Autoren: Ulrich Horstmann u.a.
Euro:6,99
160 Seiten, broschiert
ISBN: 978-3-898-79916-4
Finanzbuch Verlag
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Ludwig Erhard, der zweite Bundeskanzler, kann man mit Recht als einen großen Politiker betrachten, der mit seinem Konzept der Sozialen Marktwirtschaft einen nachhaltigen Begriff in den öffentlichen Diskurs einfügte. Heutzutage berufen sich Politiker aller Couleur auf das von Erhard entworfene Konzept, das er in seinem Verkaufsschlager von 1957 „Wohlstand für Alle“ detailliert erklärte. Leider hat sich der Begriff in den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt, so dass die Autoren des vorliegenden Buches die Missverständnisse ausräumen wollen.
Weichgespülter Inhalt
Die „Soziale Marktwirtschaft“ ist als Begriff so populär, dass sie mittlerweile fast vollständig von dem abweicht, was Ludwig Erhard einst unter ihn vorstellte. Er ist zu einem genauen Gegenteil von dem geworden, was Erhard sich einst darunter vorstellte. Er strebte eine Marktwirtschaft, die einen freien Wettbewerb garantiert, denn nur er ist in der Lage, zu Wohlstand zu kommen. Erhard betonte in seiner Schrift die Eigenverantwortung der Menschen, die ihr eigenes Schicksal selber in die Hand nehmen sollen. Das Adjektiv „soziale“ sorgt für den notwendigen sozialen Ausgleich, damit ein Bürger nicht in totale Mittellosigkeit rutscht.
Keine Untertanen
Erhard warnte vor einem um sich greifenden und allfürsorglichen Sozialstaat, der seine Bürger bevormundet und damit letztendlich für unmündig erklärt. Ein Staat, der so handelt, bedient sich nicht nur einer sozialistischen Umverteilungspolitik, sondern schafft einen Untertanenstaat. Leider, so der Tenor des Buches, „wirkt eine liberale freiheitliche Alternative ohne Fürsorgestaat für die Bürger unattraktiv.“ (S. 16) Eine sozialistische Umverteilungspolitik ist leichter zu vermitteln, als eine freie Marktwirtschaft. Ja, eine Umverteilung wird sogar als alternativlos bezeichnet, so auch von den mittlerweile sozialdemokratischen Unionsparteien. Das geht alles soweit, dass es keine Grenzen des Wohlfahrtsstaates mehr gibt. Diese Entwicklung hat Erhard nicht gewollt und nicht gefordert. Er forderte von seinen Landsleuten keine neue Hybris, sondern Maßhalten. Genau das wird von der herrschenden Klasse nicht befolgt. Politiker regieren mit einer Hybris, die ihresgleichen sucht. Sie stellen ihre eigenen Machterhaltungswünsche über eine sinnvolle und effektive Wirtschaftsordnung.
Da vorne läuft das Volk. Ich muss ihm hinterher – ich bin sein Führer.
Mit diesem Tenor im Hinterkopf wundert es nicht, dass die Autoren des vorliegenden Werkes kein gutes Wort über die CDU im Allgemeinen und Angela Merkel im Besonderen lassen. Als sich die CDU 2003 auf dem Leipziger Parteitag für den damals noch auf 2006 datierten Wahlkampf fit machte, beschwor sie die soziale Marktwirtschaft, wie sie Ludwig Erhard noch verstand. Also mit einem starken Fokus auf Markt und freier Wettbewerb. Die Wahl 2005 war ein kleines Fiasko, auch wenn die CDU den Posten des Bundeskanzlers bekleidete. Besonders die neue Kanzlerin Merkel orientierte sich ab da an links von der Mitte und sozialdemokratisierte damit die Union. Rein taktisch gesehen war diese Strategie gar nicht so dumm, glänz die Union doch in den Wahlumfragen. Auch Merkel kann nicht vom Mangel an Popularität klagen. Sie folgt dem Ausspruch des einstigen französischen Außenministers Charles Maurice de Talleyrand: „Da vorne läuft das Volk. Ich muss ihm hinterher – ich bin sein Führer.“
Sie sollte aber aufhören, sich auf Erhard zu beziehen – denn diese Politik entspricht nicht seinen Forderungen.