Überweisungen, die innerhalb von Sekunden ausgeführt und auf dem Empfängerkonto gutgeschrieben werden – und das an 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr. Seit 21. November 2017 ist das nun mit Instant Payments innerhalb der SEPA-Länder möglich. Basierend auf dem vom European Payment Council (EPC) geschaffenen einheitlichen Regelwerk können die häufig auch „Echtzeitüberweisungen“ genannten Instant Payments ausgeführt werden. Unter zwei Voraussetzungen: Das Betragslimit von derzeit 15.000 Euro pro Transaktion darf nicht überschritten werden und sowohl Sender- als auch Empfängerbank müssen Instant Payments anbieten.
Zahlreiche Herausforderungen für Banken
Für die Banken scheint die Liste der Herausforderungen in diesem Zusammenhang lang zu sein: Wie soll die bislang Batch-orientierte Verarbeitung im Zahlungsverkehr auf eine Echtzeitverarbeitung umgestellt und wie rund um die Uhr Verfügbarkeit gewährleistet werden? Dazu kommen Fragen nach dem Format, der Buchung, der Sanktions- und Geldwäscheprüfungen sowie dem Clearing und Settlement der Zahlungen. Zum Start im November hatten europaweit 17 Banken diese Herausforderungen gemeistert, inzwischen sind es 20. In Deutschland ist die HypoVereinsbank weiterhin die einzige Bank, die Instant Payments anbietet. Die Umsetzung des Instant-Regelwerkes ist optional, weshalb viele Banken die Sache zögerlich angegangen sind. Inzwischen plant jedoch ein Großteil der deutschen Banken Instant Payments noch im Laufe des Jahres 2018 zu unterstützen. Gute Nachrichten, finden doch erfahrungsgemäß über 90 Prozent der Zahlungsverkehrs-Transaktionen im Inland statt.
Trotz der somit bisher noch eingeschränkten Nutzbarkeit zeichnen die Erfahrungen der ersten Monate ein Bild, das bereits auf breite Akzeptanz und vielfältige Anwendungsmöglichkeiten schließen lässt. In den anfänglich diskutierten Szenarien standen dabei meistens Person-to-Person-Transaktionen im Fokus. Viel interessanter sind jedoch Use-Cases im Person-to-Business oder gar im Business-to-Business Bereich.
Starkes Wachstum bei P2B-Zahlungen
Mehr als ein Drittel der bisherigen Zahlungen fanden im Bereich Person-to-Business statt, wobei Durchschnittsbeträge im niedrigen vierstelligen Euro-Bereich lagen und somit zu einem frühen Zeitpunkt das Interesse an dem Service belegen. Die Durchlaufzeit der ersten grenzüberschreitenden Echtzeitüberweisung – von HypoVereinsbank zur italienischen UniCredit – lag am 21. November 2017 gerade einmal bei 2,5 Sekunden. Diese gute Performance, weit unter der geforderten Größenordnung von 10 Sekunden, hat sich über die vergangenen Monate hinweg bestätigt.
Sehr großes Potenzial für die Nutzung von Instant Payments wird daher bei Unternehmen und im Handel gesehen. Jedoch müssen sich Unternehmer dabei die Frage stellen, wie sie mit Geldeingängen auf dem Instant-Weg umgehen möchten. Schließlich könnten Kunden, die eine Instant-Zahlung vornehmen, auch eine umgehende Reaktion seitens der Unternehmen erwarten. Die Prozesse sehen hier aber noch keine standardisierten Schnittstellen vor, sodass dringender Handlungsbedarf besteht, um den Nutzen aus einer schnellen Zahlung auch auf Händlerseite sichtbar zu machen. Bankenseitig wird daher bereits an diesem Thema gearbeitet. Die bisherigen Standards sind hierbei nur bedingt nutzbar, und die in der Bank-/Kunde-Kommunikation verwendeten Kanäle unterstützen in der Regel keine Echtzeitverfahren.
Unternehmen zeigen Interesse an Instant Payments
Auch gibt es bereits großes Interesse von Unternehmen, Instant Payments selbst als Zahlmethode einzusetzen. Die aktuelle Betragsgrenze von 15.000 Euro ist dabei zumeist ausreichend. Es geht um Rückerstattungen, Schadensbegleichungen und Gutscheinzahlungen. Manch ein Firmenkunde sieht Instant Payments auch als Bestandteil der Digitalisierungsstrategie und will sich damit differenzieren. Dabei erwarten die Unternehmen eine Implementierung mit möglichst wenigen Veränderungen in ihrem ERP-System. Idealerweise sollte nur ein zusätzlicher Zahlweg eingerichtet werden, ohne dass größere Formatbaum-Anpassungen erforderlich werden. Eine neue Auftragsart wurde von der Deutschen Kreditwirtschaft bereits definiert.
Global agierende Kunden setzen aber lieber auf eine Lösung von CGI, einer Market Practice Gruppe von SWIFT. Auch der Umgang mit sogenannten Sammlern, also Dateien mit mehreren Posten, muss gelöst werden. Instant Payments wurden als Einzeltransaktionsverfahren geschaffen – so der Standard. Bei der Einreichung von Sammlern muss also eine Vereinzelung durchgeführt werden. Zudem möchten die Unternehmen vermeiden, dass Transaktionen, die über den Instant-Weg nicht ausführbar sind, einfach zurückkommen. Die nachvollziehbare Erwartungshaltung ist, dass mögliche Rückläufer automatisch über den Eilzahlungsverkehr oder als SEPA Standard-Transaktion abgewickelt werden. Am Ende wird der Serviceumfang den Preis bestimmen – sowohl für die Bank als auch für die Kunden.
Das Instant-Zeitalter beginnt jetzt
Der Start in das Instant-Zeitalter ist jetzt also auch in Europa geschafft, der Grundstein für eine Erfolgsstory gelegt. Die aktuell noch geringe Erreichbarkeit von Banken wird sich in den nächsten ein bis zwei Jahren sehr schnell erhöhen. Auch bedarf es auf Banken- und auf Kundenseite noch einiger Anpassungen, damit sich der volle Nutzen von Instant Payments auch im Ende-zu-Ende-Prozess entfalten kann. Instant Payments haben das Potenzial, bestehende Zahlverfahren in Teilen zu substituieren.
Großes Potenzial für die Zukunft
Dabei ist eine Fragestellung mit Blick auf die Zukunft besonders spannend: Wie wird Instant Payments am Point-of-Sale eingesetzt werden? Es gibt bereits eine Initiative vom Handel, der starkes Interesse daran hat. Das ist kein kurzfristiges Thema, zeigt aber das enorme Potenzial auf, welches Instant Payments auch künftig noch bieten. Die Reise hat gerade erst begonnen.