Peanuts

Zwischen dem, was finanziert werden soll und dem, der es finanzieren will, stand früher eine Bank. Seit einer Woche sammelt die Crowdfunding-Plattform Kickstarter nun auch in Deutschland Geld in Euro ein. Unternehmen  stellen dort ihre Projekte vor und finanzieren mit der Crowd die Produktion der ersten Produkte. Von vielen Projekten gibt es Marketingvideos und vielleicht…


Zwischen dem, was finanziert werden soll und dem, der es finanzieren will, stand früher eine Bank.

Seit einer Woche sammelt die Crowdfunding-Plattform Kickstarter nun auch in Deutschland Geld in Euro ein. Unternehmen  stellen dort ihre Projekte vor und finanzieren mit der Crowd die Produktion der ersten Produkte. Von vielen Projekten gibt es Marketingvideos und vielleicht einen Prototyp. Mehr nicht. Geld indes fließt reichlich. So sammelt der Apple-Uhr Konkurrent Pepple schlappe 20 Millionen Dollar ein und kann so aus einer Idee ein Produkt in den Markt einführen. Das klappt so gut, dass das Update der Uhr wieder über Kickstarter finanziert wird.
Und genau hier wird die Krux für unsere Branche deutlich. Sollen die jungen Wilden doch bei Venture Capital Unternehmen, Business Angeln und eben auch auf diesen Crowd-Gewächsen ihr erstes Geld einsammeln, dann können wir Banken in der Hochrisikophase erst gemütlich zusehen. Wenn die Unternehmen dann groß und erwachsen sind, Sicherheiten stellen können und nicht so genau auf den Zinssatz schauen, dann kommt mal unser Firmenkundenberater vorbei und zeigt dem Gründer wie richtiges Banking funktioniert.
Am Beispiel Pepple sieht man jedoch wir es in Zukunft laufen könnte. Erste Finanzierung mit der Crowd, Anschlussfinanzierung mit der Crowd, immer Crowd. Da bleibt für „Bank“ nicht viel übrig. Bei wem jetzt der Reflex der zahlentechnischen Bedeutungslosigkeit anzieht, sollte sich die Wachstumsraten ansehen. Geschätze 1,5 Milliarden Dollar wurden 2011 mittels Crowdfunding eingesammelt. Peanuts. Aber schon 2014 waren es über 16 Milliarden. In Europa kommt das Geschäft mit der investierenden Masse erst jetzt so langsam in Fahrt. Nachdem nach vielen Korrekturen am 23. April das Kleinanleger das Kleinanlegergesetz beschlossen wurde, gibt es jetzt zumindest einen rechtlichen rahmen. Nachbesserungsbedarf besteht, alleine die Anhebung der Investitionsgrenze von einer auf zweieinhalb Millionen ist ein erster Schritt.
Das Fatale am Erfolg mit der Crowd-Finanzierung ist nicht nur der Konditionierungseffekt bei den Kreditsuchenden, in Zukunft die mühsamen Rating- und Sicherheitengespräche in der Bank zu umgehen. Wo ein Kreditsuchender ist, sind in der Crowd Tausende Anleger, die schon lange keine Lust mehr auf langweile Tagesgelder mit der Tendenz zum Negativzins haben. Aktivkunde weg, Passivkunde weg.