Der Begriff „Helikoptergeld“ wurde erstmalig von dem US-Ökonomen Milton Friedmann ausgesprochen und galt lange Zeit als akademisches Gedankenspiel. Ähnliche Konzepte, die in dieselbe Richtung gingen, gab es zuvor beispielsweise von John Maynard Keynes. Dieser schlug vor, Geld in ungenutzten Bergwerken zu vergraben, wo es letztendlich von Arbeitslosen ausgegraben werden sollten. Was an einen amerikanischen Kriegsfilm erinnert, ist nüchtern betrachtet ganz anders. Das Kampfgeschwader an Helikoptern, die den Himmel verdunkeln und Scheine regnen lassen werden, bleibt höchstwahrscheinlich eine Illusion. Es gibt aber andere Wege, wie die EZB uns Geld schenken könnte. Einerseits kann sie anfänglich jedem EU-Bürger 2000 Euro aufs Konto überweisen. Sollte dieses Konjunkturpaket nicht greifen und die Investition nicht in den Wirtschaftskreislauf kommen, um diesen anzukurbeln, könnte der Betrag auch peu a peu weiter steigen. Zwangsläufig würde eine Stimulierung der Binnenkonjunktur und des Konsums erzielt werden. Dies wäre dann die krasseste Stufe des manipulativen Eingriffs seitens der Zentralbank. Zudem ziemlich unorthodox und seltsam. Es stehen noch einige rechtliche Hürden im Weg, um die Helikoptergeld-Aktion zu starten, doch sie können beseitigt werden.
Was würde dann passieren?
Diese Helikoptergeld-Aktion würde in meinen Augen einen Vertrauensverlust zur Folge haben. Ob dieses „geschenkte“ Geld tatsächlich in den Wirtschaftskreislauf gelangt, bleibt eine offene und spannende Frage. Sollte dies nicht geschehen, weil die Bürger verunsichert hinsichtlich der Zukunft sind und das Geld zuhause horten, wäre diese geldpolitische Maßnahme schnell verpufft und ein Schuss in den Ofen. Dann könnte sich eine Deflation und damit die nächste Krise einstellen.
Auswirkungen?
Die DAX-Unternehmen schütten im Jahr 2015 eine Rekorddividende in Höhe von über 30 Milliarden Euro aus. Alle börsennotierten AGs in Deutschland zusammen schütten sogar in Summe über 42 Milliarden Euro aus. Den Großteil bekommen jedoch ausländische Investoren, die über 60% an DAX-Titeln ihr Eigen nennen können. Die wenigsten Deutschen profitieren davon. Zudem werden die von staatlicher Seite offerierten Vorsorgeprodukte weiterhin immer unattraktiver. Riester, Rürup sowie fondsgebundene Renten- und Lebensversicherungen schützen in Zukunft nicht mehr vor Altersarmut. Dieses Thema sollte seitens der Regierung unbedingt angegangen werden, um die Altersarmut zumindest ein wenig abzufedern. Aufzuhalten bleibt sie wahrlich nicht mehr und wird für riesige Verwerfungen sorgen. Hoffen wir nicht auf eine politische Instabilität, aber auf einen offenen Diskurs der Politik mit den Versicherungsgesellschaften. Eine weitere Verschärfung der Unterschiede zwischen Arm und Reich wird sich einstellen und eine Zweiklassengesellschaft erzeugen. Zunehmende Lebenshaltungskosten auch für Normalverdiener und die Mittelschicht sowie die steuerliche Belastung machen es vielen unmöglich, auch privat vorzusorgen. Hier besteht akuter Handlungsbedarf, es sollte auch hier eine offene Diskussion stattfinden.
Fazit
Ob und wann das Helikoptergeld kommt, steht noch in den Sternen. Es wäre eine neue Ära der EZB, der ausweglosen Situation, in der sie sich derzeit befindet, so entgegenzusteuern. Steigerungen kann es beim Helikoptergeld immer wieder geben. Angefangen von 2000 bis 3000 Euro pro Bürger kann dies nach oben hin ausgedehnt werden. Irgendwann werden diese Maßnahmen auch Wirkung zeigen. Die Frage ist nur, zu welchem Preis? Was sind die Konsequenzen daraus und wie verhalten sich die Bürger? Es bleibt weiterhin alles sehr abstrus, nicht greifbar und äußerst spannend.
