Für die einen ist es ein auf Betrug angelegtes Schneeballsystem, für die anderen die größte Innovation seit Erfindung des Internets. Die Rede ist von der virtuellen Währung Bitcoin.
Erfunden von einem Menschen oder einer Gruppe mit dem Pseudonym „Sathoshi Nakamoto“ wurde Bitcoin Ende 2008 in Form eines neunseitigen PDF-Dokuments {https://bitcoin.org/bitcoin.pdf} in einem Forum für Experten von Verschlüsselung vorgestellt. Aus dem Konzeptpapier entstand eine Software, die die Grundlage des Bitcoin-Netzwerkes darstellt. Bitcoin basiert auf einem sogenannten „Peer-to-Peer“ Netzwerk. Das heißt, dass jeder Teilnehmer sich über die Bitcoin-Software mit anderen Teilnehmern automatisch vernetzt. Zentrale Server für die Steuerung des faktisch „herrenlosen“ Netzwerkes gibt es nicht. Das erschwert Angriffe und macht Regulierung oder gar Verbote praktisch undurchführbar.
Das Senden und Empfangen von Bitcoins geht so einfach wie das Versenden einer E-Mail. Innerhalb von wenigen Minuten können Bitcoins an jeden Empfänger in der Welt versendet werden – in der Regel völlig gebührenfrei und weitgehend anonym. Derzeit befinden sich knapp 12,7 Millionen Bitcoins im Umlauf und schon im Jahr 2032 werden fast alle 21 Millionen Bitcoins ausgegeben sein – Erhöhung ausgeschlossen. Diese Grenze wurde im mathematischen Algorithmus festgeschrieben und ist für jeden, der mag, kontrollierbar. Denn die Bitcoin-Software ist quelloffen und jeder, der sich berufen fühlt, kann den Programmcode der Software auf mögliche Fehler oder Hintertürchen überprüfen. Überhaupt ist Bitcoin reine Mathematik. Wer der mathematischen Aussage, dass 1+1=2 ist, mehr Vertrauen schenkt als Versprechungen und Entscheidungen von Menschen, der sollte sich Bitcoin einmal näher anschauen.
Durchschnittlich alle 10 Minuten werden aktuell 25 neue Bitcoins im Gegenwert von derzeit ca. € 8.000 an denjenigen verschenkt, der eine komplizierte Rechenaufgabe gelöst hat. Für die Lösung dieser mathematischen Rechenaufgaben bedarf es mittlerweile leistungsstarker Hardware, da der Schwierigkeitsgrad der Rechenaufgaben linear mit der Rechenkapazität im Bitcoin-Netzwerk steigt. Der Grund: durch die Anpassung des Schwierigkeitsgrades der Rechenaufgaben wird sichergestellt, dass nur alle 10 Minuten eine neue Rechenaufgaben gelöst wird. Das ist die Garantie für eine fixierte Inflation, die von Menschenhand nicht manipuliert werden kann. Bitcoin ist daher eine Art „Digitales Gold mit Bezahloption“. Auf der einen Seite ist Bitcoin ähnlich wie Gold selten und eignet sich daher als Wertaufbewahrungsmittel und Spekulationsobjekt und auf der anderen Seite erfüllt es alle Voraussetzungen, als Zahlungsmittel eingesetzt werden zu können. Ob für den Kauf von Brötchen beim Bäcker oder den Kauf eines Hauses – bei immer mehr Online- wie Offline-Händlern in der ganzen Welt kann bereits mit Bitcoins bezahlt werden. Zudem können Bitcoins verschiedenen Online-Börsen wie Bitstamp.net oder Markplätzen wie Bitcoin.de gehandelt werden.
Ob Bitcoin sich zukünftig als weltweite Parallel-Währung etablieren wird, muss sich erst noch beweisen. Wie jede Technologie birgt auch Bitcoin Restrisiken, die schlimmstenfalls zum Totalverlust führen können. Es ist eben wie immer: keine Chance ohne Risiko.