Kompetent, persönlich, für den Kunden da – so wirbt Anna-Charen Heymes in einem TV-Spot für die Deutsche Bank. Im Nachsatz werden dem Kunden zudem längere Öffnungszeiten avisiert. Die Deutsche Bank kümmert sich um den Kunden, ist für diesen da.
Jetzt tritt Christian Sewing, 29 Jahre nach seiner Ausbildung bei der Deutschen Bank, den Vorsitz im Vorstand an. In einem Brief an rund 100.000 Kolleginnen und Kollegen stellt er klar, dass „für den Kunden da sein“ eine leere Worthülse bleibt. Mit Blick auf die Erträge der Deutschen Bank müsse diese jedoch ihre „Jägermentalität zurückgewinnen“.
Soll der Kunde also doch wieder gejagt und erlegt werden, am besten mit Produkten, die einen hohen Profit für die Bank erwirtschaften? Stimmt es dann in Zukunft auch wieder mit dem Ertrag bei der Deutschen Bank?
Was ich persönlich als absolutes PR-Desaster empfinde, wird dieser Tage in den meisten Medien munter und oberflächlich als positiver Weckruf für die Deutsche Bank postuliert: Es soll nun endlich wieder ein Ruck durch das Unternehmen gehen. Dabei zeigt es doch deutlich, wie weit die sich Deutsche Bank vom Kunden entfernt hat.Mehr als einen „Ruck“, baucht die Bank eine Strategie – und zwar eine, die me
hrere Jahre trägt. Eine Strategie an der sich vor allem die Mitarbeiter wieder orientieren können. Mit Sewing, so hoffen einige Experten, kommt die Strategie in Richtung Privat- und Firmenkunden zurück. Einschnitte im zuletzt eher schwierigen Investmentbanking sollen die Gesamtbank wieder erfolgreich machen. Aber reicht das?
Mit dem Libor-Skandal, Razzien und Rechtsrückstellungen gibt es kaum ein Minenfeld, was die Deutsche Bank in den letzten Jahren ausgelassen hat. Da wäre Demut und eine Rückbesinnung auf die Kernidee von „Bank“ der richtige Weg: ganz leise und beständig das Bankhaus wieder in den richtigen Wind stellen. Jagen ist die falsche Botschaft. Immerhin, es gibt beim Jagen immer einen Gewinner – aber das ist nicht immer der Jäger. Und in unserer Branche sitzt der Kunde am deutlich längeren Hebel.