„Heutzutage muss man vielen Qualitätsaspekten genügen”

SDL ist weltweiter Marktführer für Übersetzungslösungen. Das Unternehmen verbindet die klassische Übersetzerarbeit mit innovativen Technologien und schafft so neue Konzepte. BANKINGNEWS-Redakteurin Anna Sophia Stötzer sprach mit Horst Liebscher von SDL über Herangehensweisen, den Wandel der Übersetzungsbranche und Datenschutz.


BANKINGNEWS: Was hebt SDL von anderen  Unternehmen aus der Übersetzungsbranche ab?

Liebscher: SDL ist weltweit das größte Übersetzungsunternehmen und arbeitet unter  anderem mit elf der zwölf führenden  Finanzdienstleister sowie sechs der sieben führenden Banken zusammen. Im Finanzsektor übersetzen wir unter anderem Jahres-, Zwischen- und Complianceberichte, Kredit- und Kapitalanalysen sowie Anlegerinformationen (KIID). Aber auch allgemeine Inhalte wie Vertriebsbroschüren, Marketingmaterialien, Präsentationen, Webseiten und eLearning- Unterlagen werden von über 1.000 Inhouse-Übersetzern in 38 Ländern übersetzt. Wir sind einer der wenigen Anbieter, die Übersetzungsdienstleistungen, Übersetzungsmanagement, Terminologiemanagement und maschinelle Übersetzung aus einer Hand bieten.

„Neue Anforderungen an Übersetzungsarbeit“

Wie hat sich die Übersetzungsbranche in den vergangene Jahren verändert?

Die Anforderungen an die Übersetzungsarbeit und der technologische Anspruch, dem man genügen muss, haben sich ganz fundamental gewandelt. Im  Finanzbereich gibt es zum Beispiel vielfältige Abläufe, in denen Sicherheitsaspekte eine große Rolle spielen. Heutzutage muss  man  hohen Qualitätsanforderungen genügen und viele organisatorische Herausforderungen meistern.

„Eine andere Herangehensweise“

Was unterscheidet SDL bei der Wahl der Übersetzer im Vergleich zu anderen Dienstleistern der Branche?

Im Vergleich  zu anderen  Anbietern hat SDL eine  grundlegend andere Herangehensweise. Unser Netzwerk an Inhouse-Übersetzern arbeitet nach ISO-zertifizierten Qualitätsstandards und sitzt in den Ländern der jeweiligen Zielsprache. Die Übersetzer arbeiten direkt im Zielland und verfügen über einen entsprechenden kulturellen, fachlichen und sprachlichen Hintergrund. Sie kommen also aus dem kulturellen Raum und bleiben dort vertreten. Schließlich entwickelt sich Sprache stetig weiter.

Die sogenannte „digitale Transformation“ ist in aller Munde. Welche Vor- und Nachteile sehen Sie im voranschreitenden technischen Wandel?

Hierbei  kann man  ruhig  einen Unterschied  machen zwischen  technischem und  technologischem  Wandel. Das Technische sind die konkreten Details,  sozusagen wann welche Knöpfe gedrückt werden.   Das  Technologische ist die Art und Weise, wie man etwas macht. Digitale Transformation heißt auch, dass es immer mehr Datenmengen gibt, die „übersetzungsrelevant“ sind. Ein  Beispiel  wäre der Informationsfluss über soziale Medien und das gesamte Web.  Man  muss sich z.B. in verschiedenen Sprachräumen informieren. Weil man jedoch nicht alle Sprachen spricht, gibt es die Möglichkeit der   Informationsübersetzung. Hierbei  hat  die   Übersetzung einen ganz anderen Qualitätslevel, weil es wirklich nur um den Inhalt geht und nicht um eine perfekte Formulierung von Sachverhalten. Die Semantik muss passen. Nun gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten, solche Übersetzungen  mit maschinellen Methoden  herzustellen. Wir bieten hierfür verschiedene Lösungen  in einer kundenspezifischen und sicheren Umgebung.

„Qualitästslevel sind unterschiedlich“

Maschinelle Übersetzung liefert oft Fehler, z.B. im Satzbau. Wie garantieren Sie eine adäquate Übersetzung des Textes?

Hier bietet SDL ein mehrstufiges System. Ein Grundsystem, das  das  allgemeine Vokabular einer Sprachrichtung abbilden  kann, also z. B. Deutsch-Englisch. Darüber hinaus können sogenannte Engines mit branchenspezifischen Begriffen trainiert werden. Speziell für den Finanzsektor bieten wir beispielsweise entsprechend trainierte Engines. Mit der nächsten Ausbaustufe kann man dann noch unternehmensspezifische Terminologien im eigenen Kontext verwenden.  Hinzu kommt, dass wir speziell geschulte Übersetzer, sogenannte Post-Editoren, beschäftigen, die maschinelle Übersetzungen nachbearbeiten. Hierdurch erhält der Kunde druckreife, qualitativ hochwertige Übersetzungen.

Ein Schlagwort der heutigen Zeit für Auftraggeber – und den Rest der Bevölkerung – ist „Datenschutz“. Wie gehen Sie damit um?

Gerade im Finanzbereich  ist es eine der zentralen Fragen überhaupt. Bestimmte Daten dürfen  das Unternehmen nicht  verlassen. SDL bietet die einzige ISO 27001-zertifizierte Übersetzungsplattform mit zertifizierten Übersetzern, Datenverschlüsselung und einem umfassenden Prüfprozess an. Das System kann direkt von uns gehosted oder in die eigene Infrastruktur der  Finanzdienstleister integriert werden. Zentralisierte Workflows und zertifizierte Prozesse gewährleisten die maximale Transparenz und Datensicherheit. Auf Wunsch können externe Akteure  eingebunden  werden. Bestimmte Dokumente können dann auch von außen, während andere vertrauliche Dokumentenklassen  nur intern bearbeitet werden können. Eine  weitere  sichere Option ist die Cloud-Lösung. Das Konzept von Sprache in der Cloud ist einfach: Es ermöglicht Unternehmen einen direkten Zugriff auf Übersetzungsoptionen für eine Vielzahl von Inhaltsanforderungen und erfordert keine IT-Investitionen oder Installierungen vorab. Bei allen Lösungen ist der Aspekt höchstmögliche Sicherheit heute allgemeiner Konsens und eine Grundanforderung.

Horst  Liebscher ist seit 2015 Senior Business Consultant der Trados GmbH. Er ist Dipl.-Ing., arbeitet seit 17 Jahren als Sprachtechnologe u.a. in den Bereichen Prozessoptimierung und angewandte Linguistik.