Realtime-Reporting im Zahlungsverkehr für Firmenkunden

Bislang lag der Fokus bei Überweisungen auf der Zahlungsinitiierung und der Abwicklung von Zahlungen. In der Welt der Digitalisierung wächst nun die Erwartungshaltung, mehr Transparenz und Informationen aus der Verarbeitungskette zu erhalten. Dafür wurde das Realtime-Reporting für Firmenkunden entwickelt.


phattharachai Rattanachaiwong

Der Fokus beim Realtime-Reporting ist auf die Information und den Status von ein- und ausgehenden Zahlungen gerichtet. Es gilt dabei die gesamte Prozesskette von der Beauftragung einer Zahlung über Statusinformationen und Avise bis zum Kontoauszug zu betrachten. Das Format ISO20022 dient zur Unterstützung. Es hilft, Prozesse standardisiert abzuwickeln und Informationen strukturiert zu verarbeiten – passend zu den Anforderungen aus den Treasury Abteilungen, um aktuelle Liquiditätspositionen abrufen zu können. Auch in der Buchhaltung können Kontoabstimmungen automatisierter durchgeführt werden. Die Möglichkeiten des Reportings bei Zahlungen im SEPA-Raum und im Auslandszahlungsverkehr sind indes unterschiedlich. Bei SEPA-Zahlungen gibt es nach einer Beauftragung die Möglichkeit, positive oder negative Statusmeldungen über die Datei oder einzelne Transaktionen zu erhalten. Als standardisiertes Nachrichtenformat im ISO20022 Standard wird dabei ein sogenannter „pain.002 positiv oder negativ” verwendet. Im Falle von positiven Status-Meldungen besteht für Firmenkunden die Möglichkeit, eine Bestätigung über den erfolgreichen Verarbeitungsfortschritt zu erhalten.

Verzögerungen ohne Statusinformation

Negative Rückmeldungen zeigen Fehler auf. Durch die zeitnahe Bereitstellung untertags kann unverzüglich reagiert werden, um Zahlungsziele zu halten. Ohne Statusinformation kann die Information erst im Kontoauszug am Folgetag erkannt werden. Sie beziehen sich aktuell aber nur auf die Verarbeitung bei der auftraggebenden Bank. Einen Schritt weiter geht man bereits im Auslandszahlungsverkehr. Mit Swift gpi (Global Payment Innovation) kann der Auftraggeber Zahlungen bis zur Empfängerbank verfolgen. Der Netzwerkanbieter Swift bietet mittels einer Cloud-Lösung die Option an, mit einer eindeutigen Referenz Zahlungen in Echtzeit tracken zu können. Diese eindeutige Referenz wird als UETR (Unique-end-to-end Transaction Reference) bezeichnet. Dies ist vergleichbar mit dem Nachverfolgen eines Päckchens in der Logistik.

Da nicht unbedingt der Auftraggeber den Fokus auf die Nachverfolgung legt, sondern der Empfänger, ist dies auch bei Swift gpi entsprechend umgesetzt worden. So können eingehende Zahlungen bereits nach der Beauftragung bei der Fremdbank über die UETR entsprechend eingesehen werden. Dies ist insbesondere für die Liquiditätsplanung für Firmen von Interesse. Banken bieten für das Verfolgen von Zahlungen unterschiedliche Lösungen an. Beispielsweise kann man den Status für ein- und ausgehende Zahlungen über eine Portallösung abfragen. Auch der Status bei zwischengeschalteten Banken sowie anfallende Kosten werden transparent angezeigt. Wer Daten lieber standardisiert und automatisiert verarbeiten möchte, kann sich auch hier einen pain.002 bereitstellen lassen. Inhaltlich werden dort die Informationen analog einer Portal-Anzeige zur Verfügung gestellt. Für eingehende Zahlungen ist derzeit eine weitere ISO20022-Nachricht in Umsetzung mit dem sogenannten trck.004.

Vorteile beim Realtime-Reporting

Welche Vorteile bieten sich also für Firmenkunden im Treasury sowie in der Buchhaltung durch das Realtime-Reporting an? Die erhöhte Transparenz hilft bei der Liquiditätsplanung sowie bei der Optimierung des Cashflows.

Zudem können wichtige Zahlungen im Auslandszahlungsverkehr in der kompletten Prozesskette bis zur Empfängerbank verfolgt werden. Für die Buchhaltung ergeben sich daraus Verbesserungen bei der Auszifferung und Verarbeitung von Zahlungsaufträgen. Außerdem kann im Fehlerfall schneller reagiert werden. Durch die Information von Preisen und Abzügen in der jeweiligen Zahlung entsteht eine zusätzliche Transparenz im Auslandszahlungsverkehr. Ferner zeigt sich, dass dadurch weniger Nachforschungen notwendig sind.

Firmenkunden müssen aber auch Umstellungen in ihren Systemen und Prozessen vornehmen. Dazu zählen Anpassungen in den ERP_ und Treasury-Systemen sowie in den Nachfolgeprozessen. Insbesondere die Umstellung von der gängigen D+1-Verarbeitung auf einen taggleichen Prozess stellt viele Firmen vor Herausforderungen. Es empfiehlt sich, die internen Prozesse und Systeme zu analysieren. Ein Austausch mit der IT und Fremdsoftware-Herstellern sowie die Abstimmung mit den Finanzinstituten ist anzuraten. Erst nach der vollständigen Implementierung kann man vollumfänglich von dem Realtime-Reporting profitieren.

Gerhard Bystricky

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