Im jungen Alter von 19 Jahren, mitten in ihrem Studium an der Stanford-Universität, rief Elizabeth Holmes ihr eigenes Biotech-Unternehmen ins Leben. 2003 begann sie mit der Entwicklung eines Gerätes, Edison, welches zur Analyse von Blut zum Einsatz kommen sollte. Die Innovation der Maschine: Anhand nur weniger Tropfen sollte sie bis zu 240 verschiedene Tests durchführen können. Ein Meilenstein für die frühzeitige Diagnose von Krankheiten wie Aids oder Hepatitis.
Die Visionärin des Gesundheitssystems
Schnell gelang es ihr mit diesem Vorhaben Aufmerksamkeit zu erlangen. Schließlich wusste sie Medienunternehmer Rupert Murdoch auf ihrer Seite, der das Startup mit 100 Millionen Dollar unterstützte. Von ihrer Gesundheitsinnovation konnte Holmes ebenso die ehemalige US-Bildungsministerin Betsy de Vos überzeugen.
Auch den Aufsichtsrat von Theranos schmückte sie mit bekannten Namen: Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger und George Schultz zählten zu Holmes Netzwerk. Doch nicht nur finanzielle Förderung und Marketing profitierten von den Kontakten: Durch den Einstieg der US-amerikanische Drogerie-Kette Walgreens wurden Theranos zahlreiche Teststationen in deren Läden geboten. Insgesamt konnten 700 Millionen Investmentgelder generiert werden, die in eine Bewertung von neun Milliarden Dollar mündeten.
Zeit- und Kosteneinsparungen versprach man sich von Holmes Genialität. Zu Hochzeiten galt sie als das weibliche Pendant zu Steve Jobs und genoss einen Ruf als Visionärin. Forbes ernannte sie schnell zur jüngsten selbsterarbeiteten Milliardärin, mit nur 30 Jahren. Spätestens ab diesem Punkt hing das Medieninteresse an ihren Lippen.
Von Visionärin zur Insassin
2015 begann die Realität Holmes einzuholen: Nach einem Austausch mit ehemaligen Angestellten gelang es „Wall Street Journal“-Reporter John Carreyrou aufzudecken, dass Theranos die Blutanalysen nicht eigens durchgeführt hatte. Stattdessen wurden Laborgeräte anderer Hersteller, wie beispielswiese Siemens verwendet. Diese waren nicht auf die geringen Blutmengen ausgerichtet, wie es Theranos propagiert hatte. Diesem Dilemma half man sich mit der Streckung der Blutproben, was die Ergebnisse verfälschte.
Laut Angaben der Whistleblowerin Erika Cheung rührte die Heranziehung anderer Geräte daher, dass die Edison-Maschine keine vertrauenswürdigen Untersuchungsergebnisse liefern konnte. Dass diese weder valide noch zuverlässig waren, wurde der Öffentlichkeit zunächst verschwiegen. Carreyrou leitete seine Recherche jedoch an Regulationsbehörden weiter, welche schließlich das Milliarden-Startup zur Schließung aufriefen.
Elizabeth Holmes wurde vorgeworfen, Investoren, Mediziner und die Öffentlichkeit über die Fähigkeiten ihrer Technologie betrogen zu haben. Die Beweislage stellte sich dabei als schwierig dar, denn noch vor der Schließung wurde der Server mit den Bluttest-Ergebnissen vernichtet.
Seit Anfang 2022 ist das Urteil rechtskräftig: In vier von elf Anklagepunkten erklärte man die Theranos-Gründerin für schuldig. Damit drohen ihr 20 Jahre Haft pro Anklagepunkt. Dass Holmes eine Freiheitsstrafe von 80 Jahren verhängt wird, ist jedoch unwahrscheinlich – weist sie doch keinerlei Vorstrafen auf und hat noch während ihres Strafverfahrens ein Kind geboren.
Mit Orientierung an der Schadenssumme von etwa 140 Millionen Dollar, scheint ein Urteil von zehn bis 15 Jahren realistischer. Während das endgültige Strafmaß noch aussteht, beharrt Holmes darauf, an eine Revolutionierung des Gesundheitssystems tatsächlich geglaubt zu haben.
Der Fall hat globale Aufmerksamkeit erlangt und so erstaunt es kaum, dass sich der wohl größte Geschichtenjäger der Welt Holmes Biografie zu eigen gemacht hat: Hollywood. Der US-Streamingdienst Hulu strahlt aktuell eine Mini-Serie über den Werdegang Elizabeth Holmes aus, welche Unterhaltung und Dokumentation zu balancieren versucht.
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