geschickte und ungeschickte PR. Bei der einen oder anderen Bank ist es längst geübte Praxis. Die ING-Diba wird gelobt, es als erste getan zu haben. Andere halten sich noch bedeckt. Es geht um die Zinsen für eine Kreditaufnahme über…


Seit Jahren wird die Bankbranche für überhöhte Dispozinsen kritisiert. Jetzt kommt Bewegung in die Branche. Über geschickte und ungeschickte PR.

Bei der einen oder anderen Bank ist es längst geübte Praxis. Die ING-Diba wird gelobt, es als erste getan zu haben. Andere halten sich noch bedeckt. Es geht um die Zinsen für eine Kreditaufnahme über den vereinbarten Disporahmen hinaus. Die sogenannte geduldete, aber nicht vereinbarte Überziehung. Hier schlagen manchen Banken auf den Dispozins noch ein bisschen oben drauf. Auf der einen Seite verständlich. Banken argumentieren, es soll abschrecken und erhöht ja das um die damalige Kreditprüfung erhöhte Risiko für die Bank. Aufschlag gerechtfertigt, so einige Banken.

Und weil eben dieser Zusatzzins immer wieder in der Kritik steht, schaffen einige Banken diesen Zins einfach ab. Ein geschicktes Manöver, denn es lenkt ein wenig von der zweiten Diskussion ab, nämlich dem Dispozins an sich. Hier hat auch das Verbraucherschutzministerium ein Auge drauf und erwägt, diesen Zins zu beschneiden und Banken zudem zu zwingen, mit den Kunden über Rückführung und Alternativen zu beraten.

Nicht noch mehr Regulierung, proklamiert Jürgen Fitschen und legt sich mit der Politik an. Anders Martin Blessing, der sich ausdrücklich für ein Gesetz zur Befristung einer Disponutzung ausspricht. Schon erhält Blessing Lob von vielen Seiten, dabei lenkt er geschickt von der zweiten Diskussion über die Höhe des Zinssatzes ab.

Recht hat er natürlich, dass es für langfristige Kredite Alternativen gibt, Alternativen die zumeist auch preiswerter sind. Eine Info an den Dauernutzer der Dispolinie ist fair. Und für die Bank preiswerter als die Deckelung des Dispozinssatzes.

Fakt ist, dass Banken eben genau die Aufgabe haben und sich hier differenzieren können, wenn sie einen Kunden in Sachen Finanzierung beraten. Fakt ist aber auch, dass der Dispozins alles andere als transparent ist und in der Vergangenheit selten mit Marktzinsen korreliert hat. So nimmt die Postbank im Jahr 2005 einen Zinssatz von 12,75 Prozent und heute für das Produkt Giro Plus einen Zinssatz von 12,05 Prozent. Refinanzieren kann sich die Postbank bei der EZB deutlich preiswerter. Wohl ein Grund, warum die Politik diesen Zins nun bei 7 Prozent plus Drei-Monats-Euribor begrenzen will. Transparenz hat noch nie geschadet!

Foto von foto-ruhrgebiet – www.istockphoto.de