Rasante Steigerung von Rechenleistung und die hohe Verfügbarkeit von Computern sind die Hauptvoraussetzungen der digitalen Revolution. Mit ihrer Hilfe ist es möglich, große Datenmengen zu erheben, zu vernetzen und zu verarbeiten. Doch die Beschleunigung von Prozessen und die Erhöhung der Komplexität stellt Unternehmen vor immense Herausforderungen. Mit ihrem Buch „Die digitale Transformation des Qualitätsmanagements“ widmen sich die Autoren Gernot Freisinger, Oliver Jöbstl, Bernd Kögler, Jürgen Lipp und Manfred Strohrmann einem Arbeitsbereich, dem in dieser Entwicklung eine immer zentralere Bedeutung zukommt.
Denn Effektivitäts- und Effizienzsteigerungen entscheiden zunehmend über wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg. Dies gilt besonders für die Finanzbranche, die aufgrund steigender regulatorischer Anforderungen, hoher Investitionen in IT und Personal sowie neuen Wettbewerbern unter Druck steht.
Das im Juni 2022 erschienene Buch hebt sich durch niedrige Zugangshürden von alternativer Fachliteratur ab. Es richtet sich explizit an Einsteiger und Führungskräfte, die ihr Wissen rund um das Thema Qualitätsmanagement erweitern möchten. Dementsprechend umfassend ist der Blick, mit dem die Verfasser den Betrachtungsgegenstand beleuchten. Von theoretischen Grundlagen über praktische Anwendungsbeispiele bis hin zu einem „Führungskompass“ decken die Autoren alle Bereiche ab, die für eine erfolgreiche Implementierung von Qualität 4.0 relevant sind.
Dabei stechen zwei Merkmale hervor: Zum einen wird großer Wert auf die Erklärung des Fachvokabulars gelegt, das für ein präzises Verständnis und fehlerfreie Kommunikation notwendig ist. Zum anderen wird der Inhalt in elf Kapiteln mit zahlreichen Unterkapiteln übersichtlich und didaktisch sinnvoll aufbereitet – vom Allgemeinen zum Besonderen. So beginnt etwa das Kapitel „Qualitätsgesicherte Innovation“ mit der Betrachtung des Zusammenhangs von Kundenorientierung und Innovation, thematisiert anschließend unterschiedliche Ansätze wie „Design for Sigma Six“ und endet mit einer Fallstudie zu E-Bikes.
Sinnvolle Ergänzung zum Thema Qualitätsmanagement
Zur Veranschaulichung greifen die Autoren kontinuierlich auf Abbildungen von Modellen zurück, die sowohl den Zugang erleichtern als auch die Einprägung unterstützen. Als besonders hilfreich erweist sich zudem der 24-seitige Anhang. Neben dem Literaturverzeichnis befinden sich dort auch Index und Glossar. Dadurch wird die Möglichkeit eröffnet, Stichworte und Fachtermini nachzuschlagen, was das Buch auch nach der Lektüre zu einem wertvollen Begleiter macht. Demgegenüber dürften die fiktiven Gespräche zwischen Vater und Tochter, die einzelne Abschnitte zusammenfassen, nicht jedermanns Geschmack treffen. Eine stichwortartige Auflistung der Lerninhalte eines Kapitels wäre unverfänglicher gewesen.
Es sei an dieser Stelle noch darauf hingewiesen, dass das Werk sich nicht ausschließlich an Vertreter der Banken- und Versicherungsbranche richtet. In Anbetracht der großen inhaltlichen Schnittmenge und der mangelnden Aktualität branchenspezifischer Literatur gerät dieser Umstand allerdings zur Nebensächlichkeit. Unterkapitel wie „Optimierung der Werkzeugnutzung durch Zeitreihenanalysen“ können überblättert werden, ohne dass logische Leerstellen entstehen.
Insgesamt bildet „Die digitale Transformation des Qualitätsmanagements“ eine gelungene Ergänzung im Kanon der Fachliteratur. Einsteigern und Entscheidungsträgern wird ein besseres Verständnis für digitales Qualitätsmanagement vermittelt, wobei auch Fortgeschrittene auf ihre Kosten kommen.
Kurzum: Da die ISO-9000 Qualität als Grad beschreibt, „in dem ein Satz inhärenter Merkmale Anforderungen erfüllt“ und „Wissenstransfer“ den Satz dieses Buches beschreibt, liegt hier zweifelsohne ein qualitativ hochwertiges Produkt vor.
Tipp: Sie möchten weitere Rezensionen lesen? Dann empfehlen wir Ihnen unsere letzten beiden Beiträge „Die Führungskraft als Influencer“ und „Digitale Kompetenzen im Corporate Banking„.