Nachhaltigkeit als Notwendigkeit

Die EU-Kommission hat im Frühjahr einen Aktionsplan mit dem Titel „Financing Sustainable Growth“ vorgelegt. Bereits heute leisten Banken einen wertvollen Beitrag zur Förderung nachhaltigen Wirtschaftens. Nun gilt es, gemeinsam mit dem Gesetzgeber eine solide Basis für die Handlungsfähigkeit der Banken zu schaffen.


Ökologie ist nur ein Aspekt von „Sustainable Finance“. Es bedarf noch deutlich mehr, um das Finanzwesen insgesamt nachhaltig zu gestalten. Bildnachweis: iStock.com/AndreyPopov

„Nachhaltigkeit“ ist eines der Top-Schlagworte unserer Zeit, es trifft den Zeitgeist und prägt politisches Handeln sowie gesellschaftliche Diskurse entscheidend. Kein Wunder, dass das Thema „Sustainable Finance“ auch in der Finanzbranche immer weiter an Fahrt aufnimmt. Denn gerade wenn es um gesellschaftliche Entwicklungen und deren Förderung geht, nehmen Banken eine wichtige Rolle ein. Dabei reicht es nicht aus, dass das Finanzwesen nur „grün“, also ökologisch nachhaltig ist. Es muss insgesamt nachhaltig werden. Dies liegt an den immer wichtiger werdenden sozialen Aspekten und Fragen der Unternehmensführung.

Banken als Triebfeder für Nachhaltigkeit

Bereits heute integriert die deutsche Finanzbranche zahlreiche der sogenannten ESG-Kriterien (environment, social und governance) in ihre Investitionsentscheidungen und leistet damit einen wertvollen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit. Insbesondere die öffentlichen Banken können hier als Vorreiter gesehen werden. Sie verfügen über umfangreiche Expertise in der Finanzierung von ökologischen Infrastrukturvorhaben. Förderprogramme und die Teilung von Risiken in Form von öffentlichen Garantien haben manches ökologische Projekt erst ermöglicht. Zudem mobilisieren sie durch die Emission von Green sowie Social Bonds privates Kapital und finanzieren damit unter anderem den Ausbau regenerativer Energien, fördern Projekte rund um energieeffizientes Wohnen oder um E-Mobilität und schaffen Miet- und Sozialwohnraum.

Nachhaltigkeitstaxonomie soll Vergleichbarkeit schaffen

Doch je mehr das Thema an Relevanz gewinnt, desto stärker rückt es auch ins Blickfeld von Politik und Aufsicht: So hat die EU-Kommission erst kürzlich ihre Vorschläge zur Ausgestaltung von „Sustainable Finance“ vorgelegt, mit denen sie ein nachhaltiges Finanzwesen schaffen und Investitionen in nachhaltige Projekte fördern will. Besondere Bedeutung kommt hier der sogenannten Nachhaltigkeitstaxonomie zu. Sie soll künftig das allgemeine Verständnis von Nachhaltigkeit definieren und Ausgangsbasis für weitere Überlegungen sein. Zudem soll es künftig erweiterte Anforderungen an die Anlageberatung sowie die Offenlegungspflichten von Finanzmarktakteuren geben. Und schließlich will die EU-Kommission Referenzwerte schaffen, mit denen zukünftig sicht- und messbar wird, ob und wie nachhaltig ein Unternehmen oder eine Investition ist. Aus den Plänen der EU-Kommission geht klar hervor, dass sie hiermit nicht die Realwirtschaft in die Pflicht nimmt, die letztlich die Investitionen tätigt, sondern die Banken, die in ihrer Rolle als Intermediäre im Vordergrund stehen.

Aufsicht muss das herausfordernde Umfeld beachten

Wir begrüßen sehr, dass die Kommission die maßgebliche Bedeutung der Banken für eine nachhaltige Ausgestaltung unserer Gesellschaft anerkennt. Gleichzeitig sollten Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden beachten, dass Banken derzeit vor vielen Herausforderungen stehen und entsprechend mit Augenmaß vorgegangen werden muss: Das Niedrigzinsumfeld belastet weiterhin die Zinsmargen, viele europäische Banken kämpfen noch immer mit notleidenden Krediten in ihren Bilanzen, die Eigenkapitalanforderungen wurden erneut im Rahmen von Basel IV erhöht, viele Fragen zum Brexit sind ungeklärt und sorgen für Unsicherheit in der Branche und bei Kunden. Daneben herrscht naturgemäß ein enger Wettbewerb um Kunden, der demographische Wandel verschärft den Kampf um qualifizierte Fachkräfte und die Digitalisierung verändert die gesamte Branche. Nicht zuletzt deshalb werden die Geschäftsmodelle der Banken auf den Prüfstand gestellt.

Langfristige Geschäftsbeziehungen und Vertrauen als Leitlinien

Die vielfältigen Herausforderungen, die sich aus einer nachhaltigen Ausgestaltung der Gesellschaft ergeben, können nur gemeinsam – das heißt von Politik, Finanzdienstleistungsbranche, Realwirtschaft und weiteren Akteuren – gemeistert werden. Banken leisten schon heute ihren Beitrag dazu und erweitern unabhängig von etwaigen regulatorischen Maßnahmen ihre bestehenden Unternehmensgrundsätze um nachhaltige Kriterien. Auf diese Weise stiften sie weiterhin und verstärkt einen sinnvollen Nutzen für die europäische Gesellschaft. Denn die erfolgreichen Geschäftsmodelle der Banken basieren seit jeher auf nachhaltigen Prinzipien, das heißt langfristige Geschäftsbeziehungen zu ihren Kunden, die vor allem auf Vertrauen basieren und auch dazu dienen, die Kunden und ihre Aktivitäten erfolgreich zu fördern.