Die Rechnung ist einfach. Fachleute schätzen, dass sich von allen Arbeitsplätzen in Deutschland gut 50 Prozent mit Homeoffice vereinbaren lassen. Und von dieser Hälfte leisten Beschäftigte laut einer aktuellen IFO-Studie an durchschnittlich anderthalb Tagen pro Woche ihre Arbeit außerhalb der vier Bürowände ab.
Besonders kompatibel ist „Working from Home” anscheinend mit der Bankenbranche. Der Arbeitgeberverband Banken (AGV Banken) fand kürzlich für das private Bankgewerbe heraus, dass 73 Prozent der Beschäftigten zumindest gelegentlich in hybriden Strukturen arbeiten – das heißt, sie wirken von verschiedenen Orten aus in ihren Teams zusammen. Bei den öffentlichen Finanzinstituten haben Beschäftigte sogar einen tarifvertraglichen Anspruch darauf, an mindestens zwei Tagen pro Woche mobil zu arbeiten.
Damit gehören die Banken zu den Branchen mit dem höchsten Mobilarbeits-Anteil. Möglich machte das der durch Corona ausgelöste Digitalisierungsschub. „Mitarbeitende haben in vielen Fällen auch außerhalb der Büroräume die Möglichkeit, auf wichtige Dokumente zuzugreifen sowie den Kontakt zu Kunden und Kollegen zu halten“, nennt Wiebke Schwarze, Sprecherin des Sparkassen- und Giroverbandes, einen Grund, warum Mobilarbeit praktikabler geworden ist. Zudem entwickeln sich die technischen Möglichkeiten immer weiter dahin, dass auch Kundenkontakte über digitale Kanäle gepflegt werden können.
„Heute kann grundsätzlich bis zur Hälfte der Arbeitszeit mobil gearbeitet werden. Dort, wo es betrieblich möglich und sinnvoll ist, erst einmal auch bis zu 70 Prozent, befristet bis Ende 2024“, beschreibt eine Sprecherin der Commerzbank die Homeoffice-Situation in Ihrem Unternehmen.
Mobilarbeit ausschließlich? Das Pendel schlägt zurück
Aber die Kollegen nur noch auf einer kleinen Kachel zu sehen und über das Headset zu sprechen, geht vielen zu weit. Die Wertschätzung des Büros als kommunikativer Treffpunkt und Ort des kreativen Austauschs, aber auch als „Zufluchtsort“ für konzentriertes Arbeiten, steigt wieder an, wie der AGV Banken auch in seiner Untersuchung feststellt. Das bestätigt auch die Commerzbank. Viele Mitarbeiter signalisierten, dass sie seit Ende der Corona-Maßnahmen gerne wieder häufiger ins Büro kämen, weil ihnen der soziale Aspekt im persönlichen Austausch wichtig sei, so das Frankfurter Bankhaus.
Ähnliches beobachtet der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB). Die Bedeutung von Mobilarbeit werde aus dessen Sicht nicht weiter zu-, sondern eher etwas abnehmen. „Wir stellen fest, dass unsere Beschäftigen sich auch im Büro treffen wollen. Insofern wird es künftig aus unserer Sicht das „Beste aus beiden Welten“, also ein Nebeneinander von persönlicher Präsenz im Büro und mobilem Arbeiten geben”.
Wenn Institute wieder auf mehr Präsenz Wert legten, spiegele dies nicht den Wunsch wider, zu alten Arbeitswelten zurückzukehren, sondern die Beobachtung, dass Teamarbeit in Präsenz, zum Beispiel bei kreativen Prozessen, effizienter sei. Gleichzeitig weist sie auch einen weiteren Aspekt hin: „Die besondere Kultur eines Hauses ist im mobilen Arbeiten nur schwer zu vermitteln. Zudem lebt die politische Interessenvertretung stark vom persönlichen Austausch und erfordert daher immer auch die physische Anwesenheit der Beteiligten”, so der VÖB. Trotzdem bleibe die Tatsache, das heute eine Arbeitswelt existiere, die noch 2019 unvorstellbar war.
Fazit
Die Mischung macht es. Hybrides Arbeiten hat sich zwar fest im deutschen Bankwesen etabliert. Dennoch stößt die Flexibilität auch an Grenzen. Für effizientes Arbeiten und kreativen Austausch im Team sind persönliche Begegnungen und Miteinander unerlässlich. Die Erkenntnis, dass iMobilarbeit isoliert und nicht dauerhaft zu guten Ergebnissen führt, ist nicht neu, wird aber nun nach Ende des langen Corona-Experiments sowohl Beschäftigten als auch Arbeitgebern voll bewusst. Das richtige Verhältnis von Büro-Zuhause muss daher immer wieder neu austariert werden, um alle beteiligten Akteure zufrieden zu stellen und zu optimalen Arbeitsergebnissen zu kommen.