In Shakespeares Hamlet heißt es: „Etwas ist faul im Staate Dänemark“. Und auch im Banken-Königreich scheint etwas nicht zu stimmen. Neo-Banken, Fintechs und Big Techs sägen an ihrem Thron und haben dank PSD2-Richtlinie sogar Zugriff auf ihre Datenschätze. Hinzukommen neue technische Möglichkeiten, um die Vormachtstellung der etablierten Institute mit Embedded-Finance-Angeboten anzugreifen.
Das Konzept ist zwar nicht neu, doch eingebettete Finanzdienstleistungen erleben derzeit einen Siegeszug. Glaubt man dem Mambu-Report „Embedded Finance: Who will win the battle for the next digital revolution?“ soll der Markt bis 2030 sogar bei über sieben Billionen US-Dollar liegen.
Die Zahlen mögen manchen zu hoch erscheinen – doch ein solches Potenzial lockt viele Player. In der Embedded-Finance-Welt sind Finanzdienstleistungen demokratisiert, Händler, Marken oder Shops können Banken-ähnlichen Status erlangen. Beim Kreditantrag oder dem Bezahlvorgang führen nun Wege an den alten Königen vorbei. Sie laufen Gefahr, zum Infrastruktur-Anbieter degradiert zu werden.
Denn: Auch die Embedded-Finance-Revolution ist eine des „Volkes“. Und das wünscht sich eingebettete Finanzdienstleistungen. Die Mambu-Studie hat ergeben, dass über 80 Prozent der Kunden Lebensmittel ohne den klassischen Kassiervorgang kaufen oder ihre Krankenversicherung über eine App abschließen würden.
Und noch dramatischer ist die Entwicklung im B2B-Bereich. So bescheinigt die Unternehmensberatung Accenture KMUs eine deutliche Bewegung in Richtung Embedded Finance, was neue Ertragsmöglichkeiten bietet. Bis 2025 könnte der KMU-Bankenmarkt durch entsprechende Angebote um 92 Milliarden US-Dollar ausgedehnt werden.
Im Kundenalltag präsenter werden
Ein Regimewechsel droht, wenn Banken dieses Potenzial nicht erkennen. Viele Institute räumen hier Versäumnisse ein. Laut der credi2-Untersuchung von 2022 mit dem passenden Titel „Embedded Finance: Now or never?“ wissen 89 Prozent der Befragten, dass sie nur profitieren, wenn sie jetzt schnell handeln. Und 85 Prozent halten eingebettete Finanzangebote für eine relevante Schnittstelle zum Kunden, die sie nicht abgeben möchten.
Die First-Mover-Vorteile sind zwar verloren, zu spät ist es für etablierte Institute aber nicht. Ihre hohe Vertrauensposition beim Kunden, Reichweite, Branchenkenntnis und regulatorische Erfahrung bieten ihnen Vorteile, den Herrschaftsanspruch (wieder) geltend zu machen. Und sie fühlen sich zum Zug bereit. Knapp zwei Drittel der von credi2 befragten Entscheider denken, dass eingebettete Finanzdienstleistungen zu ihrer Geschäftsstrategie passen.
Ein Mentalitätswechsel ist angestoßen. Die alten Könige möchten ihren Kunden entgegenzukommen. Allerdings erschweren ihnen IT-Altlasten, Fachkräftemangel und veraltete Kundensegmentierungen den Weg auf das Embedded-Finance-Spielfeld.
Um hier zu gewinnen, sollten Kreditinstitute neue Geschäftsmodelle hin zu mehr Flexibilität und ein neues Mindset hin zu mehr Mut etablieren. Um bei niedrigeren Margen im Produktvertrieb die Kosten überschaubar zu halten, ist auch eine Modernisierung der Kernbankensysteme notwendig. Dabei ist es vielleicht das Wichtigste, die geänderten Spielregeln zu akzeptieren. Das bedeutet unter anderem den Bedeutungsverlust des Bargeldes sowie der klassischen Bankfiliale einzuräumen und mit aktiven Vertriebsmodellen sowie am Kundennutzen orientierten Produkten aufzuwarten.
Embedded Finance bietet für traditionelle Banken eine gute Möglichkeit, sich durch das Anbieten ihrer Services in passenden Partnerangeboten stärker im Kundenalltag zu platzieren. Und Volksnähe ist wichtig, nicht umsonst spricht man ja auch vom Kunden als König.
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