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Wie Banken wieder näher an ihre Kundschaft rücken

Der Trend ist klar: Wenn Menschen bezahlen, wollen sie es bequem haben. Tech-Giganten setzen genau das um und übernehmen die Kundenschnittstelle. Doch Banken haben jetzt die Chance, den direkten Kontakt zur Endkundschaft wiederherzustellen.


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Während unsere Einkaufstasche beim Bummel immer voller wird, läuft der Bezahlvorgang automatisch über die smarte Armbanduhr. Gleichzeitig lädt das E-Auto an der Ladestation im Parkhaus und wickelt die hierfür notwendige Zahlung eigenständig ab. Auf dem Weg zurück werden selbstverständlich nur gefahrene Kilometer via Carsharing-App abgerechnet. Zuhause angekommen wollen wir unseren Durst stillen und beim Griff in den Kühlschrank fällt uns auf: Wasser vergessen. Doch kein Problem, denn mit einem Sprachbefehl bestellen wir nach und kurze Zeit später klingelt der Lieferdienst. Für die Transaktion krümmen wir keinen Finger, denn das Geld ist längst auf das entsprechende Konto gewandert.

Menschen wollen bequeme digitale Lösung

Was wie Science-Fiction klingt, ist durch technologischen Fortschritt nah an der Realität. Privatpersonen wird das in die Karten spielen, denn schon jetzt wird bargeldloses Zahlen immer attraktiver. In einer Studie der Europäischen Zentralbank (EZB) gaben 40 Prozent der Befragten an, seit der Pandemie weniger Münzen und Scheine verwendet zu haben. 90 Prozent wollen dies auch beibehalten, denn sie halten kontaktloses Zahlen für effektiver und bequemer. Möglichst automatisch und ohne großen Aufwand soll der Kaufprozess durchgeführt werden, gleichzeitig jedoch auch transparent und datenschutzkonform sein.

Die Notwendigkeit einer digitalen Zahlmöglichkeit haben Big- und FinTechs früh erkannt und führen in punkto User Experience den Markt an. Privatpersonen entfernen sich so von der hauseigenen Bank, denn bei Bezahlvorgängen agieren sie zunehmend über mobile Anwendungen und Zahlungsdienstleister. Matthias Rübo, Payment-Experte der Senacor Technologies AG, sieht hier die Gefahr: „Mit den Anwendungen haben etablierte Banken in der Regel wenig zu tun und laufen Gefahr, den Anschluss zu verlieren“. Strategisch gewinnt der Zahlungsverkehr in der europäischen Finanzbranche somit wieder an Bedeutung.

Der digitale Euro als neue Schnittstelle

Eine Lösung gegen die Entkopplung von Bank und Kundschaft könnte schon gefunden worden sein und in ein paar Jahren an den Start gehen. Um eine internationale und universelle Bezahlmethode neben (!) dem Bargeld zu etablieren, arbeitet die EZB vehement an einem digitalen Euro. Mit ihm soll eine Lösung geschaffen werden, die das Potenzial besitzt, Bezahlen zu revolutionieren und in die Hände der Banken zurückzugeben. Für Konsumierende interessant: Im Gegensatz zu bestehenden Lösungen soll er Datenschutz gewährleisten. Gleichzeitig soll er sich als risikofreies Zentralbankgeld definieren und stünde für einfache Bezahlvorgänge kostenfrei zur Verfügung. „Für Banken die Chance, in die Diskussion einzusteigen und den Markt eigenhändig zu gestalten“, so Rübo.

Die EZB wird die Geschäftsbanken von Beginn an einbeziehen müssen. Es liegt im Interesse aller Beteiligten, die Vorteile der aktuellen Aufgabenteilung zwischen Zentralbanken und Geschäftsbanken beizubehalten. Für Christiane Neumüller, Partnerin bei der Senacor Technologies AG, ist klar: „Banken verschaffen sich einen Vorsprung im Kampf um den Kunden, wenn sie ihre IT rechtzeitig auf den digitalen Euro abstimmen“. Reagieren sie nicht schnell genug, drohe eine erneute Vormachtstellung der Big- und Fintechs. Nutzen sie aber den digitalen Euro als Chance, rückt die Endkundschaft durch die moderne Art der Bezahlung wieder näher an die Bank.

Die Kundenschnittstelle zurückerobern

Gelingt eine erfolgreiche Umsetzung des digitalen Euros, sind letztendlich alle zufrieden: Die Nachfrage nach einer bequemen Bezahlvariante, die zusätzlich Transparenz und Datenschutz bietet, ist gedeckt, während die Geldströme wieder über die Infrastruktur der Banken fließen. Dadurch bindet sich Kundschaft wieder an die Bank, die sich von hohen Kosten anderer privater Zahlungsanbieter loseist. Es ist Zeit, die Kundenschnittstelle zurückzuerobern.

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