Bargeld trifft negative Zinsen

Und wieder ist die Welt um ein polarisierendes Thema reicher geworden.  Hinweis: Dieser Artikel enthält elf unterschiedliche Bezeichnungen für Geld. Wie lästig ist es doch, permanent an der Lebensmittelkasse nach dem Kleingeld zu suchen. Männer haben es da einfach, weil die fette Geldbörse immer die Gesäßtasche hinten rechts ausbeult, Frauen suchen in den unendlichen Tiefen…


Und wieder ist die Welt um ein polarisierendes Thema reicher geworden.  Hinweis: Dieser Artikel enthält elf unterschiedliche Bezeichnungen für Geld.

Wie lästig ist es doch, permanent an der Lebensmittelkasse nach dem Kleingeld zu suchen. Männer haben es da einfach, weil die fette Geldbörse immer die Gesäßtasche hinten rechts ausbeult, Frauen suchen in den unendlichen Tiefen ihrer Handtaschen schon mal länger nach den Kröten.
Anachronismus nennt der Wirtschaftsweise Peter Bofinger die Penunsen und ist sogleich für deren Abschaffung. Das verhindert Stress an der Kasse, trocknet Geldwäsche mit einem Schlag aus und verhindert im großen Stil Schwarzarbeit.
Vor allem Banken müssten sich dieser  Tage für die Abschaffung des Zasters stark machen. Die Diskussion, die in den USA von Larry Summers angestoßen wurde, wird vor allem vor dem Hintergrund negativer Zinsen diskutiert. Die Angst der Banken: Sie können negative Zinsen nicht durchsetzen, wenn deren Kunden Vermögen en masse abziehen. Im übertragenen Sinne erzielt der Kunde dann eine Rendite für die Bargeldhaltung und umgeht den negativen Zins auf seine Kohle. Dumm also, wer da seine Moneten auf einem Bankkonto dahinschmelzen lässt. Schafft man Cash ab, dann werden Kunden mit Geld zu Bank-Zwangs-Kunden. Dann klappt es auch wieder mit der staatlich verordneten Zinspolitik.
Der Feldversuch für die Akzeptanz von unbaren Zahlsystemen in Deutschland läuft indes nicht erst seit Einführung des Bezahlens mit der Uhr am Handgelenk. Die gute alte ec-Karte, Kreditkarten und die ausgebliebene Revolution mit dem Geldchip auf der ec-Karte laufen seit über 20 Jahren. Und doch hält der Deutsche bei 50 bis 70 Prozent (je nach Studie) seiner Zahltransaktionen am Bargeld fest.

Illegal geht auch digital

Und wie so oft scheint es, dass gerade in Deutschland die Stimmen gegen eine Abschaffung am lautesten sind. Nach Freiheit auf Deutschen Autobahnen, folgt Freiheit an der Lebensmittelkasse. Dabei ist es auch heute schon schwer, überall mit Bargeld zu bezahlen. Zahlen Sie mal ein Auto mit 37.000 Euro in bar. Oder fragen Sie mal den freundlichen Betriebsprüfer, ob sie ihm die Steuernachzahlung nicht gleich in bar mitgeben können. Fehlanzeige. Über die Einzahlung von 27.000 Mäusen brauche ich bei unserer Leserschaft erst gar nicht zu berichten.
Schleichend wird die analoge Knete bereits seit Jahren abgeschafft, wer mit hohen Bargeldbeträgen jongliert, macht sich verdächtig, Geldwäsche oder Schwarzarbeit zu betreiben. Er unterliegt in jedem Fall dem Generalverdacht, irgendwie in illegale Geschäfte verwickelt zu sein. Aber illegal geht auch digital. Längst arbeiten verbrecherische Organisationen mit Prepaid-Kreditkarten und bezahlen Kleinkriminelle mit Gutscheinkarten von Amazon und iTunes. Geldwäsche lässt sich mit der Abschaffung von Bargeld nicht so einfach aushebeln. So tanzte Ross William Ulbricht, Gründer der Plattform Silk-Road, sozusagen e-commerce für Drogen und mehr, den Behörden lange Zeit auf der Nase herum. 18 Millionen Dollar soll alleine er mit der Plattform verdient haben. Man kann sich grob ausrechnen, welche Summen dort gehandelt wurden. Ganz ohne Bargeld, denn die Währung in dem geheimen Onlineshop waren Bitcoins. Ausgezahlt hat sich die Tätigkeit für Ross indes nicht. Zweimal Lebenslang, 5, 15 und nochmal 20 Jahren oben drauf, lassen ihn nun für den Rest seines Lebens im Knast schmoren. Für einen 31-Jährigen eine lange Zeit.
In Frankreich soll es in Zukunft keine 500 Euro Schein geben. Bar geht nur noch bis 1.000 Euro und die Schweden wollen Bargeld am liebsten sofort und ganz abschaffen. Doch Bargeld gehört in eine Demokratie, wie die Luft zum Atmen. Für wen es bequem erscheint Lebensmittel, Parkuhren und Bahntickets unbar zu zahlen, der soll es auch dürfen. Die völlige Transparenz alle Bezahltransaktionen lässt jedoch „1984“ von Orwell als harmlos erscheinen. Oder wollen Sie, dass Ihre Kassenbeiträge steigen, weil REWE petzt, dass Sie wieder rauchen?

Wir haben zwei Prominente Vertreter aus Politik und Bankbranche zum Thema Bargeld gefragt. Die Meinung finden Sie HIER.

Bildnachweis: HUNG KUO CHUN via istockphoto.de