Derzeit prüfen 130 Länder digitale Zentralbankwährungen. Diese Staaten repräsentieren 98 Prozent der Weltwirtschaft. Möglicherweise wird es also künftig in fast jedem Land eine offizielle digitale Währung geben. Als erstes Land der Welt führten die Bahamas im Oktober 2020 eine Central Bank Digital Currency (CBDC), den sogenannten Sand Dollar als digitale Alternative des Bahama-Dollars, ein. Auch Jamaika (JAM-DEX) und Nigeria (e-Naira) verfügen bereits über eine offizielle digitale Währung. Andere Länder befinden sich in fortgeschrittenen Entwicklungs- und Einführungsphasen, wie etwa China.
Mittelmäßiger Erfolg in China
Seit 2019 wird die chinesische digitale Zentralbankwährung E-Yuan getestet. Ende 2020 wurden Zahlungen über den größten chinesischen Online-Händler JD.com möglich. Und seit Januar 2023 können Transaktionen ohne Internetverbindung erfolgen, sogar dann, wenn der Handy-Akku leer ist. Im September folgte dann der nächste große Schritt: China führt grenzüberschreitende Transaktionen mit dem digitalen Yuan ein.
Die Entwicklung schreitet schnell voran, scheint jedoch nicht das Interesse der chinesischen Verbraucher wecken zu können. Digitale Zahlungsapps wie Alipay und WeChat Pay sind eine zu große Konkurrenz. Dazu kommt, dass der E-Yuan für den Verbraucher oft als Zahlungsmöglichkeit nicht offensichtlich sein soll. Das heißt, Verbraucher sind sich oft nicht bewusst, dass sie statt einer Zahlungsapp wie Alipay den E-Yuan als Zahlungsmittel benutzen und so Drittanbieter umgehen können. Deshalb versucht die Regierung, die Digitalwährung zugänglicher und attraktiver zu machen, indem beispielsweise der E-Yuan als Zahlungsmöglichkeit bei QR-Codes mitaufgeführt wird und nicht unter den bestehenden Optionen untergeht. Als zusätzliche Maßnahme wurde eine Summe von gratis E-Yuan verteilt, die in einem bestimmten Zeitraum ausgegeben werden musste. Einen Schritt weiter geht die Regierung in der 1,5 Millionen-Stadt Changshu, in der der offizielle Dienst seit Mai 2023 mit der Digitalwährung bezahlt wird. Laut ehemaligem Zentralbankchef Yi Gang wurden bis Juli 2023 allerdings „nur“ 120 Millionen E-Wallets geöffnet, was bei einer Bevölkerung von 1,4 Milliarden nur einen Bruchteil darstellt.
Aktueller Stand im Euroraum
Derweil kämpft man im Euroraum noch mit anderen Herausforderungen, da sich die Entwicklung des digitalen Euro am Anfang der Vorbereitungsphase befindet, die etwa zwei Jahre andauern soll. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel betont die Wichtigkeit einer standardisierten digitalen Zahlungsmöglichkeit im gesamten Euroraum. Dabei versichert er die Gewährleistung maximaler Privatsphäre in Bezug auf die Realisierung der digitalen Währung. Denn aus einer Befragung ging heraus, dass besonders die Privatsphäre und der Datenschutz bei Befragten in Deutschland die größten Rollen spielen. Nagel rechnet mit der Einführung des digitalen Euro in frühestens vier bis fünf Jahren.
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