Bank und Innovation – Die Abnabelung des Kunden von seiner Hausbank.

Traditionelle Banken und Sparkassen spüren bereits heute sehr deutlich die Auswirkungen der digitalen Revolution, da sich viele neue Anbieter aus der Online-Welt immer stärker zwischen die Schnittstelle von Bank und Kunde schieben. Eine der größten Gefahren der Digitalisierung ist daher der Verlust der Kunde-Bank-Beziehung. Apple, Google, Facebook, Amazon, Ebay & Co  haben das Geldgeschäft längst…


Traditionelle Banken und Sparkassen spüren bereits heute sehr deutlich die Auswirkungen der digitalen Revolution, da sich viele neue Anbieter aus der Online-Welt immer stärker zwischen die Schnittstelle von Bank und Kunde schieben. Eine der größten Gefahren der Digitalisierung ist daher der Verlust der Kunde-Bank-Beziehung.

Apple, Google, Facebook, Amazon, Ebay & Co  haben das Geldgeschäft längst im Visier:  Am offensichtlichsten wird dies bei der Ebay-Tochter Paypal, die in Deutschland bereits etwa ein Viertel aller Online-Zahlungen abwickelt. Doch weitere Anbieter folgen:  Beispiele sind die Otto-Gruppe mit ihrer Payment-Tochter Yapital, Apple mit dem iPhone 6 inklusive Apple Pay-Funktion und Amazon mit Amazon Payments. Diese Internetriesen kennen das Einkaufsverhalten ihrer Kunden besser als jede Bank.  Durch die Analyse ihrer regelmäßig  anwachsenden Datenmengen  -Big Data-  können sie den Kunden so beispielsweise auch maßgeschneiderte Finanzierungsangebote unterbreiten. Eine weitere Gefahr geht für die Banken von den sogenannten FinTechs aus, also StartUps, die technologische Dienstleistungen im Finanzsektor anbieten. Viele Banken haben diese StartUps  lange für kleine Nischenanbieter und damit für nicht gefährlich gehalten. Doch auch Google war vor 15 Jahren noch klein. Und genau wie die großen Player haben sie die Schnittstellen zwischen Bank und Kunde im Visier.

FintTechs besetzen Nischen

Derzeit experimentieren hunderte, weltweit sogar tausende FinTech-StartUps  an neuen Lösungen rund um den Themenbereich Finanzdienstleistungen.  FinTechs greifen die Geschäftsmodelle der Banken von allen Seiten an.  Dabei entwickeln sie neue Lösungen, mit denen traditionelle Bankdienstleistungen umgangen werden können. Im Bereich Zahlungsverkehr beispielsweise mit E-Wallets oder Peer-to-Peer-Payment-Lösungen wie Payfriendz,  im Bereich Vermögensverwaltung mit automatisierten Anlagevorschlägen wie bei Vaamo  und im Bereich Kreditvergabe an Privatpersonen(Peer-to-Peer-Lending oder Crowdlending) wie bei Smava, Auxmoney und dem relativ neuen Lendico aus dem Hause Rocket Internet. Die Liste ließe sich nahezu endlos fortsetzen. Die Services der neuen Anbieter sind dabei billiger, transparenter und  smarter als herkömmliche Bankleistungen. Außerdem sind sie einfacher und schöner. Banken machen es den neuen Anbietern derzeit noch leicht, Nischen zu besetzen, weil ihre Innovationszyklen zu langsam sind. Während Banken teilweise Jahre brauchen, um neue Produkte und Technologien auf den Markt zu bringen, benötigen viele Gründer dafür nur wenige Monate. Indem die Banken nur zögerlich handeln, machen sie es den StartUps sehr leicht, in den Markt zu kommen. Wenn die Banken nicht bald viel stärker aktiv werden, könnten sie in zehn Jahren bis 15 Jahren nur noch Dienstleister für die heutigen StartUps sein, da sie ihre Schnittstellen zum Kunden vollkommen verloren haben. Was wie eine Entwicklung der letzten zwei bis fünf Jahre aussieht, nahm seinen Anfang allerdings bereits vor mehr als vier Jahrzehnten.

Mit dem Geldautomaten fing alles an

Niemand konnte ahnen, welche Dimensionen die Aufstellung des ersten Geldautomaten in Deutschland im Jahr 1968 einmal erreichen sollte. Doch im Laufe der folgenden Jahrzehnte wurde die SB-Automation mit Kontoauszugsdruckern, Telefonbanking und schließlich Online-Banking immer stärker vorangetrieben. Was ursprünglich der Kostensenkung diente, hat dazu geführt, dass die Kunden Schritt für Schritt daran gewöhnt wurden, einfache Bankgeschäfte alleine zu erledigen. Dies blieb nicht ohne Folgen für das Kundenverhalten. Mit der Automation gingen nämlich auch die sinnliche Erfahrung in der Filiale und die Personifizierung der Bank durch ihre dortigen Mitarbeiter verloren. In der Folge differenzierten sich die Bankleistungen die Differenzierung der Bankleistungen, die vom Kunden sowieso als weitgehend austauschbar angesehen werden, immer stärker über den Preis. Im Internet sind Preisvergleiche problemlos möglich, so dass die Konkurrenz nur einen Mausklick entfernt ist.  Kunden drohen so, Produkt für Produkt,  schleichend abzuwandern. Sie schenken also nicht mehr einer einzigen Bank ihr Vertrauen, sondern einer selbst zusammengestellten Kombination von Banken und sonstigen Anbietern. Ein solcher Wechsel lässt sich ein wenig mit der Abnabelung vom Elternhaus vergleichen: Er vollzieht sich Schritt für Schritt.

If you can’t beat them – join them

Wenn die Gegenspieler (in Teilsegmenten) stärker sind als die Banken, kann es sinnvoller sein, sich mit ihnen zu verbünden, anstatt sie zu bekämpfen. FinTechs haben zwar eine hohe Innovationsfähigkeit, können aber nur schwer eine kritischen Masse von Kunden erreichen. Durch Kooperationen zwischen Banken und StartUps können so Synergien für beide Partner entstehen: Banken können durch Partnerschaften mit FinTechs ihre Innovationskraft sicherstellen und  FinTechs vom institutionellen Vertrauen in die Banken profitieren.

Foto: MirkeP via istockphoto.de