„Tendenz zu Identitätsdelikten ist erkennbar“

Als Unteraspekt der Compliance wurde nicht nur von Seiten der Banken, sondern auch von Seiten verschiedener Dienstleister das Thema Fraud-Prevention immer mehr in den Fokus gerückt. BANKINGNEWS sprach mit Stephan R. Peters, Leiter der Geschäftsentwicklung bei der SCHUFA Holding AG, über dieses Phänomen und dessen Hintergründe. BANKINGNEWS: Herr Peters, wie erklären Sie sich das wachsende…


Als Unteraspekt der Compliance wurde nicht nur von Seiten der Banken, sondern auch von Seiten verschiedener Dienstleister das Thema Fraud-Prevention immer mehr in den Fokus gerückt. BANKINGNEWS sprach mit Stephan R. Peters, Leiter der Geschäftsentwicklung bei der SCHUFA Holding AG, über dieses Phänomen und dessen Hintergründe.

BANKINGNEWS: Herr Peters, wie erklären Sie sich das wachsende Interesse am Thema Fraud-Prevention?

Peters: Viele Kreditinstitute haben es täglich mit Betrug zu tun, bei dem sich mittels gefälschter Identität oder Urkunden Kredite erschlichen werden. Aus Gesprächen mit Vertragspartnern wissen wir, dass die Schäden durch Betrug zunehmen. Betrugsprävention, -aufdeckung und -vermeidung rücken zunehmend in den Fokus. Und auch Wirtschaftsprüfer achten mehr auf Erfüllung der entsprechenden Regularien, z.B. aus dem Kreditwesengesetz (KWG). Deshalb stehen diese Themen auch im Mittelpunkt der Tagung.

Welche Hilfestellung bietet die SCHUFA den Kreditinstituten vor dem Hintergrund dieser Entwicklung?

Seit einem Jahr bietet die SCHUFA ihren angeschlossenen Banken mit dem SCHUFA-FraudPool eine Lösung zur Betrugsprävention an. Basierend auf dem Grundsatz der Gegenseitigkeit hilft der FraudPool, betrugsverdächtige Aktivitäten zu erkennen und bewahrt so die teilnehmenden Kreditinstitute vor finanziellem Schaden durch Betrugsfälle. So berichtete einer der SCHUFA-FraudPool-Teilnehmer allein von vermiedenen Schäden in Höhe von 300.000 Euro durch den Informationsaustausch im ersten Halbjahr 2015.

Wie funktioniert das Verfahren im Detail?

Der SCHUFA-FraudPool ermöglicht es Kreditinstituten, datenschutzkonform Informationen zu konkreten Betrugsverdachtsfällen im Sinne des §25h KWG untereinander auszutauschen. Kernstück des SCHUFA-FraudPools ist eine zentrale Datenbank, die Meldungen zu ungewöhnlichen oder zweifelhaften Sachverhalten, die über den Anfangsverdacht hinausgehen, enthält. Gespeichert werden beispielsweise Hinweise auf gefälschte Ausweispapiere, gefälschte Verdienstbescheinigungen oder sonstige auffällige Dokumente, die im Rahmen eines Kreditantrags vorgelegt werden. Die Teilnehmer erhalten – u.a. im Rahmen der SCHUFA-Bonitätsinformation – einen Warnhinweis, falls die Daten über den Antragsteller im Zusammenhang mit einem Betrugsverdachtsfall bereits an anderer Stelle auffällig geworden sind und können den Sachverhalt genauer prüfen. Diese Prüfung kann auch für Bestandskunden der SCHUFA-FraudPool Teilnehmer vorgenommen werden.

Wie groß sind die technischen Hürden und welcher IT-Aufwand ist für den SCHUFA-FraudPool von Seiten der Institute notwendig?

Die technische Integration erfolgt mittels einer Koppelung der klassischen SCHUFA-Anfrage mit einer vollautomatisierten Abfrage des SCHUFA-FraudPools. Eine technische Anpassung auf Teilnehmerseite ist grundsätzlich nicht notwendig. Sofern eine automatisierte Aussteuerung eines Trefferfalls erfolgen soll bedarf es lediglich einer kleinen Anpassung z.B. des XML-Schemas der SCHUFA-Auskunft. Alle anderen Prozesse sind frei von IT-Aufwänden auf Institutsseite. Fraud-Manager können die Details zu den eigenen und fremden Fraud-Fällen über eine separate Applikation einsehen, auswerten und verwalten. Das macht den Anschluss einfach und unkompliziert möglich.

Wie hat sich der SCHUFA-FraudPool im ersten Jahr entwickelt?

Seit seiner Einführung 2014 hat sich der SCHUFA-FraudPool bereits vielfach bewährt und zahlt sich als Präventionsmaßnahme für unsere Vertragspartner aus. Bisher wurden knapp 8.000 Betrugsverdachtsfälle eingemeldet. Der Erfolg: Die Teilnehmer erhielten bereits mehr als 2.500 Warnhinweise und konnten dadurch genauere Prüfungen einleiten. Darüber hinaus bietet der SCHUFA-FraudPool den gemeldeten Identitätsbetrugsopfern Schutz davor, dass ihre Identität bei den teilnehmenden Kreditinstituten weiterhin missbraucht wird. Auch lernen wir ständig Neues über die „Betrugslandschaft“ und deren Muster. Zum Beispiel bildet derzeit die Bonitätsmanipulation (u.a. gefälschte Verdienstabrechnungen) mehr als 85 Prozent der Betrugsverdachtsfälle. Die Tendenz der Zunahme bei Identitätsdelikten ist jedoch erkennbar.

Wie sehen Sie die Entwicklung in diesem Bereich und was will die SCHUFA hier noch gemeinsam mit und für die Kreditwirtschaft erreichen?

Für die SCHUFA zählt das Thema Fraud-Prevention zu den strategischen Prioritäten. Besonders die immer weiter fortschreitende Digitalisierung ist mit vielen Chancen verbunden. Sie birgt aber auch Risiken. Der Schutz von Unternehmen und Verbrauchern vor Identitätsdiebstahl, Identitätsmissbrauch und Betrug und den damit verbundenen negativen Folgen ist und bleibt uns daher ein zentrales Anliegen, mit dem wir uns fortwährend beschäftigen. Hier treiben wir die Entwicklung von Gegenmaßnahmen in Zusammenarbeit mit Vertragspartnern aber auch Behörden aktiv voran.

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