Beklagte bereits Rousseau die verlorene Verbindung zwischen Mensch und Natur, ist diese heute mehr denn je spürbar: Der Mensch hat der Natur massiven Schaden zugefügt. Mit Klimawandel und Vermüllung der Erde als Zeugen. Ein Umdenken im Bewusstsein gegenüber der Umwelt ist nötig und findet zunehmend statt. Parallel dazu ist im Feld der Technologie vieles passiert, nicht zuletzt auch aufgrund der Corona-Pandemie. Kein Wunder also, dass dieser Querschnitts-Gigant in aller Munde ist: Clean Technology.
Saubere Technologien sind unentbehrlich, wenn es darum geht, unabhängiger von fossilen (und damit begrenzten) Energieträgern zu werden und die Klimaziele zu erreichen. Wir brauchen die Innovationen, die sich als Instrumente der Energiewende bewähren können. Was Skeptiker heute aber noch von Investitionen in Clean Tech abhält, sind die Erinnerungen an die späten 2000er und frühen 2010er – als man von einem grünen Goldrausch sprach und eine Clean-Tech-Blase vermutete.
Der erste große Clean Tech Hype
Wo sonst starten so viele große Ideen wie im Silicon Valley? Damals hoffte man in den USA, sich endgültig von fossiler Energie befreien und in dem Sinne vom Rest der Welt abheben zu können. Im Zeitraum von etwa 2005 bis 2011 füllte sich wohl die Blase, bis den Treibern Politik, Gier und Altruismus die Luft in der Lunge wegblieb. Die Blase platzte. Hinterlassen wurde ein Chaos. Den wohl entscheidenden Peak hatte dabei der Solar-Produzent Solyndra verursacht.
Mit dem Bankrott Solyndras und dem Verlust der Gelder, häuften sich auch die Vorwürfe gegenüber der Obama-Regierung. Sie hatte es in den Augen Skeptikern versäumt, rote Flaggen frühzeitig zu bemerken. Schließlich vermutete man machtpolitische Intentionen hinter dem Solyndra-Skandal. Clean Technology war somit erst einmal vom Tisch.
Nach einer durch die herkömmliche Energieinfrastruktur geprägten Dekade, erlebt Clean Tech seit einigen Jahren wieder eine Renaissance. Interesse und Innovationen bei Windkraft, Elektrofahrzeugen, Brennstoffzellen und Biotreibstoff nehmen stark zu. Doch die Erinnerungen an den letzten Green-Technology-Rausch halten die Euphorie vieler gedeckelt. Zu stark sind die Befürchtungen, die Misere könne sich wiederholen. Und auch zur Dotcom-Bubble werden Parallelen gezogen. Doch was ist heute anders?
Der Clean Tech Hype heute
Zum Vergleich mit der Internetbranche lässt sich etwa feststellen, dass Clean Tech ein Sektor mit einer noch höheren Kapitalintensität ist. Die Forschung im Bereich neuer Techniken sowie der Bau großer Produktionsanlagen sind aufwendig und damit kostenintensiv. Während Venture Capital eher für die Finanzierung junger Projekte in der Pilotphase zum Einsatz kommt, braucht es für die späteren Entwicklungsstadien andere Finanzierungsformen.
Ohne diese ist die Wettbewerbsfähigkeit der meisten Unternehmen kaum garantiert. In der Dotcom-Ära gab es zahlreiche Akteure, die sich der Entwicklung neuer Technologien gewidmet hatten, viel Geld wurde schließlich investiert und eine Blase entstand. Clean Tech eignet sich jedoch weniger für Wagniskapital und offeriert damit auch weniger schnelle und lukrative Rendite.
Darüber hinaus ist die Technologie deutlich ausgereifter als noch vor zehn Jahren. So sind etwa die Kosten für Photovoltaik-Elektrizität stark gesunken, ähnlich ist es in der Batteriebranche. Gleichermaßen gelten Wind- und Solarenergie nicht mehr als harte Technologien und stellen keine großen Hürden mehr dar. Und je stärker der Fortschritt in der Technologie und damit der Kostenabfall, desto weniger werden staatliche Subventionen notwendig.
Die Welt braucht stabile Clean Tech
Die globalen Reichtümer sind gestiegen. Davon profitieren einige Branchen, besonders im Tech-Bereich. Allerdings wird diesen Sparten auch ein Bubble-Charakter nachgesagt. Nichtsdestotrotz kann sich die Clean-Tech-Branche hier abheben. Innovationen in dem Bereich weisen einen anderen Appeal auf, sind es doch keine Luxusthemen, sondern vielmehr nüchterne und essenzielle: Ressourcenschonung, Umweltschutz, das künftige Überleben in dieser Welt.
Die Erkenntnis ist unausweichlich: Investitionen in grüne Technologien sind gleichermaßen solche in die Zukunft. Sicher wird es immer Akteure geben, deren Entscheidungen eher wirtschaftlicher oder gar machtpolitischer Natur sind. Diese sind jedoch keineswegs repräsentativ für eine gesamte Bewegung.
Stecken wir also in einer Clean Tech Bubble? Das lässt sich kaum beantworten. Erst recht nicht, da heute – möglicherweise mehr denn je – alle Bereiche miteinander verwoben ist. So sichert etwa die Weiterentwicklung der sauberen Technologie mit einer vermehrten Zulieferung grüner Energie ein ebenso exponentielles Wachstum wie andere Technologie-Bereiche.
Im Laufe der Zeit konnten sich einige konkrete Lösungen als bewährt erweisen, was Annahme und Akzeptanz vieler Innovationen deutlich bestärkt hat. Nicht nur für Akteure der Clean Tech-Bewegung ist es wichtig, einem Narrativ folgen zu können, dass die gemeinsamen Fortschritte vor Augen führt. Nur auf diese Weise kann es gelingen, der Zukunft mit Zuversicht entgegenzublicken und gewillt zu sein, den immerwährenden Prozess in Richtung Green und Clean zu begleiten.
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