Alles auf Anfang: Warum der Euro scheitert – und wie ein Neustart gelingt

Autoren: Nicolaus Heinen, Jan Mallien und Florian Toncar Preis: 24,95 € 235 Seiten, gebunden ISBN: 978-3-593-50744-6 Campus Verlag


Kanzlerin Angela Merkel ist sich sicher: Eine Rettung des Euros ist alternativlos, „denn scheitert der Euro, dann scheitert Europa“. Das sehen die drei Autoren des vorliegenden Werkes anders. Nicolaus Heinen, Jan Mallien und Florian Toncar rechnen nämlich nicht mehr mit einem guten Ausgang der Eurokrise und sehen eine unbedingte Rettung der Gemeinschaftswährung in ihrer jetzigen fehlerhaften Form auch nicht als erstrebenswert an.

Ihr Buch „Alles auf Anfang“ nimmt diese Erkenntnis jedoch nicht als Grundlage, um ein Schreckensszenario zu prognostizieren, sondern präsentiert ein Gedankenspiel, wie ein Scheitern des Euros für einen Neuanfang genutzt werden kann. Denn den Euro ganz aufzugeben und zu den alten Währungen zurückzukehren, halten die Autoren ebenso für falsch: „Die wirtschaftlichen und politischen Kosten wären viel zu hoch“. Auch wenn Heinen, Mallien und Toncar an den Erfolg eines solchen Neustarts glauben, sind sie in der Beurteilung dieser Mammutaufgabe keinesfalls naiv und erkennen an, dass nur ein tatsächliches und finales Scheitern des Euro die Grundlage für solch radikale Reformen schaffen würde. Umso wichtiger sei es daher, sich auf den Tag des Zusammenbruchs vorzubereiten, „damit in der Stunde null die Weichen richtig gestellt werden“.

Als essentiell für diese Neuausrichtung sehen die Autoren vor allem die Rolle der EZB, die momentan mit Anleihenkäufen und ihrer ultralockeren Geldpolitik die Eurozone am Leben erhalte. Diese müsse entpolitisiert bzw. entnationalisiert und transparenter gemacht werden. Dadurch können fatale Fehler durch kritikloses Gruppendenken vermieden sowie das Vertrauen der Bürger, Unternehmen und Investoren zurückgewonnen werden, so die Autoren. Anstelle von dauerhaften Niedrigzinsen wollen sie das Schuldenproblem der Eurozone durch klare Haftungsregeln lösen. Damit Investoren nicht zu leichtfertig Kredite an Staaten vergeben, müsse man sie zwingen, bei Verlusten zu haften. Ebenso wichtig sei darüber hinaus eine funktionierende Bankenregulierung mit einer starken europäischen Bankenaufsicht, durch welche „die wechselseitige Abhängigkeit von Banken und Staaten durchbrochen wird“.

Heinen, Mallien und Toncar setzten bei ihrem Plan bewusst auf einen dezentralen Ansatz für die Währungsunion, der Europas Stärke, nämlich seine enorme Vielfalt, betont. Ihre gewählte Vorgehensweise, sich davon freizumachen, was momentan politisch machbar ist, um die Blaupause für eine ideale Gemeinschaftswährung zu zeichnen, spielt den drei Experten dabei in die Hände. Schließlich ist eben diese Vielfalt auch der Ursprung vieler politischer Widerstände, die Reformen an der Eurozone überhaupt so schwierig machen. Mit ihrer eher unüblichen Position, die weder eine Rückkehr zu alten Währungen fordert, noch eine stärkere Integration der Eurozone oder ein Europa der zwei Geschwindigkeiten befürwortet, bringen die Autoren jedoch frischen Wind in eine fade gewordene Debatte, die sich aber weiterhin zu führen lohnt.