Immer häufiger wird Bargeld zu einem Relikt längst vergangener Zeiten degradiert. In den Augen vieler Kunden haben Scheine und Münzen ausgedient. Aber auch Dienstleister, Händler und Banker verzichten inzwischen gerne auf den zusätzlichen Kostenaufwand, den der Tausch und die sichere Aufbewahrung von Banknoten mit sich bringen. Auftrieb erhält der Trend insbesondere durch die explosionsartige Verbreitung mobiler Bezahlverfahren. Aber egal ob mobil oder per Karte, die Hauptausrichtung ist klar digital. Dieser Entwicklung schließen sich nun auch die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) an. Sie planen für die Zeit nach dem Billettautomaten.
Digitalausrichtung
Im Interview mit CH Media berichtete René Schmied, Präsident der Alliance SwissPass, dass die SBB einen schrittweisen Rückzug aus dem Bargeldgeschäft ins Auge fassen. Das Unternehmen folge nach Aussagen von Schmied den Änderungen im Nutzungsverhalten seiner Kunden. So sei es etwa bei Einzeltickets zu einer beachtlichen Steigerung der Digitalverkäufe gekommen. Ihr Anteil an Gesamtverkäufen habe allein innerhalb der letzten vier Jahre von einem auf zwei Drittel zugenommen. Eine Entwicklung, die zu strategischen Entscheidungen zwingt.
Denn insgesamt verschiebt sich durch die vermehrte Inanspruchnahme der mobilen Zahlungsdienste das Kosten-Nutzen-Verhältnis des analogen Vertriebs. Dem hohen finanziellen Aufwand steht ein immer geringerer Kundennutzen gegenüber. Schmied hält es daher für notwendig, die teure Infrastruktur zu reduzieren und damit die Kosten zu senken. Bis zum Jahr 2035, formuliert er seine Hoffnung, könnte das Ende des Billettautomaten vollzogen sein.
Interessenskonflikte
Nur ganz so konfliktfrei ist der Ausstieg aus dem Bargeldgeschäft dann doch nicht. Als zentraler Anbieter öffentlichen Transportwesens müssen die SBB die Zugangsmöglichkeiten all ihrer Kunden wahren. Damit ältere sowie minderjährige Kunden auch künftig noch problemlos ein Ticket erwerben können, braucht es Alternativen. Nach den Aussagen des SwissPass-Präsidenten müssten es allerdings nicht zwangsläufig hausinterne Lösungen sein. Für ihn sind Prepaid-Konten und die Mehrfachnutzung angrenzender Infrastruktur wie im Falle von Paketlieferdiensten denkbar.
Einen Hinweis darauf, wie groß das Widerstandspotenzial gegen lückenlose Digitalisierung des Zahlungsgeschäfts tatsächlich ist, findet man derzeit in den Kommentarspalten diverser Schweizer Medien. Sowohl das mögliche Ende der Verkaufsautomaten als auch die bereits 2022 erfolgte Einführung bargeldloser Toiletten finden – freundlich formuliert – wenig Anklang. Es sollte als Mahnung verstanden werden, bei der Umsetzung von Digitallösungen stets im Vorhinein auf Stimmenfang zu gehen.
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