„Der Vorstand soll erlebbar sein“ 

Die Mittelbrandenburgische Sparkasse ist nach der Bilanzsumme eine der größten Sparkassen in Deutschland. Sie setzt bei ihrer internen Kommunikation unter anderem auf Podcasts und gibt ihren Vorständen und Mitarbeitenden damit im wahrsten Sinne eine Stimme im Unternehmen. Andreas Schulz und Danae Mitze berichten von ihren Erfahrungen.


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BANKINGNEWS: Was macht aus Ihrer Sicht gute interne Kommunikation aus?  

Andreas Schulz: Eine gute interne Kommunikation nimmt alle mit. Sie informiert, motiviert und gibt die gemeinsame Richtung vor. Und das auf wertschätzende Art und Weise. Wichtig ist eine regelmäßige Kommunikation, die transparent ist und klare Botschaften vermittelt. Und man muss das emphatische Gespür dafür haben, was das Haus gerade bewegt.  

Danae Mitze: Ergänzend dazu ist aus meiner Sicht gerade dann die interne Kommunikation gut, wenn je nach Bedarf viele verschiedene Kanäle angeboten werden. Das kann ein persönlicher Austausch oder ein digitales Medium sein. Ob Videobotschaft, Podcast oder eine Information im Intranet – der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt.  

An welchen Stellen ist die interne Kommunikation in Ihrem Haus noch ausbaufähig? Was war der konkrete Anstoß, einen Podcast mit Ihrem Vorstand aufzunehmen? 

Mitze: Die MBS ist die flächenmäßig größte Sparkasse in Deutschland. Deshalb sind wir in hohem Maße dezentral organisiert und können nicht alle Mitarbeitenden mal eben persönlich erreichen. Hier helfen uns moderne Formate wie etwa ein Podcast. Besonders schön ist es, dass unsere Vorstände neuen Formaten sehr offen gegenüberstehen. Gerade das zeichnet unsere interne Kommunikation aus: Neues auszuprobieren! 

Schulz: Wichtig ist es sicherlich, zukünftig noch mehr Interaktion und Dialogmöglichkeiten, auch bereichsübergreifend, zu fördern und Wissenstransfer sowie Vernetzung zu stärken. Hier sehen wir Chancen in neuen Formaten. Einerseits geht es darum, die neuen Möglichkeiten, die die Technik bietet, sinnvoll einzusetzen, andererseits das zu bedienen, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowieso von ihrer privaten Mediennutzung her gewohnt sind. Dazu gehören zum Beispiel Podcasts. Und auch hier bieten wir allen die Möglichkeit, Themenvorschläge einzureichen und Feedback zu geben. Denn genau davon lebt die interne Kommunikation. 

Welche Ziele sollen damit erreicht werden?  

Schulz: Ein Podcast bietet Orientierung zu wichtigen Themen, die uns als MBS, aber auch in der Wirtschaft nachhaltig begleiten. Das können zum Beispiel der Fachkräftemangel, Nachhaltigkeit oder Digitalisierung sein. Aber man muss gar nicht immer gleich die dicken Bretter bohren: Wie bei jeder Art von Kommunikation muss es auch hier um Relevanz gehen. Was beschäftigt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Was interessiert sie dementsprechend? Da kann es auch um interne Fragen oder um Organisatorisches gehen. Es muss halt eine kritische Masse im Haus betreffen. Und natürlich kann ich mir auch Themen vorstellen, die der Vorstand als relevant erklärt, weil es ganz gezielt eine bestimmte Botschaft zu platzieren gilt. 

Mitze: Der Vorstand soll erlebbar sein und die Möglichkeit bekommen, wichtige Dinge unmittelbar an das Gesamthaus zu geben. Uns ist es wichtig, dass die Gedanken des Vorstands zu bestimmten Themen für alle transparent gemacht werden. Wer liest heute schon gerne nur Rundschreiben? Mit der Stimme können vielmehr Emotionen transportiert werden. Und in unserem Podcast wird selbstverständlich auch gerne gelacht!  

Welche Instrumente der internen Kommunikation pflegen Sie über Ihren Podcast hinaus noch?  

Schulz: Sicherlich sind die gängigen Instrumente wie zum Beispiel Rundschreiben oder E-Mails auch bei uns üblich. Viel wichtiger ist mir die persönliche Kommunikation in den Teams. Hier beginnt nämlich der Dialog, und die Kommunikation ist keine Einbahnstraße mehr. Dabei muss es der Führungskraft als Schlüsselfigur gelingen, die zentralen Botschaften des Hauses adäquat im Team zu platzieren – und wenn nötig auch zu verstärken. Ich denke, dass die einzelnen Teamrunden mindestens ebenso wichtig für eine gute interne Kommunikation sind wie eine zentral gesteuerte. 

Mitze: Stimmt. Ein Podcast ist sicherlich ein tolles Medium – das allein ersetzt aber nicht den persönlichen Austausch. Wir haben zum Beispiel den MBS-Zukunftsdialog eingeführt, bei dem leistungsstarke Auszubildende zu einem gemeinsamen Frühstück mit dem Vorstandsvorsitzenden eingeladen werden. Oder unser Vorstandsfrühstück, bei dem alle Mitarbeitenden die Option haben, gemeinsam mit unseren Vorständen zu einem bestimmten Thema in den Dialog zu gehen. Und auch hier sind wir immer wieder auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, die Kommunikation noch weiter auszubauen.  

Es heißt: Emotionale Bindung baut man nicht mit einem Unternehmen, sondern den Personen dahinter auf. Denken Sie auch, dass es heute mehr darauf ankommt, Persönlichkeit im Unternehmen zu zeigen, um Mitarbeiter zu binden und neue anzuziehen?  

Mitze: Ja, definitiv. Ein gutes Beispiel hierfür ist LinkedIn – eigentlich eine Plattform für externe Kommunikation. Jedoch sollte man nicht die Wirkung nach innen bei den Kolleginnen und Kollegen unterschätzen. Nicht nur der Unternehmensaccount unserer Sparkasse spielt dabei eine wesentliche Rolle, sondern eben gerade das persönliche Profil jedes Einzelnen. Mitarbeitende vernetzen sich untereinander und bekommen bereichsübergreifende Einblicke. Im Übrigen informieren sich auch potenzielle Bewerberinnen und Bewerber auf den sozialen Medien über ihren zukünftigen Arbeitgeber beziehungsweise auch über das Team oder die Führungskraft. Von diesem Effekt kann ein Unternehmen sicherlich profitieren.  

Schulz: Das ist richtig. Und doch muss auch das Unternehmen als solches für klare Werte stehen, sowohl nach innen als auch nach außen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kundinnen und Kunden sollen wissen, wofür das Unternehmen steht, welche Werte es vertritt und welche Ziele es hat. Das Unternehmen hat seinen Platz in der Gesellschaft, und den sollen alle kennen. 

Wie viel Einfluss nimmt tatsächlich der Vorstand auf die Motivation der Mitarbeiter?  

Schulz: Es ist doch ganz klar: Die Führungskräfte leben vor, was der Maßstab ist. Es geht darum, eine Atmosphäre zu schaffen, bei der alle gerne und motiviert zur Arbeit kommen. Hier schließt sich der Kreis zur internen Kommunikation. Denn eine ihrer wesentlichen Aufgaben ist es ja, wertschätzend zu motivieren. Und das fängt natürlich beim Vorstand an. 

Banken pflegen sehr unterschiedliche Homeoffice-Regelungen – welche Vor- und Nachteile sieht man insbesondere in der internen Kommunikation bei einer ausgeweiteten Homeoffice-Regelung?  

Schulz: Die Stärkung des Wir-Gefühls, Nahbarkeit, persönliche Kommunikation – all das sind Dinge, die dann schwieriger werden, wenn immer mehr Kolleginnen und Kollegen länger im Homeoffice sind. Aber das Pendel schwingt ja gegenwärtig auch etwas zurück. So ganz ohne persönlichen Kontakt gerät auch die modernste interne Kommunikation an ihre Grenzen.  

Wie erreichen Sie aktuell potenzielle Mitarbeiter der Generation Z? Welche Einflüsse erhoffen Sie sich für Ihr Haus von der jungen Generation?  

Mitze: Die Generation Z bringt ganz neue Sichtweisen, Werte und Einstellungen mit. Anfang des Jahres haben wir im Zusammenspiel mit der Personalabteilung einen Social-Media-Workshop mit interessierten Auszubildenden gestaltet und den Markenkern der Sparkasse herausgestellt – wofür stehen wir und womit verbinden uns die Azubis? Die daraus entstandenen Ideen binden wir nun aktiv in die Social-Media-Arbeit ein. Sicherlich geht hierbei in Zukunft auch noch mehr – wichtig ist aus meiner Sicht, anzufangen und auszuprobieren. Die Generation Z möchte gehört werden und sollte unbedingt eine Stimme bekommen.  

Schulz: Genau diese Stimme haben die Azubis im Übrigen auch beim Zukunftsdialog bekommen, bei dem ganz transparent über Wünsche und Ansichten der jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesprochen wurde. Ich war ganz überrascht, mit welcher Offenheit ein Dialog zustande gekommen ist. Und auch das Feedback im Nachgang war sehr positiv.  

Wie wirkt der Digitalisierungswandel auf Ihre interne Kommunikation – unter dem Übergang von der analogen Welt hin zur KI-geprägten Zukunft?  

Schulz: Die Digitalisierung macht sich natürlich schon seit Jahren auch in der internen Kommunikation bemerkbar. Viele Unternehmen haben Desktop- oder App-Lösungen. Was das Thema KI angeht, beginnen wir ja alle erst so langsam zu begreifen, welche unglaublichen Möglichkeiten sich uns eröffnen, und ich finde es großartig, dass die Sparkassen-Finanzgruppe hier ganz ehrgeizig vorangeht. Was uns hilft, die Dinge schneller, präziser, preiswerter, umfassender oder meinetwegen auch nur schöner zu machen, sollten wir selbstverständlich nutzen. Aber das geht ja gerade erst los. Wir werden staunen, wie die interne Kommunikation in fünf Jahren aussieht. 

Danae Mitze ist Abteilungsdirektorin Vorstandsstab/Kommunikation bei der Mittelbrandenburgischen Sparkasse.

Andreas Schulz ist Vorstandsvorsitzender bei der Mittelbrandenburgischen Sparkasse.

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