Gewiss, es ist hart, wenn man als Geschäftsmann scheitert. Auch ist es nicht leicht, wenn der Insolvenzverwalter an der Tür klopft. Es gibt mehrere Möglichkeiten, dieses Trauma zu verarbeiten. Leider greifen manche zu Verschwörungstheorien.
Carsten Rodbertus dürfte mittlerweile jeder kennen. Er ist der Gutmensch mit den langen Haaren, der Teil der Energiewende sein wollte. Fleißig wie ein kleines Teufelchen ging er mit der Spendenbüchse durchs Land und sammelte bei ahnungslosen Geldgebern seine Milliarden für eine bessere Welt. Das Ende ist bekannt. Gutgläubige Menschen mit dem Hang zum Weltverbessern ließen sich von einem hohen Prozentsatz an Zinsen blenden. Besonders die Anzeigen in den Bahnen zeugten von der Seriosität von Prokon. Alles sollte so schön enden, doch wir leben nun mal nicht im Sollte-Land. Seit einiger Zeit warten die 75.000 Gläubiger auf ihr Vermögen.
Von den üblen Machenschaften der Finanzindustrie
Nun könnte man meinen, dass man aus Erfahrung lernt. Rodbertus ist wirtschaftlich tot. Irrtum! Mittlerweile hat Rodbertus einen neuen Job als Berater gefunden. PmK, „Projekte mit Konzept für eine lebenswerte Zukunft GmbH“ nennt sich der neue Arbeitgeber. Alles soll wieder so sein wie bei der Prokon GmbH. Auch hier wirbt der einst Gescheiterte wieder für undurchsichtige Geldanlagen. Wieder zieht er dieselbe Masche auf wie damals. Prokon ist nicht gescheitert, so Rodbertus weiter, weil er unsolide gewirtschaftet hat und seine horrenden Zinsen in Niedrigzinsphasen mit den Krediten weiterer gutgläubiger Kunden finanzierte. Nein, das Schneeballsystem ist es nicht. Es sind die Machenschaften der Großindustrie, denen die Interessen der Kleinanleger zum Fraß vorgeworfen werden. Nicht näher bestimmte Feinde sind es, welche kein Interesse an alternativen Finanzierungsmodellen haben. Natürlich sind es auch die Medien, die den Traum einer neueren und gerechteren Wirtschaftsordnung zerstören. Die großen Medien werden im Sinne der Groß- und Finanzindustrie weiterhin alles versuchen, um zu beweisen, dass eine Finanzierung von Unternehmen durch private Beteiligungen von Bürgern nicht erfolgreich sein kann, so Rodbertus.
Nicht genehme Tatsachen werden ignoriert
Alles klar. Was der selbst ernannte Prophet einer neuen und besseren Welt aber übersieht, sind Daten und Fakten. Nicht nur, dass er nicht über sich selber reflektieren kann, er übersieht auch die neu auftretenden Formen des Crowdinvestings und Crowdfundings. Letztere zeugt auch von einem Altruismus, von denen die Rodberten dieser Welt doch die ganze Zeit schwafeln. Bei Crowdfunding helfen Menschen einander und verlangen dafür nichts. Wären die Verschwörungstheorien von Rodbertus Realität, würde die Finanzgroßindustrie mit Hilfe ihrer Hilfssheriffs in den Medien alles unternehmen, damit diese neuen Finanzierungsmodelle scheitern. Stromberg, der Film, wäre dann auch kein Kassenschlager geworden.
Hätten dagegen die Banken gehandelt wie Rodbertus es getan hätte, wäre er der Erste gewesen, der sie heftig kritisiert hätte. Er wäre in einem solchen Fall in seiner Überzeugung bestätigt gewesen, dass die Banken von Grund auf schlecht seien. Das ist schließlich das Tolle an Verschwörungstheorien. Egal wie sich manche Sachen entwickeln, sie lassen sich immer unter der vorher in Stein gemeißelten Prämisse subsumieren.
Es fehlen Aliens, Scheichs und Freimaurer
Herr Rodbertus, spieken Sie doch noch Ihre Theorien mit einer Brise extraterrestrialem Leben, orientalischen Scheichs und den Freimaurern. Wenn Sie sehr gewagt sind, bauen Sie noch irgendwie die katholische Kirche mit ein. Wer weiß schon, was die Herren Kardinäle so alles aushecken? Der Kopp-Verlag wird Sie dann mit Handkuss aufnehmen. Dort sind Sie auch nicht mehr allein, sondern befinden sich in Gesellschaft mit so verkannten Größen wie Erich von Däniken, Jürgen Elsässer, Udo Ulfkotte und weiteren vom Mainstream verteufelten Genies.