Der Grund: Im Zuge der Banken- und Staatsschuldenkrise hat die EZB massiv am Leitzins gedreht. Je stärker die Zinsschraube nach unten gerichtet war, umso geringer auch die Guthabenzinsen. Wenn das Sparbuch nicht mehr weiterbringt, welche Geldanlagen spielen dann eine Rolle? Wer als Anleger wirklich an Wachstum im Vermögensaufbau interessiert ist, muss das Thema komplett neu angehen. An Aktien, Fonds oder Immobilien führt inzwischen kaum noch ein Weg vorbei. Sie sind die modernen Alternativen zum Sparbuch.
Inhalt:
- Tagesgeld: Flexibilität, Sicherheit und bessere Rendite
- Festgeld: Die noch sichere Alternative zum Sparbuch
- Aktien: Deutlich höhere Rendite-Chancen
- Immobilien: Auch als Rendite-Objekte interessant
- Anleihen: Als Alternativen zum Sparbuch einen Blick wert
Tagesgeld: Flexibilität, Sicherheit und bessere Rendite
Was das Sparbuch lange so interessant gemacht hat, ist der Sicherheitsaspekt. Moderat verzinst, fällt es in den Bereich der gesetzlichen Einlagensicherung. Damit genießt es einen umfassenden Schutz. In der Praxis gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Sparprodukte, bei denen die Rahmenbedingungen recht ähnlich aussehen – wie das Tagesgeld.
Hierbei handelt es sich um Spareinlagen bei einer Bank. Verwahrt auf einem speziellen Konto – dem Tagesgeldkonto – kann der Inhaber täglich über das Guthaben verfügen. Auszahlungen bei dieser Form vom Sparkonto sind jederzeit möglich, es muss aber die übliche Bearbeitungsdauer einer Überweisung einkalkuliert werden. Gegenüber dem Sparbuch hat das Tagesgeld damit dennoch einen entscheidenden Vorteil.
Sofern Privatanleger vom Sparbuch mehr als 2.000 Euro abheben wollen, ist immer eine Kündigungsfrist einzuhalten. Diese liegt bei drei Monaten. Ein echter Nachteil, wenn mit dem Guthaben eine größere Anschaffung gestemmt werden soll. Erschwerend kommt an dieser Stelle hinzu, dass die Zinsen extrem niedrig sind. Der Guthabenzins auf dem Sparbuch deckt die Inflation schon lange nicht mehr. Deutlich unter 1 Prozent pro Jahr machen das Sparbuch als Geldanlage unattraktiv.
Sieht es beim Tagesgeld besser aus? Leider sind auch hier die Zinsen in den letzten Jahren deutlich abgesackt. Durch die Tatsache, dass Banken den Guthabenzins an Leitzinsen wie den EURIBOR koppeln, kann die Verzinsung auf der anderen Seite auch wieder recht schnell steigen. Lohnt es sich, Tagesgeld als Anlageprodukt im Auge zu behalten?
Geld zwischenparken – geht hervorragend mit dem Tagesgeld
Sich allein auf das Tagesgeld zum Geldanlegen verlassen, ist angesichts der aktuellen Zinssituation keine gute Idee. Aber: Das Tagesgeldkonto bietet sich als Lösung an, wenn Geld kurzfristig zwischengeparkt werden muss. Sparbücher kommen aufgrund der Verfügungslimits nicht für diese Aufgabe in Frage. Tagesgeld hat diesbezüglich mehr Potenzial.
Beispiel: Im Depot wird ein Aktienpaket liquidiert. Aktuell liefern interessante Wertpapiere allerdings keine vielversprechenden Handelssignale. Stattdessen wird das Geld auf das Tagesgeldkonto geschoben. Hier kann es kurzfristig „gelagert“ werden. Sollte das Kapital über einen längeren Zeitraum nicht gebraucht werden, ist das Festgeld eine Option.
Festgeld: Die noch sichere Alternative zum Sparbuch
Festgeld ist eine weitere der möglichen Alternativen zum Sparbuch, die eine vergleichbare Sicherheit bietet. Kern des Ganzen sind Spareinlagen, die nicht kurzfristig – im Idealfall täglich – verfügbar sind, sondern über einen festen Zeitraum bei der Bank hinterlegt werden. Hieraus leitet sich die Bezeichnung Festgeld ab. In der Praxis ist diese Variante bei Anlegern gefragt, die sich noch nicht komplett vom Zinssparen verabschieden wollen.
Wo liegen die Vorteile? Sich in einer Niedrigzinsphase zu binden, erscheint derzeit doch eher wenig lukrativ. Es gibt zwei gute Gründe, welche das Festgeld zu einer Option machen. Allerdings gelten diese nur mit gewissen Einschränkungen – und nicht für alle Anlageprofile.
Im Vergleich zum Sparbuch und dem Tagesgeld hat Festgeld dahingehend Vorteile, dass hier nach wie vor deutlich höhere Guthabenzinsen erzielt werden. Besonders für Laufzeiten von mehr als zwei Jahren gibt es bei verschiedenen Banken einen Guthabenzins von über 1 Prozent. Das klingt im ersten Moment ebenfalls nicht nach sonderlich viel.
Im Vergleich dazu sind die Zinsen auf dem Sparbuch aber extrem niedrig. Laut dem Statistischen Taschenbuch der Versicherungswirtschaft 2020 kommt das Sparbuch im Jahr 2019 im Durchschnitt auf einen Zins von 0,10 Prozent. Angesichts der aktuellen Inflationsrate lässt sich damit kein Vermögensaufbau mehr erzielen. Im Gegenteil: Vermögen schmilzt immer mehr zusammen.
Das Tagesgeldkonto hat ebenfalls einen entscheidenden Nachteil. Wer sich für diese Option entscheidet, kommt nicht ohne Weiteres an das Geld heran. Es ist für die gewählte Laufzeit fest angelegt. Wird unbedingt Geld gebraucht, riskieren Anleger den mühsam ersparten Zinsgewinn. Gerade bei langfristigen Festgeld-Verträgen muss dieser Aspekt präsent sein.
Festgeld für den Substanzerhalt
Sind Laufzeiten zwischen drei Jahren und fünf Jahren beim Festgeld damit vom Tisch? Nein, wer für den Ruhestand spart, sollte die Anlagevariante im Hinterkopf behalten. Der Grund: In den Anfangsjahren wird ein Depot auf Wachstum ausgerichtet. Spareinlagen wie das Festgeld spielen hier keine Rolle.
Ab einem gewissen Zeitpunkt wird das Portfolio umgeschichtet. Es geht dann nicht mehr um Wachstum um jeden Preis. Viel wichtiger wird hier der Substanzerhalt. Natürlich will niemand, dass die Inflation an dieser Stelle voll auf das Portfolio schlägt. An diesem Punkt kommt das Festgeld ins Spiel. Anleger schichten den Ertrag aus Aktien um – in Anleihen und sichere Spareinlagen wie das Festgeld. Hintergrund: Als Bankeinlage fällt es unter die gesetzliche Einlagensicherung.
Für die Auswahl passender Festgeldkonten ist ein gewisses Augenmaß gefragt. Aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase sind verschiedene Banken inzwischen dazu übergegangen, auch Spareinlagen mit einem „Strafzins“ zu versehen. Hier sollte sehr genau vergleichen werden, wo die Konditionen – auch mittelfristig – entsprechend ausfallen.
Aktien: Deutlich höhere Rendite-Chancen
Aktuell sehr gute Ertragschancen haben immer noch Aktien. Daher gehören sie ebenfalls klar zu den lukrativeren Alternativen zum Sparbuch. Über die Börsen gehandelt, gibt es hier zwei Optionen zum Geld verdienen: Kurssteigerungen und Dividenden. Generell lautet für alle Anleger, die allein auf den Kurs – sprich Wachstum – setzen, dass billig eingekauft werden muss. Aus den Positionen wird natürlich in einem überkaufen Markt ausgestiegen. Auf diesem Niveau sind die Kurse einzelner Wertpapiere besonders hoch.
Was Aktien verlockend macht, erklärt sich über die Renditedreiecke des Deutschen Aktieninstituts (DAI). Für den DAX lässt sich hier gut ablesen, dass Aktien Potenzial haben. Auch, wenn es regelmäßig zu Krisen kommt und die Kurse in die tiefrote Zone abdrehen – die Rendite kann sich sehen lassen. Mitunter sind sogar zweistellige Prozentsätze möglich.
Doch die Renditedreiecke unterstreichen einen Aspekt sehr deutlich: Wer sich als Anleger auf diese Form der Geldanlage einlässt, muss das Thema Sicherheit neu denken. Anders als bei den Spareinlagen, welche automatisch bis zu 100.000 Euro geschützt sind, fehlt dieses Sicherheitsnetz. Im Fall der Aktien kommt es zu Kurskorrekturen. Kein Wertpapier kennt nur den Weg nach oben. Was ist von diesem Standpunkt aus betrachtet wichtig?
- Diversifikation: Ein solide aufgestelltes Portfolio muss in mehrere Richtungen gedacht werden. Es reicht nicht, sich mit drei oder vier Aktien auseinanderzusetzen. Im Depot müssen – um das Ganze richtig zu machen – mehrere Märkte und Branchen vertreten sein. Andernfalls droht immer das Risiko, dass ein einzelnes Unternehmen oder eine Branche schwächelt und das den Wert des gesamten Portfolios bedroht.
- Know-how: Ohne das Erkennen der Handelssignale geht bei Kapitalanlagen schnell viel schief. An dieser Stelle geht es nicht nur um die Fähigkeit, Fundamentaldaten auswerten zu können. Ohne das passende Know-how in der technischen Analyse werden Indikatoren schnell falsch interpretiert – etwa im überkauften Markt. Die Folge sind herbe Verluste.
- Richtiges Trading: Jeder Anleger muss seine Grenzen kennen. Richtig zu traden heißt, auch Orderzusätze wie den Stop Loss einzubauen. Dadurch lassen sich automatisch Reißleinen in das Portfolio einbauen, um die Handelsplattform im Ernstfall aus den Positionen aussteigen zu lassen.
Die Sicherheitsoption: Aktien als Fonds
Gerade Einsteiger, die bisher keine Erfahrungen mit Wertpapieren und dem Trading über Broker an der Börse haben, reagieren anfangs unsicher. Leider passieren in dieser Situation schnell Fehler, dank derer das Frustlevel steigt. Eine Möglichkeit: Mit einem Musterdepot wird zuerst Erfahrung gesammelt. Hier lassen sich unterschiedliche Strategien ausprobieren und deren Effekt beobachten.
Was Musterdepots so wertvoll macht, ist ein anderer Aspekt. Zum Funktionsumfang gehört meist auch eine ganze Toolbox an Werkzeugen für die Chartanalyse. Anhand der Indikatoren lassen sich Kurse beobachten, um Trends zu erkennen. Hieraus entstehen Handelssignale. Eine zweite Möglichkeit, um von den Kursen an der Börse zu profitieren, sind Fonds. Neben aktiv verwalteten (klassischen) Investmentfonds rückt eine Anlageklasse zunehmend in den Fokus – ETFs. Dahinter verbergen sich Fonds, welche einen Aktienindex abbilden.
Hier findet nur eine passive Verwaltung des Fondsvermögens statt. Die Zusammensetzung gibt immer der jeweilige Index vor. Der Vorteil: Im Vergleich zu herkömmlichen Fonds sind ETFs bei den Kosten günstiger. Ein zweiter Aspekt ist das eingebaute „Sicherheitsnetz“. In einem ETF finden sich Aktien aus dem jeweiligen Index wieder. Auf diese Weise entsteht automatisch eine Diversifikation.
Robo Advisor: Die KI-Alternative
Mit der zunehmenden Digitalisierung verändert sich auch die Geldanlage – Stichwort Robo Advisor. Dahinter verbergen sich Algorithmen, welche von Banken und Brokern zur Automatisierung im Assetmanagement zum Einsatz kommen. Lange blieben diese Algorithmen institutionellen Investoren vorbehalten. Inzwischen werden Robo Advisor zunehmen auch im Retail-Segment – also für Privat- und Kleinanleger – eingesetzt.
Was die Algorithmen gegenüber menschlichen Tradern heraushebt: fehlende Emotionen. Während Anleger Entscheidung immer wieder „aus dem Bauch“ heraus treffen oder sich von der Stimmung auf dem Parkett beeinflussen lassen, agieren Robo Advisor nüchtern. Ihre Anlageentscheidungen beruhen allein auf harten Fakten – wie Short- und Long-Signalen aus den Kurscharts. Insofern überwiegen an dieser Stelle nüchterne Entscheidungen.
Zudem errechnen Robo Advisor als digitale Vermögensverwalter das für den Anleger am besten geeignete Portfolio und überwachen und verwalten dieses dann automatisch nach den Maßgaben des Kunden.
Trotzdem sollten Anleger bei der Wahl eines Anbieters genau hinschauen, denn es gibt zum Teil erhebliche Unterschiede bei den Anlagestrategien und der Qualität der Entscheidungen. Diese schlagen sich am Ende in der Performance nieder.
Immobilien: Auch als Rendite-Objekte interessant
Das sogenannte „Betongold“ hat in den zurückliegenden Jahren eine ganz neue Bedeutung bekommen. Aufgrund des aktuellen Zinsumfelds ist die Nachfrage nach Immobilien so hoch, dass die Preise deutlich angezogen haben. Besonders deutlich wird dieser Trend am Preisindex der Pfandbriefbanken. Hier sind teils Steigerungen von 10 Prozent bis 12 Prozent möglich. Um Immobilien in die eigene Anlagestrategie einzubauen, gehören einige Aspekte auf den Prüfstand:
- Sind sie Mieteinnahmen in der gewählten Region interessant?
- Steht die Selbstnutzung der Immobilie im Vordergrund?
- Wird der Verkauf mit Wertsteigerung als Hauptziel anvisiert?
- Geht es auch ohne physischen Immobilienbesitz?
Eine Selbstnutzung kommt für viele Eigentümer spätestens mit dem Ruhestand in Frage. Die Immobilie ist abbezahlt, es wird mietfrei gewohnt. Außerdem stellt die Immobilie einen Wert dar, welcher verrentet oder beliehen werden kann, um die eigene Altersversorgung zu verbessern.
Noch dazu besteht immer die Möglichkeit, eine Immobilie zu verkaufen. Gerade in einem angespannten Markt mit hoher Nachfrage werden auch auf dem Land Immobilien inzwischen mit teils exorbitanten Aufschlägen gehandelt. Dabei stellt sich die Frage, ob nicht vielleicht doch die Vermietung eine Option sein kann.
Prinzipiell kann das Projekt Mietimmobilie so aufgestellt werden, dass es sich gut selbst trägt. Das bedeutet: Die Mieteinnahmen decken alle anfallenden Kosten. Bevor sich Laien an diesem Punkt ein Luftschloss bauen, müssen die Stolperfallen klar sein. Eine Mietwohnung muss – damit sie einen Ertrag erzielt – vermietet sein. Steht sie dagegen leer, kostet sie Geld. Im Raum steht aber auch die Frage, welchen Wert die Substanz hat. Im Neubau lässt sich das Ganze meist gut beantworten. Beim Kauf einer Mietimmobilie aus dem Bestand sieht die Situation schnell anders aus, so dass eine genaue Prüfung unerlässlich erscheint.
Investitionsobjekte genau prüfen
Aus diesem Grund muss eine Devise lauten: Drum prüfe, wer sich bindet. Dieser Check-up bezieht sich auf eine ganze Reihe von Faktoren, wie:
- Lage
- Bausubstanz
- Mietergemeinschaft
Gerade in sozialen Brennpunkten ist die Gefahr durchaus gegeben, dass es zu einer hohen Fluktuation bei den Mietern kommt. Außerdem darf ein Aspekt nicht unterschätzt werden: Mietnomaden. Letztere sorgen nicht nur für Ärger. Vermieter bleiben in diesem Fall meist auch auf den Kosten sitzen.
Darüber hinaus ist eingehend zu prüfen, in welcher Form die Mikro- und Makrolage Einfluss nehmen. Sind in der Flächen- und Städteplanung eventuelle Infrastrukturprojekte vorgesehen? Diese können einen positiven wie negativen Effekt haben. Investitionsobjekte eingehend zu prüfen ist die Grundvoraussetzung, um erfolgreich in Immobilien zu investieren.
Anleihen: Als Alternativen zum Sparbuch einen Blick wert
Neben Aktien und Fonds sollte der Blick beim Thema Wertpapier ebenso auf Anleihen gerichtet sein. Hierbei handelt es sich um sogenannte Rentenpapiere. Hintergrund: Mit der Ausgabe einer Anleihe wird Geld eingesammelt. Hierfür erhalten Anleger festgelegte Zinszahlungen und bekommen am Ende der Laufzeit ihr Geld zurück.
Verbreitet sind Anleihen in Form von Staatsanleihen – auch der Bundesrepublik – und Unternehmensanleihen. Letztere dienen in erster Linie dazu, Kapital einzustreichen, ohne dafür einen Bankkredit aufzunehmen oder Aktien ausgeben zu müssen.
Prinzipiell gelten Anleihen als Wertpapier mit einem geringen Verlustrisiko. Besonders bei den Staatsanleihen gibt es einige, welche besonders gut bewertet werden. Natürlich gibt es auch an dieser Stelle neben den Chancen ein gewisses Restrisiko. Aber: Je solider die Staatsanleihe, umso geringer meist der Ertrag.
Hinsichtlich der Unternehmensanleihen sind die Risiken etwas anders verteilt. Hier hat sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass Insolvenzen durchaus eine Gefahr darstellen. Gerade das Segment der Mittelstandsanleihen ist daher kein Feld, um einfach „Monopoly“ zu spielen. Jede potenziell interessante Anleihe sollte immer intensiv durchleuchtet werden.
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