Die Hiobsbotschaften für die deutsche Wirtschaft reißen nicht ab und treffen nun auch die kreativen Newcomer. Das neue Startup-Barometer von Ernst & Young (EY) verzeichnet im ersten Halbjahr einen Rückgang der Investitionen auf knapp drei Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damals belief sich die Gesamtsumme des bereitgestellten Wagniskapitals laut EY noch auf gut das Doppelte. Besonders hart getroffen sind die einst so verwöhnten Fintechs. Sie erhielten von Januar bis Juni 2023 nur noch 286 Millionen Euro.
Schlechte Stimmung bei Startups
Das entspricht etwa einem Drittel der Investitionssumme des Vorjahreszeitraumes. Die Gründe dafür sind vielfältig. Neben Inflation und steigenden Zinsen schreckten besonders niedrige Bewertungen, kaum Ausstiegsmöglichkeiten, aber auch der Kollaps relevanter US-Geldhäuser wie der Silicon Valley Bank und diverse Krypto-Pleiten schreckten potenzielle Investoren von Fintechs ab. Und die trüben Aussichten ändern sich wohl auch für den weiteren Verlauf des Jahres nicht.
Diese Zahlen spiegeln sich auch im Deutschen Startup Monitor wider. Der Deutsche Startup-Verband (DSV) erfasst mit dieser Studie jährlich das Geschäfts- und Investitionsklima im deutschen Startup-Ökosystem. Demnach schätzen 85 Prozent der befragten Gründer die Investitionsbereitschaft von Wagniskapitalgebern aktuell als nicht gut ein. 65 Prozent wagen wegen der anhaltenden Unsicherheit derzeit keine Prognose für die Zukunft abzugeben. Ein ähnlicher Wert wurde zuletzt nach dem Pandemie-Schock erreicht.
Bundesregierung steuert gegen
Zarte Hoffnungen auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen weckt immerhin der jüngst vom Bundeskabinett verabschiedete Entwurf des Zukunftsfinanzierungsgesetzes. Es will unter anderem Börsengänge erleichtern und damit den Startups besseren Zugang zu Kapital ermöglichen. Gezielte Steuererleichterungen sollen den Standort zudem für junge Talente attraktiver gestalten. Für Christian Miele, Vorstandsvorsitzender des DSV, ein Grund zur Zuversicht: „Der Kabinettsbeschluss zum Zukunftsfinanzierungsgesetz ist ein entscheidender Schritt zu besseren Bedingungen für Mitarbeiterbeteiligungen in Deutschland. Das Gesetz ist dringend notwendig, um Deutschland zum Weltmarktführer für Startups zu machen”, so Miele. Er fügt an, dass damit eine langjährige Forderung deutscher Startups und des Startup-Verbands erfüllt werde. Bereits im vergangenen Jahr war eine Reform der Mitarbeiterbeteiligungsprogramme eine Hauptforderung von zwei Dritteln der Befragten des Startup Monitors. Deutschland liegt dabei europaweit aktuell auf dem letzten Platz.
Bei aller Freude über diesen neuen Impuls, hofft der DSV noch auf weitere Verbesserungen im Laufe des Gesetzgebungsverfahrens. So hat die gewünschte Pauschalbesteuerung für Mitarbeiterkapitalbeteiligungen innerhalb der Bundesregierung derzeit keine Mehrheit. Christian Miele will die Arbeit der Bundesregierung weiter an ihren Taten messen: „Am Zukunftsfinanzierungsgesetz wird sich zeigen, wie ernst der Ampel die Stärkung des Startup-Standortes ist.”