Die Global Anti-Scam Alliance (GASA) schätzt, dass Menschen in Deutschland im Jahr 2023 circa acht Milliarden Euro durch Betrug verloren haben. Von kleinen Beträgen durch Überweisungsbetrug oder Love-Scam gehen die Einzelschäden in Millionenhöhe. Acht Milliarden Euro sind zu viel!
Ein lukratives Geschäft für die Betrüger, denn über 60 Prozent der Betrugsopfer zeigen den Betrug aus Scham nicht an. In den Nordischen Ländern sollen es weit über 80 Prozent sein. Daher könnte der Schaden sogar deutlich über acht Milliarden Euro liegen, Tendenz steigend.
Der Fall eines Unternehmers aus dem Saarland, der sich das Leben nahm, nachdem er erfahren hatte, dass er fünf Millionen an eine Tradingseite verloren hat, und ein ähnlicher Betrugsfall mit einem DAX-Vorstand, zeigen, dass die Opfer nicht mit dem Bildungsgrad korrelieren. Jeder kann auf die diversen Maschen reinfallen. Die Verfahren, mit denen Betrüger ihre ahnungslosen Opfer aufs Kreuz legen, werden dabei immer perfider, die Liste der Betrugsmaschen immer länger. Gefälschte und betrügerische Tradingportale hatten sogar Bandenwerbung (kein Wortspiel) bei Fußballspielen der Bundesliga.
Und was können wir tun? Banken müssen die Bindung und das Vertrauen zu Kunden wieder deutlich erhöhen. Das senkt Betrug nicht auf null, kann jedoch ein erster Schritt sein. Zudem gibt es mittlerweile genug technische Unterstützung, um betrügerische Transaktionen aufzudecken, Drop-Konten zu identifizieren und Kunden vor Überweisungen an kriminelle Organisationen zu schützen. Schließlich sollten Politik und Banken mehr in Aufklärung investieren.
Die immer wieder geforderte „Financial Education“ in Schulen wird uns aus meiner Sicht zumindest kurzfristig nicht helfen. Die Opfer sind schon längst über die Schule hinweg.
Ihr Thorsten Hahn
Thorsten Hahn
ist Herausgeber der BANKINGNEWS. In seinem Editorial „Quer durch die Bank“ bezieht er regelmäßig zu den Themen Stellung, die die Welt der Finanzen bewegen.
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