BANKINGNEWS: Wird es eine friedliche „Fintech-Revolution“ oder wollen Sie die Banken unter die Guillotine bringen?
Nagel: Fintechs bringen eine Menge Ideen hervor, die man bei den traditionellen Finanzdienstleistern vermisst. Das liegt nicht daran, dass nur Fintechs gute Ideen haben. Sie schleppen jedoch keine gewachsene und komplexe IT-Backend-Infrastruktur mit sich herum, wie dies bei Banken der Fall ist. Zudem sind sie weniger reguliert und konzentrieren sich oft auf einen einzigen Aspekt eines sehr komplexen Dienstleistungspektrums. Hinsichtlich der Marktanteile und des Kundenvertrauens sind es wiederum klar die Banken, bei denen die Musik spielt. Es wird eine Konzentration im Fintech-Markt geben, subkritische Player werden sich zusammenschließen und Banken werden durch den Markt dazu gezwungen, sich Innovationen anzupassen. Wir stehen bereit, an diesem Markt zu partizipieren, weil wir Kunden, Händler, Banken und Dienstleister zusammenbringen.
Mit welchen Mitteln treiben Sie die Revolution voran?
Das Smartphone ist erstmals in der Geschichte der Technologie dazu geeignet, Kunden jederzeit und überall in die Lage zu versetzen, ein Bedürfnis in eine Kauftransaktion umzusetzen. Dadurch verschwimmt die klassische Unterteilung in Ladenlokale und Onlinehandel. Wir haben eine Plattform geschaffen, die unseren Kunden erhebliche Zeit- und Kostenvorteile bietet, das klassische stationäre Geschäft, den Onlinehandel, die mobilen Kanäle und die Kundenbindungsinstrumente effizient und sehr erfolgreich miteinander zu verzahnen. Dadurch steigen Umsatz, Reichweite und Markenwahrnehmung. Wir verstehen uns als „mobile sales company“ – das ist weit mehr als nur Bezahlung.
„Bargeld wird nicht aussterben“
Was leistet die UMT Mobile Payment Plattform?
Wir bieten unseren Kunden eine fertige, einsatzbereite Marketing- und Bezahlplattform, die aktuell sowohl mit knapp der Hälfte der Kassensysteme des deutschen Einzelhandels kommunizieren kann, als auch – neben Mobile Payment – alle gängigen Zusatzdienste eines Wallets bietet. Dabei werden alle stationären und Onlinemarketing- und Vertriebsanstrengungen eines Händlers gebündelt und miteinander verzahnt. Das Resultat sind zusätzliche Vertriebskanäle, gesteigerter Umsatz, und ein einheitlicher Auftritt über alle Vertriebskanäle. Zudem wird es möglich, überall zu kaufen und sich die Ware in kurzer Zeit nach Hause liefern zu lassen. Unsere Strategie ist, unsere Plattform als Standard durchzusetzen. Die Durchdringung wird umso mehr steigen, je mehr Handelspartner dazustoßen. Zudem begleiten wir schon heute die gesamte Wertschöpfungskette des Handels, „along the customer journey“.
Dem Bargeld wird immer wieder das Aussterben prophezeit. Dazu müssen elektronische Verfahren aber universell einsetzbar sein. Wie passen dazu die von UMT angebotenen White-Label-Lösungen, die dann bei unterschiedlichen Anbietern miteinander konkurrieren und sich dadurch letztlich unter Umständen nicht vollends durchsetzen?
Das Gegenteil ist der Fall! Bargeld ist universell. Es wird daher nicht aussterben. Elektronische Verfahren werden nur funktionieren, wenn sie genauso universell sind. Wenn die gleiche Technologie wie ein Standard überall verwendet wird. Durch den Zugang zu den Kassensystemen sind wir auf sehr gutem Wege, universell zu werden. Mit unserem White Labeling-Ansatz sind wir in der Lage, diese Strategie glaubhaft nach vorne zu bringen. Entscheiden wird immer der Endkunde, und dieser wird Mobile Payment nur dann akzeptieren, wenn er mit jeder App überall bezahlen kann. Genau das stellen wir sicher – wie beim Bargeld.
„Das Smartphone als Integrator“
Wird es für Kunden zukünftig möglich sein, mit einer einzigen App Online-Banking, Payment, Couponing und Trading durchführen können?
Ja, sicher. Ich habe mich beispielsweise immer gewundert, warum man mit einer Banking-App nicht bezahlen kann. Das wäre doch nur konsequent, weil es eine Integration verschiedener Wertschöpfungsstufen ermöglicht. Betrachten wir einmal das Smartphone als Integrator, dann können wir einerseits den Konsumprozess darauf abbilden: Der Kunde sucht Ware, wählt sie aus, kauft sie, bekommt sie geliefert und erhält dafür Rabatte oder Bonuspunkte. Das bieten wir heute schon an. Andererseits ist nun für die Bezahlung in der Regel die Hinterlegung einer Debit- oder Kreditkarte erforderlich, welche zum Teil mit hohen Gebühren belegt sind. Würde man die Bank, die ja gewissermaßen die „Heimat“ unseres Geldes ist, mit einbinden, wäre dies nicht mehr nötig. Und mit dem Bezahlen wären die Ideen ja nicht zu Ende. Man könnte Instantkredite anbieten, Versicherungen, Ratenkauf und viele andere Produkte.
Einige Anbieter von Zahlverfahren und Clouds werben damit, dass sich ihre Server in Deutschland befinden. Wie behandelt Ihr international agierendes Unternehmen die Themen Datenschutz und Datensicherheit?
Unsere Server stehen ebenfalls in Deutschland und wir unterliegen genauso dem deutschen Datenschutz, dem wir uns auch verpflichtet fühlen. Unsere Technologie entspricht den höchsten Sicherheitsanforderungen und ist damit sogar sicherer als eine physisch im Portemonnaie getragene Kreditkarte oder gar Bargeld.