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Mitten in der Pubertät

Mit einem waghalsigen PR-Stunt wollte das Fintech savedroid auf sich aufmerksam machen. Ziel erreicht. Vertrauen verspielt.


Screenshot der savedroid-Website am 18. April 2018. „Und es ist weg“, sagt in der Serie South Park ein Banker zu einer Familie, um ihr klarzumachen, dass ihre Ersparnisse nur wenige Sekunden nach dem Anlegen verschwunden sind.

Am Mittwoch, den 18. April war die Website des deutschen Fintech-Start-ups savedroid plötzlich nicht mehr erreichbar. Ihre Besucher wurden stattdessen mit einem Meme aus der US-Fernsehserie South Park begrüßt: der böse Banker mit dem Spruch „Aannnd it’s gone.“ Diese Besucher waren vor allem jene Anleger, die zuvor knapp 40 Millionen in den ICO (Initial Coin Offering) der Firma savedroid investiert hatten. Ein Bild des Gründers bei Twitter mit einem Bier in der Hand auf einer entfernten Insel nährte die Gerüchte, die Gründer könnten sich mit dem Geld aus dem Staub gemacht haben.

Vertrauen ist der Kitt, der unsere gesamte Branche zusammenhält

Entwarnung kam weniger als einen Tag später. In einem Video beteuerte der Gründer, Yassin Hankir, man hätte nur auf die Gefahren eines ICOs hinweisen und gleichzeitig ein weiteres neues Geschäftsmodell der Firma ankündigen wollen. In Zukunft wolle man helfen, die seriösen ICOs zu identifizieren. Der Widerspruch zwischen dem PR-Gag und der neuen Beratungsidee könnte größer kaum ausfallen. Der Schuss könnte auch juristisch nach hinten losgehen, denn die Staatsanwaltschaft Frankfurt prüft derzeit ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugs gegen savedroid.

Die neuen jungen Fintechs haben in den letzten Jahren mehrere Entwicklungsschritte durchlaufen. Nach „wir machen die Banken platt“, über „kooperieren wäre wohl der richtige Weg“, haben einige Fintechs scheinbar jetzt die Phase der Pubertät erreicht. Eltern unter unseren Lesern wissen, was wir meinen. Eine schwierige Phase, in der man viel Porzellan zerschlagen kann. Vertrauen ist der Kitt, der unsere gesamte Branche zusammenhält. Vor allem an den Kontaktpunkten zwischen Bank und Kunde, aber nicht minder auch an den vielfältig entstanden B2B-Schnittstellen. So wurde die Krise 2007/08 auch gerne mit Vertrauenskrise betitelt, weil vor allem auch das Vertrauen der Banken untereinander gelitten hatte. Genau dieses Vertrauen gilt es zu pflegen wie ein rohes Ei. Das Team von savedroid hat das rohe Ei in diesem Bild jedoch mit Anlauf gegen die Wand geschleudert. Sicherlich ist der Bekanntheitsgrad des Fintechs enorm gewachsen. Der Preis dafür ist der Zorn vieler Fintechs, die diese PR-Maßnahme scharf kritisiert haben. Sie befürchten einen massiven Kollateralschaden für die gesamte Branche. Es wurden öffentliche Briefe verfasst und ein Preis „Fintech des Jahres“ wurde aberkannt. Hier zeigte die junge Fintech-Branche Solidarität untereinander und distanzierte sich gemeinschaftlich von dieser Aktion.

Bleibt zu hoffen, dass die „Pubertitis“ nicht um sich greift. Gerade jetzt, wo viele Fintechs mit erfolgreich gestarteten Kooperationen aufwarten können. Man spielt weder mit dem Geld anderer Leute noch mit dem Vertrauen, auf dem unsere Branche aufbaut!