Energiewende, Elektromobilität und Industrie 4.0: Durch die zunehmende Digitalisierung aller Lebensbereiche verändert sich auch der Rohstoffbedarf. So finden mittlerweile in fast allen elektronischen Alltagsgeräten Edelmetalle in Form von Kontakten, Chips und Leiterbahnen Verwendung. Nach Angaben des World Gold Councils stieg der Bedarf an Gold im Technologiesektor 2017 das erste Mal nach sieben Jahren wieder an. Doch welche Metalle profitieren besonders von dieser Entwicklung?
Gold in der Technologiebranche
In den letzten 30 Jahren hat sich der Goldmarkt stark verändert. Das Edelmetall war bisher vor allem in der Schmuckbranche und zu Investitionszwecken gefragt und spielte im Technologiesektor nur eine eher kleine Rolle. Ein aktueller Bericht des World Gold Councils prognostiziert nun jedoch für die kommenden 30 Jahre eine steigende Goldnachfrage gerade im Bereich Technologie. Das liegt vor allem daran, dass immer mehr Menschen über die finanziellen Mittel und damit über einen Zugang zu neuesten Technologien wie beispielsweise smartphonegesteuerte Haushaltsgeräte verfügen. Damit einhergehend wächst die Nachfrage nach entsprechenden Produkten, was wiederum Unternehmen in der Zulieferer- und Recyclingindustrie neue Chancen eröffnet.
Zahlreiche Anwendungsfelder
Aufgrund seiner speziellen Eigenschaften nimmt Gold bei der Herstellung innovativer Produkte eine zentrale Rolle ein. In der Elektronikindustrie kommt das Edelmetall in Leiterplatten und Chips zwar pro Gerät nur in kleinsten Mengen vor, gilt jedoch als essenzieller Bestandteil für hochwertige Produkte, zum Beispiel für spezielle Sensoren und Prozessoren, die bei elektrischen und selbstfahrenden Autos zum Einsatz kommen. Aber auch andere zukunftsträchtige Branchen verwenden Gold. So gibt es einen Trend zur Anwendung innerhalb flexibler Elektronik, wie beispielsweise tragbare Solarzellen. Hier eignet sich das Edelmetall als dünner Film aufgrund seiner Widerstandsfähigkeit und seiner Flexibilität besonders gut. Große Beachtung findet Gold ebenfalls in Form sogenannter Nanopartikel, zum Beispiel bei der Produktion und Effizienzsteigerung von Brennstoffzellen, indem es die empfindlichen Platin-Katalysatoren schützt und somit beständiger macht. Potenzielle Anwendungsfelder gibt es also genug und es werden beständig mehr, weswegen davon auszugehen ist, dass die Nachfrage nach Gold auch weiterhin steigen wird.
Silber und Kupfer in erneuerbaren Energien
Windkraft- und Fotovoltaikanlagen stellen wichtige Säulen der Energiewende dar, die in Zukunft stark an Bedeutung gewinnen werden. Zur Herstellung entsprechender Anlagen benötigt die Industrie neben anderen Primärrohstoffen eine steigende Menge an Silber sowie Kupfer. Eine Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) prognostiziert für das Jahr 2035 beispielsweise einen globalen Kupferbedarf für neu gebaute Windkraftanlagen von 244.000 Tonnen. Das ist mehr als doppelt so viel wie 2013, wo der Wert noch 103.000 Tonnen betrug.
Diese Entwicklung ist nicht verwunderlich, ist Kupfer doch ein unentbehrlicher Rohstoff für elektrische Leitungen und andere elektronische Bauteile der Solar- und Windkraftenergie.
Auch der Silberbedarf steigt aller Wahrscheinlichkeit nach in den nächsten Jahren an, denn der Rohstoff wird dank seiner hervorragenden metallurgischen Eigenschaften häufig in den Siliziumkollektoren von Fotovoltaikanlagen verbaut. Aktuelle Zahlen sprechen für sich: Im Jahr 2017 vergrößerte sich die Silbernachfrage aus dem industriellen Sektor das erste Mal wieder seit 2013. Der Weltverband The Silver Institute geht in einer aktuellen Studie sogar davon aus, dass bis 2030 über 25.000 Tonnen Silber in Solarzellen verbaut werden. Eine schier unvorstellbare Menge, die das Silver Institute mit dem exponentiellen Wachstum und dem globalen Interesse im Feld der Solarenergie begründet. Momentan befassen sich Forschungsinstitute wie das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) oder das Max-Planck-Institut daher sehr intensiv mit der weiteren Verfügbarkeit dieser Rohstoffe.
Platin und Palladium in der Autoindustrie
In Europa steigen die Verkaufszahlen für Autos mit Benzinmotor, in deren Katalysatoren Palladium oder Platin in Kombination mit Rhodium Verwendung finden, stetig. Durch strengere Abgasnormen kommt bei der Herstellung neuerdings sogar eine höhere Menge an Edelmetallen zum Einsatz, denn diese sind für eine verbesserte Filterfunktion zuständig.
Preise auf Rekordhoch
Passend dazu weist Palladium in den letzten Jahren eine enorme Preisentwicklung auf, in deren Verlauf sich der Wert mehr als verdoppelt hat. Bei der Weiterentwicklung von Autos mit Brennstoffzellen spielt vor allem der Rohstoff Platin eine bedeutende Rolle. Zwar gibt es Bestrebungen nach günstigeren Alternativen oder einer Reduktion der benötigten Beschichtungsmenge, doch ganz wegzudenken ist Platin bei der Herstellung zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Werden sich Brennstoffzellen also durchsetzen, wird der Bedarf des Edelmetalls sprunghaft ansteigen.