Noch immer ist des Deutschen liebstes Zahlungsmittel das Bargeld und so lacht nicht nur das Gemüt des Gastronom, wenn er dem Gast erklärt, er habe kein Kartenzahlterminal …
Hier in der Redaktion kommt pro Woche mehr als eine Pressemitteilung zum Thema „Bezahlen“ an. Welt, Spiegel, Handelsblatt. Kaum eine Woche ohne einen Bericht über sicheres Bezahlen mit der Wallet am POS und Pay Direkt im weltweiten Netz. Dem neuen Paypal-Killer aus „good old Germany“. Und irgendwie macht sich das Gefühl breit, dass das Bargeld jetzt erst recht lacht.
Stellen Sie sich mal vor, Sie könnten mit 50 Euroscheinen aus einem Geldautomat der Commerzbank nur bei ALDI, nicht aber bei EDEKA bezahlen. Scheckkarten ausgegeben von einer Sparkasse funktionieren nicht bei ARAL, sehr wohl aber bei Karstadt und wenn Ihre VISA von einer Volksbank kommt können Sie – ein Terminal vorausgesetzt – in jedem Restaurant bezahlen, nur nicht bei McDonald´s. Ganz schön kompliziert, sagen Sie. Stimmt. Der Fall mit dem Bargeld war ja nur Fiktion, geht es aber um das Bezahlen per Smartphone oder im Netz, braucht es Standards. Diese sollen hier in Deutschland von der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) gesetzt werden, dem ehemaligen Zentralen Kreditausschuss; nicht zu verwechseln mit der deutschen Kreditwirtschaft! Es soll sogar Banker geben, die da durcheinander kommen.
Der DK gehören nicht nur drei Verbände für die oft gelobten drei Säulen an. Nein, es sind in der Tat fünf Spitzenverbände der Bankbranche. Die DK ist weder Verein, noch Gesellschaft, hat keine Postadresse und keinen Chef. Reihum übernehmen die fünf Verbände die Federführung. Und es gibt natürlich dass, was es überall gibt: Arbeitskreise. Mit so einem Kreis hat wohl auch das Thema Paypal-Killer gestartet. Insiderinformationen mit knapp über 60 entsandten Experten aus den Verbänden. Das riecht nach schneller Einigung. Ironie-Modus: Aus.
25 Prozent der Internettransaktionen laufen via Paypal
Aber jetzt kommt die gute Nachricht: Ende des Jahres soll ein neues Bezahlverfahren mit dem Namen „Pay Direkt“ an den Start gehen. Unter der Motorhaube soll es dann soeben das können, was Paypal längst kann und Paypal kann jetzt schon mehr. Vielleicht ist dies ein Grund, warum 25 Prozent der Internettransaktionen mit Paypal abgewickelt werden. Irgendwann soll es dann auch mobile Bezahlungen per Handy am POS geben, irgendwann. Dann ist Apple vielleicht schon da. Und ob das System einheitlich von allen Banken angeboten wird, ist indes nicht klar. Zunächst waren es die Sparkassen, die sich erst dagegen entschieden hatten, dann den Zahlungsanbieter Payone gekauft haben. Aber sie sagen heute noch aus, bislang keine finale Entscheidung getroffen zu haben. Verbandspoker nennt man das; natürlich immer nur zum Wohle seiner Mitglieder. Und diese sind nun mal ungleich. Unterschiedliche IT-Systeme und, damit verbunden, unterschiedliche Kosten des Zahlungsverkehrs, unterschiedliche Skalierungsmöglichkeiten, unterschiedliche Vertriebskosten. Da braucht es starke interessenvertretende Verbände.
Kunden bashen gerne Banken
Und wo bleibt der Kunde? Kunden in Deutschland bashen gerne uns Banker, aber beim Thema Bezahlen würden sie auch auf Banken zurückgreifen. Auch Internethändler sind nicht abgeneigt die Zahlungsabwicklung über das deutsche Banksystem abzuwickeln. Nur trauen diese der Bankbranche derzeit nicht zu, Paypal das Wasser zu reichen. Hier hilft auch kein Blick in die Niederlande, wo Paypal vor iDEAL in die Knie gegangen ist. Das war 2005 und das war in den überschaubaren Niederlanden. Keine Säulen und keine DK.
Wenn sich deutsche Banken endlich wieder mit Unternehmenskunden und Endverbrauchern beschäftigen, deren Bedürfnisse und Anforderungen ernst nehmen und sich nur mit diesem Fokus auseinandersetzen und ein modernes einheitliches Bezahlsystem schaffen, welches sicher und mobil und einfach ist und Spaß macht, dann sehe ich hier noch den Funken einer Chance.