Auch wenn kontaktloses Bezahlen schon seit vielen Jahren möglich ist, war es mit Einführung der kontaktlosen girocard vor drei Jahren für die meisten Kunden noch etwas komplett Neues. Entsprechend erstaunt waren die Reaktionen in der Kassenschlange, wenn der vorherige Kunde kontaktlos zahlte. Inzwischen werden bereits mehr als 10 Prozent aller girocard-Zahlungen von Kunden der Volks- oder Raiffeisenbanken kontaktlos durchgeführt.
Akzeptanz für kontaktloses Bezahlen wächst
Der „Aha-Effekt“ weicht der Gewohnheit, denn die kontaktlose girocard ist zur Standard-Karte bei den Volksbanken Raiffeisenbanken geworden. In weiten Teilen des Lebensmitteleinzelhandels wird girocard kontaktlos akzeptiert, und auch in anderen Branchen arbeiten wir kontinuierlich an einer weiteren Verbesserung der Akzeptanz. Denn selbst wenn 50 Prozent der girocard-Terminals umgestellt sind, bedeutet dies, dass immer noch jede zweite Transaktion mangels kontaktlos-Akzeptanz herkömmlich mit „Stecken der Karte ins Terminal“ durchgeführt werden muss.
Der Erfolg von Kontaktlos zeigt gleichzeitig klar, dass sich das girocard-System weiterentwickeln muss, um auch zukünftig die Anforderungen der Kunden zu erfüllen und die Nummer 1 im Portemonnaie zu bleiben. Mit girocard-Automatenterminals ohne PIN-Pad („TOPP“) startet 2018 der nächste Pilot. Das erste Terminal in der Region Kassel ist bereits in Betrieb. Und auch am Geldautomaten wird die Kontaktlos-Schnittstelle in absehbarer Zeit Einzug halten – aufgrund der noch nicht abgeschlossenen Standardisierung und der hohen Investitionen für die Automatenbetreiber sicherlich aber nicht so schnell, wie wir es uns wünschen würden.
Eine Weiterentwicklung des Formfaktors ist wichtig
Neben den Entwicklungen auf der Akzeptanzseite ist das große Thema die Weiterentwicklung des Formfaktors. Wearables in Form von Uhren oder Armbändern, in welche eine SIM-Version der heutigen Karte eingesetzt wird, sind hierbei nur ein erster Schritt. Dabei ersetzen wir nur den Plastikkörper und die Antenne der Karte durch eine andere Form. Das Innenleben, der Chip, bleibt dagegen unberührt. Für die girocard haben wir dies erstmals 2016 eingeführt, als die genossenschaftliche FinanzGruppe gemeinsam mit Vodafone die girocard digitalisierte und in einer Telekommunikations-SIM ablegte. Die girocard wurde damit mobil. In dem seinerzeit noch überschaubaren ersten Piloten konnten wertvolle Erfahrungen gesammelt werden.
Dies hat es uns ermöglicht, die digitale girocard Ende 2017, nach weniger als einem Jahr Entwicklungszeit, auch auf der HCE-Technologie erfolgreich zu pilotieren, welche in den kommenden Jahren der Standard für alle mobilen Kartenlösungen sein wird. Parallel dazu wurden in der genossenschaftlichen FinanzGruppe auch digitale Kreditkarten implementiert. Die Lösung wurde konsequent am heutigen Kundenverhalten entlang entwickelt – Convenience als Leitmotiv. Kunden wollen heute alles sofort und mit möglichst wenigen Klicks. Man möchte möglichst wenig lesen, jeder zusätzliche Screen oder Klick ist ein potenzieller Abbruchgrund. Der Kunde erwartet von seiner Bank bei digitalen Produkten auch vollkommen digitale Prozesse. Diesem Anspruch werden die genossenschaftlichen digitalen girocards und Kreditkarten gerecht.
Prozesse werden von Papier befreit
Beim Design der Prozesse wurden alte Wahrheiten hinterfragt, und was nicht zwingend notwendig war, ausgemustert. Der Kunden-Bestellprozess verzichtet konsequent auf Papier, der klassische Kartenantrag wurde auf ein „Ich will die Karte“ reduziert. Nur beim Thema PIN tut sich die Kreditwirtschaft noch schwer, ebenfalls dem Papier zu entsagen, ohne neue Schwachstellen zu öffnen. Doch auch das ist nur noch eine Frage der Zeit. Fingerprints und andere biometrische Merkmale zur Freigabe von Zahlungen werden den Markt und unser Zahlverhalten in naher Zukunft weiter verändern. Für die Banken ist das A und O, am Puls der Zeit zu bleiben, Kundenbedürfnisse zum richtigen Zeitpunkt zu erkennen und danach zu handeln. Die Gratwanderung dabei wird immer sein, gleichzeitig sowohl die Wünsche der Kunden zu befriedigen als auch die notwendige Sicherheit für alle Systeme zu gewährleisten.