Insgesamt 87 Prozent der Ende 2016 vom Bundesministerium der Finanzen befragten Banken kooperieren bereits mit mindestens einem Fintech-Unternehmen und streben auch zukünftig eine Beteiligung oder Kooperation an. Und damit sind sie auch gut beraten, denn die deutsche Fintech-Branche befindet sich in einem sehr schnelllebigen und dynamischen Umfeld mit einer Vielzahl unterschiedlicher Geschäftsmodelle. Europaweit liegt der deutsche Fintech-Markt hinter Großbritannien auf dem zweiten Platz. Banken, aber natürlich auch Versicherer, können hier von der Kundenorientierung, Innovationskraft und Flexibilität der neuen digitalen Player profitieren. Fintechs wiederum können die Sicherheit und Bekanntheit einer Bank oder Versicherung für sich nutzen. Solche Synergien heben am Ende die Gegensätze auf und führen dazu, dass es keine Rolle mehr spielt, wo der Kunde beraten wird, sondern nur noch, dass er gut beraten wird und mit dem Ergebnis zufrieden ist.
Digitalisierung definiert die Spielregeln neu
Bei der Digitalisierung von Finanzdienstleistungen steht die Finanz- und Versicherungsbranche noch am Anfang von letztlich umwälzenden Veränderungen. Dass diese Veränderungen signifikant sein werden, liegt aufgrund des sich dramatisch verändernden Kundenverhaltens außerhalb jeden Zweifels. Schon jetzt können sich ganze Generationen von Menschen den Vorbehalten vieler Älterer gegenüber Online-Angeboten gedanklich kaum mehr anschließen. Gewiss, jede Veränderung braucht ihre Zeit, aber der digitale Wandel gestaltet sich dramatisch schneller als jede bisherige Veränderung in der Branche.
Ein echter Kulturwandel
Ob die etablierten Unternehmen bei dieser Entwicklung eine wesentliche Rolle spielen werden, und Kooperationen zwischen Banken und Fintechs auch wirklich fruchtbare Ergebnisse bringen, hängt nicht zuletzt von der Einstellung der Führungskräfte ab. Denn wir haben es derzeit nicht einfach mit einer Weiterentwicklung, sondern mit einem echten Kulturwandel zu tun. So geht es auf der technischen Ebene nicht nur darum, geübte Prozesse schneller und papierlos zu organisieren, sondern diese komplett neu zu denken. Und auch auf der psychologischen Ebene geht es darum, manchmal „festbetonierte“ Haltungen und Ansichten komplett zur Diskussion zu stellen. Hier wird es an vielen Stellen neuer (Führungs-)Kräfte bedürfen; und auch mit wenig historischem Wissen liegt die Vermutung nahe, dass nur ein Teil der etablierten Unternehmen dazu fähig sein wird.
Türöffner zu ganz neuen Perspektiven
Für jene aber, die sich mit Überzeugung darauf einlassen und erkennen, dass trotz operativer Größenunterschiede die Fintechs nicht automatisch die Junior-Partner sind, die man eine Zeit lang im Sandkasten spielen lässt und denen man dann die besten Spielzeuge wegnimmt, sprich abkauft, kann diese Entwicklung der Türöffner zu ganz neuen Perspektiven sein. Perspektiven, die profitable Geschäftsmodelle auf Basis neuester technologischer Entwicklungen zulassen, aber vor allem die Verbraucher mit besseren Produkten und Services versorgen und so helfen, den historisch oft kritischen Blick auf die Finanzbranche konsequent zu verbessern. Der Fintech-Boom und die mit ihm verbundenen vielen neuen digitalen Angebote und Services senden dafür ein wichtiges Signal an die Verbraucher: Wir haben eure Kritik verstanden und wir arbeiten an besseren, zeitgemäßen Lösungen.