Bärendienst

Employer Branding ist der modische Fachbegriff für den nicht leicht auszusprechenden deutschen Begriff „Arbeitgebermarkenbildung“. Apropos nicht leicht. Unermüdlich stehen sich die Mitarbeiter der Personalmarketing-Abteilungen von Banken auf sogenannten Absolventenmessen die Füße in den Bauch. Wenn es nur der Fachkräftemangel wäre, der die Schuhe drücken lässt. Es fängt schon beim Nachwuchs an. Warum soll der junge…


Employer Branding ist der modische Fachbegriff für den nicht leicht auszusprechenden deutschen Begriff „Arbeitgebermarkenbildung“. Apropos nicht leicht.

Unermüdlich stehen sich die Mitarbeiter der Personalmarketing-Abteilungen von Banken auf sogenannten Absolventenmessen die Füße in den Bauch. Wenn es nur der Fachkräftemangel wäre, der die Schuhe drücken lässt. Es fängt schon beim Nachwuchs an. Warum soll der junge Nachwuchs auch in einer Bank die eigene Karriere starten, wenn es so schillernde Berufe wie Medienberater/-in für visuelle Kommunikation oder Kaufmann/Kauffrau für Marketingkommunikation gibt. Doch es geht nicht nur um den Klang der Bezeichnung. Vor allem geht es um den Ruf des neuen Jobs und um den Ruf eines Bankkaufmanns ist in diesen Zeiten nicht gut bestellt.

Da hilft es dem Vorstand einer Genossenschaftsbank auch nicht, wenn dessen Verbandsspitzen unaufhörlich propagieren, dass man im Lager der Volks- und Raiffeisenbanken besser durch die Krise gekommen sei als der Rest. Geeignete Azubis fehlen dennoch. So könnte die eine oder andere Ausbildungsstelle in einer Bank in diesem Sommer unbesetzt bleiben. Dies liegt nicht nur an der schon seit Jahren beklagten Qualifikation der Bewerber. Es liegt zum Teil schlicht an der Anzahl der Bewerber.

Banker, wie der Deutschlandchef der Investmentbank Morgan Stanley, Dirk Notheis, leisten der Branche zudem einen Bärendienst. „Dreist, ungehobelt, schamlos“, bezeichnet Ludwig Poullain, den Investmentbanker Notheis in einem Beitrag im Handelsblatt, nachdem der Mailverkehr zwischen ihm und Stefan Mappus über den Verkauf der EnBW öffentlich wurde.

Poullain, Ex-Chef der West-LB, gilt mit seinen 92 Jahren als Grandseigneur der Branche. Er nimmt kein Blatt vor den Mund. Legendär ist seine Rede (Sittenverfall im Bankwesen) im Juni 2004, die er nicht halten durfte, dann aber kurz darauf in der FAZ erschien und so einem dramatisch größeren Kreis zugänglich wurde. Er sah den Sittenverfall also schon im Jahr 2004. Jahre vor der großen Krise.

Bleibt zu hoffen, dass das süffisante Lächeln hinter verschränkten Armen von „dreisten“ Investmentbankern in Zukunft nicht mehr allzu oft die Titelseiten der Wirtschaftspresse ziert, sonst werden die jungen Leute eher Weinküfer. Prost.


Foto von Jakob Schäfer –
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